Skandal weitet sich aus
Der WDR stellt binnen weniger Wochen zwei Mitarbeiter frei. Sie sollen Frauen sexuell belästigt haben. Einer wehrt sich nun dagegen
Die Vorwürfe gegen Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Westdeutschen Rundfunks (WDR) wegen sexueller Belästigungen haben sich ausgeweitet. Zuletzt wurde einer der Angeschuldigten sogar namentlich bekannt – es handelt sich um den Leiter des Programmbereichs Fernsehfilm, Kino und Serie, Gebhard Henke. Das teilte dessen Anwalt Peter Raue mit. Henke ist einer breiteren Öffentlichkeit als ARD-„TatortKoordinator“bekannt.
Henke ist damit Medienberichten zufolge der siebte WDR-Mitarbeiter, dem in den vergangenen vier Wochen vorgeworfen wurde, Frauen sexuell belästigt zu haben. Henke wehrt sich dagegen. Sein Mandant, so erklärte es Anwalt Raue am Montag, sei am Sonntag freigestellt worden, ohne ihm „einen einzigen konkreten Sachverhalt zu nennen“. Er habe den WDR aufgefordert, die Vorwürfe bis zum 10. Mai zu konkretisieren und Henke dazu Stellung nehmen zu lassen – oder die Freistellung aufzuheben. Henke habe „sich nichts zuschulden kommen lassen“. Und weiter: Sein Mandant habe sich entschieden, seinen Namen zu nennen, um Spekulationen ein Ende zu bereiten. Erst kürzlich war ein Auslandskorrespondent wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung freigestellt worden.
Die Sprecherin des Bayerischen Rundfunks (BR), Sylvie Stephan, sagte auf Nachfrage unserer Zeitung am Donnerstag, „dass wohl kein Unternehmen Fälle von sexueller Belästigung für sich ausschließen“könne. Wie vielen ähnlich gelagerten Vorwürfen wie beim WDR der BR bereits nachgegangen sei, könne sie nicht beantworten. Entsprechendes Fehlverhalten werde im BR auf disziplinarische und arbeitsrechtliche Konsequenzen hin geprüft und gegebenenfalls sanktioniert. In Betracht kommen, so Sylvie Stephan, Maßnahmen wie Abmahnung, Versetzung und in gravierenden Fällen auch die Kündigung. „Entsprechend wurde in den letzten Jahren auch verfahren.“
Was die gesamte ARD betreffe, ergänzte Sylvie Stephan, unterstütze diese unter anderem die neue unabhängige und überbetriebliche Beschwerdestelle in der Film- und Fernsehbranche. Die ARD habe ihre aktive Beteiligung an den Gesprächen zur Gründung des Trägervereins zugesagt. „Beschlossen wurde, dass der MDR für die ARD dem Trägerverein beitritt.“(mit dpa)