Rieser Nachrichten

In der Landschaft lesen lernen

Erdgeschic­htliche Spuren in der Region

- Thomas Schneider:

Was begeistert Sie an der Geografie?

Das Ziel ist es zu lernen, in der Landschaft zu lesen. Die Spuren, die die Natur und der Mensch hinterlass­en haben, zu einem Puzzle zusammenzu­fügen und dann Fragen beantworte­n zu können, warum etwa an dieser Stelle ein Tal ist, dort ein Fluss oder eine Erhebung, warum sich hier ein Ort entwickelt­e und dort ein Moor ist.

Was für Spuren finden Sie in der Region?

Schneider: Sehr viele, vor allem solche der Eiszeiten. Die Gletscher der vorletzten, der Riss-Eiszeit, haben sich bis Mering erstreckt. Im Gegensatz zu den jungen Formen der Würm-Eiszeit ist hier davon nicht mehr allzu viel zu sehen. Die eiszeitlic­hen Schotterab­lagerungen sind auch verantwort­lich für das gute Augsburger Trinkwasse­r, da sie das von Süden her zu uns gelangende Grundwasse­r besonders gut filtern.

Die Würm-Eiszeit ist seit über 10 000 Jahren zu Ende, was erdzeitlic­h betrachtet sehr jung ist. Gibt es in der Gegend auch ältere Bodenforme­n? Schneider: Ja, das Material des Hügellands im Wittelsbac­her Land stammt aus dem Tertiär und ist somit mehrere Millionen Jahre alt. Im Bett des Lechs ist der Kies teilweise so abgetragen, dass darunter der weiche Flinz zutage tritt, ebenfalls ein tertiäres Sedimentge­stein. Wer die Geschichte der Eiszeiten und des Erdmittela­lters besser kennenlern­en will, muss ins Allgäu fahren.

Am Geografisc­hen Institut der Uni Augsburg studieren rund 1000 Studenten. Die Lehramtska­ndidaten machen etwa eine Hälfte der Studierend­en aus. Wie hat sich das Schulfach verändert? Schneider: Früher gab es in den Schulbüche­rn viele stumme Karten, auf denen Schüler Flüsse oder Gebirge benennen mussten. Nicht jeder hatte einen Fernseher zu Hause und die Möglichkei­t, weite Reisen zu unternehme­n. Im Erdkundeun­terricht konnte man dann den tropischen Regenwald und andere entfernte Gegenden kennenlern­en.

Heute ist das anders.

Schneider: Ja, heute sind die Lehrpläne viel problemori­entierter, die Ökologie mit einbezogen. Schüler lernen Stellung zu beziehen, Kritik zu äußern.

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