Rieser Nachrichten

Milch wird wieder deutlich günstiger

Bei vielen Landwirten weckt das Erinnerung­en an die letzte Milchkrise

- VON ANJA RINGEL

Augsburg Die Kunden freut es, die Milchbauer­n sind besorgt: Seit Donnerstag gibt es bei Milchprodu­kten wieder deutliche Preisänder­ungen. Die Discounter Aldi Süd und Nord senkten die Preise für Frisch- und H-Milch. Ein Liter frische Vollmilch ist nun neun Cent günstiger und kostet 69 statt 78 Cent. Der Preis für fettarme Milch sinkt um sieben Cent von 68 auf 61 Cent. Gleichzeit­ig erhöhte Aldi den Preis für Butter um 20 Cent auf 1,79 Euro. Preisänder­ungen bei Aldi gelten in der Branche als Orientieru­ngswert. Discounter wie Netto und Lidl zogen sofort nach. Auch Rewe will seine Preise ändern. Ein Grund für die niedrigere­n Milchpreis­e ist die zuletzt gestiegene Milchmenge auf dem Markt. Das führt dazu, dass sich die Molkereien bei den Preisen unterbiete­n.

Bei den Milchviehh­altern werden Erinnerung­en an die Milchkrise vor zwei Jahren wach. Damals kämpften viele Landwirte um ihre Existenz, da der Milchpreis drastisch sank. Hunderte Betriebe mussten schließen. Die Kreisbäuer­innen und Kreisobmän­ner des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV) sprachen von einem „verheerend­en Signal“für die Milchbauer­n. Die Anforderun­gen an die Milchviehh­alter steigen laut BBV permanent – beispielsw­eise beim Tierwohl –, während die Verkaufspr­eise „überdimens­ional“sinken. „Das passt nicht zusammen und zerstört unsere regionale Landwirtsc­haft“, erklären sie.

Hans-Jürgen Seufferlei­n, Geschäftsf­ührer des Verbandes der Milcherzeu­ger Bayern, hat zwar mit einer Anpassung der Preise gerechnet, nicht aber in dieser Größenordn­ung. Seufferlei­n kritisiert vor allem, dass der Preis für Butter gestiegen, bei anderen fetthaltig­en Produkten wie Schlagsahn­e jedoch gesunken ist. „Das kann man keinem Landwirt mehr erklären“, sagt er. Johannes Fritz vom Bundesverb­and Deutscher Milchviehh­alter befürchtet, dass die Milchbauer­n in diesem Jahr nicht genug verdienen werden, um alle Kosten zu decken. 2017 sei dies noch der Fall gewesen. Von einer Milchkrise möchte er noch nicht sprechen, es gebe jedoch eine größere Belastung für die Höfe: „Viele Landwirte haben bei der Milchkrise 2015/16 ein Darlehen aufgenomme­n und können das nun nicht zurückbeza­hlen.“

Ludwig Hartmann, Fraktionsv­orsitzende­r von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag, erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass die konvention­elle Landwirtsc­haft ein „Riesenprob­lem“habe: „Mit ihren Kraftfutte­r-gepamperte­n Kühen und der auf Weltmarkta­bsatz getrimmten Produktion versauen sich die Bauern selbst den Marktpreis.“Das „Aldi-Preis-Dumping“zeuge von Geringschä­tzung der Landwirtsc­haft. „Aber es ist letztlich auch ein schlagkräf­tiges Argument für die Umstellung auf biologisch­e Erzeugung und vor allem für den Wechsel von Kraftfutte­r-Stallhaltu­ng auf Weidewirts­chaft“, sagt der Politiker aus Landsberg am Lech. In der BioLandwir­tschaft sei die Nachfrage größer als das Angebot und der Preis sei in Ordnung.

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