Er hat die Geschichte im Blick
Was Bürger von einem Stadtarchivar wissen wollen
Herr Sponsel, kennen Sie alle Antworten auf den Bildern rechts?
Die Aufgabe 8 wusste ich nicht aus dem Stegreif.
Mit den historischen Fragen hatten Sie wohl weniger Probleme?
Sponsel: Das ist ja auch mein Job. Hätte ich da eine Frage falsch beantwortet, dann würde ich kommende Woche zum Oberbürgermeister gehen und meine Arbeit abgeben.
Geht man als Stadtarchivar denn mit einem anderen Blick durch Nördlingen und das Ries?
Sponsel: Natürlich schau ich mir alles genauer an. Insbesondere versuche ich Veränderungen im Stadtbild wahrzunehmen. In der Wohnlandschaft blicke ich zum Beispiel auch gerne auf gelungene Bauten.
Was machen Sie in Ihrem Beruf? Sponsel: Wir sind eine Informationsstelle für Menschen, die Anfragen zu Dokumentationen über Nördlingen und das Ries haben.
Von wem kommen die Anfragen? Sponsel: Von verschiedenen Leuten, etwa Schülern, die für ein Schulprojekt arbeiten, oder Familienforschern. Darüber hinaus kommen Studenten auf mich zu ebenso auch Wissenschaftler von Universitäten.
Gibt es da eine Begegnung, die Ihnen besonders in Erinnerung blieb? Sponsel: Spontan fällt mir ein, dass mich einmal zwei ältere Herren nach Briefen der „Hexe“Rebekka Lemp fragten. Die Briefe erschütterten die beiden so sehr, dass sie weinten. Bei den Briefen handelt es sich um die letzten Lebenszeichen der Frau aus dem Gefängnis.
Was sind die historisch bedeutendsten Ereignisse der Stadt Nördlingen? Sponsel: Der Dreißigjährige Krieg und die damit verbundene Schlacht bei Nördlingen spielte natürlich eine große Rolle. Schätzungen zufolge starben auf dem Schlachtfeld 8000 aus dem protestantischen Heer der Schweden und 1200 kaiserliche Katholiken. Zwischen 1600 und 1650 wurde die Bevölkerung nahezu halbiert. Im Kriegsjahr 1634 kamen durch Seuchen und Krankheiten etwa 2000 Menschen um. Die Bewohneranzahl vor dem Krieg wurde erst im Jahr 1939 wieder erreicht.