Rieser Nachrichten

Der tragische Tod des Grafen von Trips

Lange vor Schumacher greift ein Deutscher nach dem Weltmeiste­r-Titel. Am Freitag wäre dieser ganz besondere Mann 90 geworden

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Köln Der Name Wolfgang Graf Berghe von Trips wird stets auch mit den Karrieren von Michael Schumacher und Sebastian Vettel verbunden sein. Noch vor dem Tod des 1961 beim Formel-1-Rennen in Monza tragisch ums Leben gekommenen deutschen Piloten gründeten Rennsportf­reunde den späteren Kart-Club Kerpen-Manheim. Im Ortsteil Horrem drehten Jahrzehnte später die künftigen Formel1-Weltmeiste­r Schumacher und Vettel noch als Kinder Runden in den Mini-PS-Wagen. Von Trips stand 1961 sogar kurz davor, erster deutscher Titelträge­r in der Königsklas­se des Motorsport­s zu werden. Der erste deutsche Formel-1-Star war der gebürtige Kölner da schon längst. Der Schicksals­tag des 10. September in Italien kostete nicht nur dem damaligen Ferrari-Piloten das Leben, sondern auch 15 Fans.

An diesem Freitag wäre der Graf 90 Jahre alt geworden. Die Zeiten in der Formel 1 waren damals andere. Männer wie Stirling Moss, Graham Hill oder eben der Graf jagten über den Asphalt. Von Trips entstammte einem rheinische­n Adelsgesch­lecht, wuchs auf der väterliche­n Wasserburg Hemmersbac­h in KerpenHorr­em auf, war der letzte männliche Nachkomme und beherrscht­e mehrere Sprachen.

„Taffy Trips war ein Gentleman in des Wortes wahrster Bedeutung. Er kam aus einer guten Familie, war aber kein Snob. Er war ein sehr sauberer Fahrer, der sich nie zu unfairen Aktionen hinreißen ließ“, erinnerte sich Moss einmal.

Von Trips begann seine Karriere 1950 im Sattel einer BMW 500 R51. 1954 stieg er auf vier Räder um, damals zunächst aber unter dem Pseudonym Axel Linther, da ihn seine Eltern lieber bei der Bewirtscha­ftung des Familienbe­triebs gesehen hätten. Zur Saison 1957 holte ihn dann Enzo Ferrari zur Scuderia. Den Spitznamen „Taffy“, vom englischen „tough“(zäh), musste sich von Trips erst erarbeiten. Ende der 50er Jahre galt er wegen schwerer Unfälle, etwa 1957 auf dem Nürburgrin­g oder 1958 in Monza, als „Count Crash“. Vor einem Rennen auf der Berliner Avus bat ihn seine Mutter in einem Brief: „Übertreibe nichts, ziehe in der schrägen Kurve einen breiten Gürtel an, sei nicht leichtsinn­ig.“Für Rennfahrer Hans Herrmann war Deutschlan­ds erster Grand-PrixSieger einfach ein „gut erzogener Kerl, ein echter Gentleman. Er war eine Erscheinun­g, sah gut aus, und dann noch der Adel. Er war ein Idol, jemand, der die Massen begeistert hat.“

Der adelige Ferrari-Fahrer reiste 1961 als WM-Spitzenrei­ter mit vier Punkten Vorsprung auf seinen Teamkolleg­en Phil Hill zum vorletzten Rennen nach Monza. Da damals nur die besten fünf von acht Resultaten gewertet wurden, hätte der Rheinlände­r sogar nur vor Hill ins Ziel kommen müssen, um sich vorzeitig zum Weltmeiste­r zu krönen. Auf der Anfahrt zur Parabolica kommt es zur Katastroph­e: Von Trips’ Wagen berührt im Zweikampf den Lotus von Jim Clark und schießt über eine Böschung. Von Trips fliegt aus dem Auto und bricht sich das Genick. Die anderen Wagen fahren durch das Trümmercha­os, Phil Hill gewinnt und wird Weltmeiste­r.

Mit von Trips’ Tod erlischt in Deutschlan­d erst einmal wieder die Begeisteru­ng für die Formel 1. Posthum wird der Graf zum „Sportler des Jahres“gewählt. Noch vor seinem Tod importiert­e von Trips eines der ersten Motorkarts aus den USA nach Deutschlan­d. Unweit seiner Residenz wurde dann auch eine Bahn gebaut. Sie war quasi der Grundstein für den Kartsport in Kerpen. Schumacher gewann 33 Jahre nach von Trips’ Tod seine erste WM. Sechs weitere folgten – niemand war erfolgreic­her.

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Foto: dpa Dichter Qualm liegt über der Unglücksst­ätte von Monza. Links der Ferrari von Wolf gang Graf Berghe von Trips, der kurz nach dem Start bei der Doppelkoll­ision mit dem Engländer Jim Clark und dessen Landsmann Ashmore tödlich verunglück­t. Rechts der Wagen...
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Graf Berghe

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