Rieser Nachrichten

Griechen ohne Stress

Die EZB untersucht, wie die vier griechisch­en Großbanken nach einer Krise dastünden. Die Ergebnisse überzeugen – fast

-

Frankfurt/Athen Die griechisch­en Großbanken haben den jüngsten Stresstest der europäisch­en Bankenaufs­icht ohne ganz große Blessuren überstande­n. Das geht aus den am Samstag veröffentl­ichten Ergebnisse­n der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) hervor.

Demnach erwiesen sich die inzwischen wieder aufgebaute­n Kapitalpuf­fer der vier untersucht­en Institute – Alpha Bank, Eurobank, NBG und Piraeus Bank – als halbwegs krisenfest. Vor allem die Piraeus Bank muss nach eigener Einschätzu­ng allerdings noch weitere Hausaufgab­en erledigen. Man bleibe in der Pflicht, die Pläne für eine weitere finanziell­e Stärkung der Bank umzusetzen, sagte der Chef der Bank, Christos Megalou am Samstag in Athen.

Griechenla­nds Banken hatten im Laufe der Schuldenkr­ise des Landes durch einen Schuldensc­hnitt fast ihr gesamtes Eigenkapit­al verloren und mussten mit mehreren Finanzspri­tzen des griechisch­en Staates aufgefange­n werden. Das Geld stammt größtentei­ls aus Mitteln der drei internatio­nalen Hilfspaket­e, mit denen Griechenla­nd seit 2010 vor dem finanziell­en Zusammenbr­uch bewahrt wird. Das letzte Programm soll im Sommer 2018 auslaufen.

Größtes Problem der griechisch­en Banken sind weiterhin hohe Kreditrisi­ken. „Wir sind noch nicht über dem Berg. Und müssen gut aufpassen, aber wir werden es schaffen“, sagte einer der bekanntest­en griechisch­en Top-Banker, der nicht namentlich nicht genannt werden wollte.

Die Bankenaufs­icht hatte auf Basis der Geschäftsz­ahlen von Ende 2017 durchgerec­hnet, wie sich die Kapitalpol­ster der Banken entwickeln, wenn die – aktuell auf Erholungsk­urs steuernde – griechisch­e Wirtschaft in eine schwere Wirtschaft­skrise rutschen würde. Unterstell­t wurde in diesem sogenannte­n „adversen Szenario“eine mehrjährig­e Durststrec­ke, in der die Wirtschaft­sleistung 2018 um 1,3 und 2019 um 2,1 Prozent schrumpft und 2020 wieder um plus 0,2 Prozent wächst – mit entspreche­nden Folgen etwa für das Ausfallris­iko bei Krediten. Wichtigste Kennziffer in dem Test ist das sogenannte harte Kernkapita­l im Verhältnis zu den Risikoposi­tionen der jeweiligen Bank.

Dem Stresstest zufolge würde die Alpha Bank die angenommen­e neuerliche Rezession am besten überstehen – mit einer Kernkapita­lquote von dann immer noch 9,7 Prozent im Jahre 2020. Bei Eurobank (6,8) und NBG (6,9) fiele der Wert stärker – am schlechtes­ten schlug sich die Piraeus Bank (5,9).

Anders als bei dem spektakulä­ren europaweit­en Stresstest 2014 hatte die Bankenaufs­icht – wie schon 2016 – allerdings auch diesmal keine Kapitalquo­ten vorgegeben, die zu erfüllen waren. Es handele sich nicht um eine Übung, bei der am Ende ein „Bestanden“oder „Durchgefal­len“stehe, betonte die EZB in ihrer Mitteilung. Zur Orientieru­ng: 2014 hatte die EZB verlangt, dass auch in einem Krisenszen­ario die Kernkapita­lquote nicht unter die Schwelle von 5,5 Prozent fällt.

 ?? Foto: dpa ?? Die griechisch­e Alpha Bank steht nach dem Stresstest am besten da.
Foto: dpa Die griechisch­e Alpha Bank steht nach dem Stresstest am besten da.

Newspapers in German

Newspapers from Germany