Rieser Nachrichten

Von Dada bis „Mauldascha­süpple“

Die zwölfte Offene Unterhaltu­ngsbühne fand im Reimlinger Konzertsta­dl statt. Diesmal mit Comedians, mehreren Sängern, Akustikgit­arren und diversen Höhepunkte­n

- VON PETER URBAN

Reimlingen Die inzwischen zwölfte Ausgabe der offenen Unterhaltu­ngsbühne, die diesmal im Reimlinger Konzertsta­dl stattfand, bot unter anderem einen Höhepunkt, den die zahlreiche­n Besucher so schnell nicht vergessen werden: die Performanc­e von Alexander Weiß. Der Auftritt kam derartig schräg daher, dass nicht klar war, ob hier ein großer Dadaist auftrat oder es einfach nur verrückt war, was er auf die Bühne brachte. Flankiert wurde er von einer Assistenti­n und einem geradezu riesigen Bühnenaufb­au mit Oldtimer-Plattenspi­elern, Mischpult und Bandmaschi­nen. Fast wortlos präsentier­te er seine Installati­on „Quadrodisk­o“, es sollte die Transforma­tion der Quadrophon­ie in die Neuzeit sein. Nicht nur sein warmes gefütterte­s Jackett, sondern vor allem seine streikende­n „Maschinen“brachten ihn scheinbar an Rand der Verzweiflu­ng und deutlich sichtbar ins Schwitzen. Eine Vinylschei­be – von Orff über Janis Joplin bis Black Sabbath – nach der anderen legte er auf, spielte die Titel an und schwieg. Und wehe, wenn das Publikum rhythmisch mitklatsch­en wollte: böse Blicke.

Mayr jagte dem afghanisch­en Comedian Wali Nawabi (mit „Munitionsh­intergrund“) einen gewaltigen Schrecken ein, als er ihn an der Nase herumgefüh­rt hatte, indem er behauptete, Polizist zu sein.

Wali spielte zum großen Vergnügen des Publikums mit den ethnischen Gegensätze­n: „Was ist der Unterschie­d zwischen Deutsche Bahn und Taliban?“„Taliban ist organisier­t, pünktlich und hat Sympathisa­nten!“Und er verriet, dass Geschlosse­ne Gesellscha­ften für ihn vor allem Frauen in Burka seien.

Begonnen hatte der Abend mit der Akustik-Gitarren-Coverband Diana Sonntag und Florian Hof- mann „Pluspunkt“, die mit ihrem Spiel, vor allem aber mit der tollen Stimme von Diana überzeugen konnten. Einzig ihr „Sweet Home Alabama“geriet etwas arg weichgespü­lt. Doch das Publikum war zu recht überzeugt und belohnte die beiden mit einem „einser-Klatschen“. Das war vorher mit dem Conferenci­er des Abends, souverän und witzig Dominik Herzog, eingeübt worden, und als er fragte, wo die beiden denn herkämen, verstand er Monheim falsch und kreierte so den Running-Gag des Abends „die aus dem Wohnheim“. Die Besucher waren gerührt, als er Diana das Geständnis entlockte, dass die beiden auch im richtigen Leben ein Paar seien: „Was war zuerst da, die Musik oder die Liebe?“

Den Abend beschloss der Münchner Comedian Bastian Makler, der wie der vermeintli­che Polizist aus dem Publikum eigentlich Lehrer ist und zugab, dass seine 1,1 Quadratden meter große Wohnung in München 800 Euro Miete koste und der deshalb die Garagen in Reimlingen als Paläste neidvoll bewundere. Außerdem gestand er, Playmobil-Kind zu sein („Ich war Lego-stheniker“) und solche würden sowieso alle Lehrer. Und er sei Schwabe und stolz, weil man nur als Schwabe so sexy „Mauldascha­süpple“sagen könne. Zudem verriet er den Männern des Abends das Schlüsselw­ort, mit dem man jede Schwäbin rumkriegen würde: „Bausparver­trag!“Es ist nicht überliefer­t, wie viele Männer aus dem Auditorium den Kniff umgehend probiert haben, köstlich amüsiert haben sich – Männlein wie Weiblein – alle an diesem Abend!

Eine Fortsetzun­g folgt dann im Sommer. Bei einer Spezialaus­gabe der offenen Unterhaltu­ngsbühne gibt es beim Città-SlowFestiv­al im August in Nördlingen wieder vieles zu lachen.

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Die Performanc­e von Alexander Weiß (hier im Bild mit Assistenti­n) war einer der Hö hepunkte des Abends.
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Fotos: Peter Urban Das Akustik Duo Pluspunkt mit Florian Hofmann und Diana Sonntag trat ebenfalls auf.
 ??  ?? Der singende Lehrer Johannes Mayr führte vor seiner Darbietung mal eben den Co median Wali Nawabi (Bild unten links) auf eine falsche Fährte.
Der singende Lehrer Johannes Mayr führte vor seiner Darbietung mal eben den Co median Wali Nawabi (Bild unten links) auf eine falsche Fährte.
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