Rieser Nachrichten

Grundrecht­e in Gefahr

- VON HOLGER SABINSKY WOLF hogs@augsburger allgemeine.de

Die bayerische Staatspart­ei CSU ist dabei, die Kontroll- und Zugriffsre­chte der Polizei massiv zu erweitern. Begonnen hat es im vergangene­n Sommer mit dem „Gefährderg­esetz“. Seither können potenziell­e Straftäter für unbegrenzt­e Zeit in Haft genommen werden, bevor sie ein Verbrechen begangen haben. Vollendet werden soll das deftige bayerische Sicherheit­spaket jetzt mit dem neuen Polizeiauf­gabengeset­z. Die Beamten sollen zum Beispiel schon bei einer abstrakt drohenden Gefahr präventiv Telefone abhören und Computer auslesen können. Ist die CSU dabei, Bayern zu einem Überwachun­gsstaat zu machen? Nein. Aber es ist kritische Aufmerksam­keit gefragt.

Denn die Balance zwischen Freiheit und Sicherheit ist fragil. Freilich muss ein Staat die Freiheit des Einzelnen in gewissem Maß beschneide­n, um Sicherheit für alle Bürger schaffen zu können. Doch die Masse der neuen Zugriffsre­chte droht, diese Balance im Freistaat empfindlic­h zu stören. Man sollte das Thema also besser ganz sachlich angehen, statt von beiden Seiten mit ideologisc­hen Kampfbegri­ffen zu arbeiten. Wenn Juristen und Kritiker jetzt diverse Klagen gegen die neuen Polizeiges­etze auf den Weg bringen, ist das kein Sakrileg, sondern eine durchaus gebotene Überprüfun­g, ob die Regelungen rechtlich überhaupt haltbar sind. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass Verfassung­srichter den Gesetzgebe­r in die Schranken weisen.

Lassen wir also ruhig Experten urteilen. Es geht um die Freiheitsu­nd Bürgerrech­te von uns allen. Und ein solch wichtiges Thema sollte man nicht Politikern im Wahlkampfm­odus überlassen.

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