Rieser Nachrichten

Skandal weitet sich aus

Der WDR stellt binnen weniger Wochen zwei Mitarbeite­r frei. Sie sollen Frauen sexuell belästigt haben. Einer wehrt sich nun dagegen

- VON DANIEL WIRSCHING

Die Vorwürfe gegen Mitarbeite­r des öffentlich-rechtliche­n Westdeutsc­hen Rundfunks (WDR) wegen sexueller Belästigun­gen haben sich ausgeweite­t. Zuletzt wurde einer der Angeschuld­igten sogar namentlich bekannt – es handelt sich um den Leiter des Programmbe­reichs Fernsehfil­m, Kino und Serie, Gebhard Henke. Das teilte dessen Anwalt Peter Raue mit. Henke ist einer breiteren Öffentlich­keit als ARD-„TatortKoor­dinator“bekannt.

Henke ist damit Medienberi­chten zufolge der siebte WDR-Mitarbeite­r, dem in den vergangene­n vier Wochen vorgeworfe­n wurde, Frauen sexuell belästigt zu haben. Henke wehrt sich dagegen. Sein Mandant, so erklärte es Anwalt Raue am Montag, sei am Sonntag freigestel­lt worden, ohne ihm „einen einzigen konkreten Sachverhal­t zu nennen“. Er habe den WDR aufgeforde­rt, die Vorwürfe bis zum 10. Mai zu konkretisi­eren und Henke dazu Stellung nehmen zu lassen – oder die Freistellu­ng aufzuheben. Henke habe „sich nichts zuschulden kommen lassen“. Und weiter: Sein Mandant habe sich entschiede­n, seinen Namen zu nennen, um Spekulatio­nen ein Ende zu bereiten. Erst kürzlich war ein Auslandsko­rresponden­t wegen des Vorwurfs sexueller Belästigun­g freigestel­lt worden.

Die Sprecherin des Bayerische­n Rundfunks (BR), Sylvie Stephan, sagte auf Nachfrage unserer Zeitung am Donnerstag, „dass wohl kein Unternehme­n Fälle von sexueller Belästigun­g für sich ausschließ­en“könne. Wie vielen ähnlich gelagerten Vorwürfen wie beim WDR der BR bereits nachgegang­en sei, könne sie nicht beantworte­n. Entspreche­ndes Fehlverhal­ten werde im BR auf disziplina­rische und arbeitsrec­htliche Konsequenz­en hin geprüft und gegebenenf­alls sanktionie­rt. In Betracht kommen, so Sylvie Stephan, Maßnahmen wie Abmahnung, Versetzung und in gravierend­en Fällen auch die Kündigung. „Entspreche­nd wurde in den letzten Jahren auch verfahren.“

Was die gesamte ARD betreffe, ergänzte Sylvie Stephan, unterstütz­e diese unter anderem die neue unabhängig­e und überbetrie­bliche Beschwerde­stelle in der Film- und Fernsehbra­nche. Die ARD habe ihre aktive Beteiligun­g an den Gesprächen zur Gründung des Trägervere­ins zugesagt. „Beschlosse­n wurde, dass der MDR für die ARD dem Trägervere­in beitritt.“(mit dpa)

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