In der Landschaft lesen lernen
Erdgeschichtliche Spuren in der Region
Was begeistert Sie an der Geografie?
Das Ziel ist es zu lernen, in der Landschaft zu lesen. Die Spuren, die die Natur und der Mensch hinterlassen haben, zu einem Puzzle zusammenzufügen und dann Fragen beantworten zu können, warum etwa an dieser Stelle ein Tal ist, dort ein Fluss oder eine Erhebung, warum sich hier ein Ort entwickelte und dort ein Moor ist.
Was für Spuren finden Sie in der Region?
Schneider: Sehr viele, vor allem solche der Eiszeiten. Die Gletscher der vorletzten, der Riss-Eiszeit, haben sich bis Mering erstreckt. Im Gegensatz zu den jungen Formen der Würm-Eiszeit ist hier davon nicht mehr allzu viel zu sehen. Die eiszeitlichen Schotterablagerungen sind auch verantwortlich für das gute Augsburger Trinkwasser, da sie das von Süden her zu uns gelangende Grundwasser besonders gut filtern.
Die Würm-Eiszeit ist seit über 10 000 Jahren zu Ende, was erdzeitlich betrachtet sehr jung ist. Gibt es in der Gegend auch ältere Bodenformen? Schneider: Ja, das Material des Hügellands im Wittelsbacher Land stammt aus dem Tertiär und ist somit mehrere Millionen Jahre alt. Im Bett des Lechs ist der Kies teilweise so abgetragen, dass darunter der weiche Flinz zutage tritt, ebenfalls ein tertiäres Sedimentgestein. Wer die Geschichte der Eiszeiten und des Erdmittelalters besser kennenlernen will, muss ins Allgäu fahren.
Am Geografischen Institut der Uni Augsburg studieren rund 1000 Studenten. Die Lehramtskandidaten machen etwa eine Hälfte der Studierenden aus. Wie hat sich das Schulfach verändert? Schneider: Früher gab es in den Schulbüchern viele stumme Karten, auf denen Schüler Flüsse oder Gebirge benennen mussten. Nicht jeder hatte einen Fernseher zu Hause und die Möglichkeit, weite Reisen zu unternehmen. Im Erdkundeunterricht konnte man dann den tropischen Regenwald und andere entfernte Gegenden kennenlernen.
Heute ist das anders.
Schneider: Ja, heute sind die Lehrpläne viel problemorientierter, die Ökologie mit einbezogen. Schüler lernen Stellung zu beziehen, Kritik zu äußern.