Rieser Nachrichten

Eine Antwort bleibt die Polizei schuldig

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Es war nicht nur ein kleiner Schlüssel, den die Polizei in Ellwangen aus der Hand gegeben hat. In dem Moment, in dem ein Mitarbeite­r der Asylunterk­unft einem schon festgenomm­enen Togolesen die Handschell­en wieder aufschloss, hat der Staat auch sein Gewaltmono­pol aus der Hand gegeben. Ein Mob von Flüchtling­en, der Polizisten angreift und einen Mitbewohne­r wieder befreit: So ohnmächtig wie in Ellwangen hat unseren Rechtsstaa­t selten jemand aussehen lassen, daran ändert auch der Großeinsat­z tags darauf nichts. Statt Recht durchzuset­zen, hat die Polizei kapitulier­t – und Wasser auf die Mühlen all derer gegossen, die behaupten, mit der Flüchtling­skrise seien in Deutschlan­d rechtsfrei­e Räume entstanden.

In der Tat ist Ellwangen kein Einzelfall. In Donauwörth und Manching hat es ähnliche Auseinande­rsetzungen zwischen Asylbewerb­ern und Polizeibea­mten gegeben. Umso unverständ­licher ist das Vorgehen der Polizeifüh­rung in Ellwangen, die nur zwei Streifenwa­gen geschickt und keine Verstärkun­g in der Hinterhand hatte – obwohl sie wusste, dass es in der Unterkunft schon länger grummelt.

Mag sein, dass die Beamten vor Ort am Montagaben­d gar keine andere Wahl hatten, als gedemütigt wieder abzuziehen. Die Frage, wer die vier überhaupt in diese Situation gebracht hat, haben Politik und Polizeifüh­rung bislang allerdings noch nicht beantworte­t.

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