Melancholie und Maienlust in Nördlingen
Gitarrenkonzert im Museum Augenblick
Nördlingen Die Konkurrenz an diesem Abend war riesengroß, nicht nur, dass der FC Bayern mit einer Fußball-Übertragung drohte, auch viele andere Veranstaltungen lockten. Und trotzdem war Günther Holzheys Museum Augenblick ausverkauft. Stefan Noderer an der Gitarre und der Hausherr, Rieser Kulturpreisträger von 2012, bildeten ein kongeniales Duo, welches das Thema des Abends „Melancholie und Maienlust“in bestem Sinne auf die Bühne bzw. Leinwand brachten. Apropos bringen: Dr. Wulf-Dietrich Kavasch, der Vorsitzende des Vereins Rieser Kulturtage, brachte als Gastgeschenk eine Schachtel mit alten Glas-Dias für die Laterna magica mit, die er in seinem Fundus aufgestöbert hatte. Die Künstler des Abends verknüpften die beiden Aspekte unseres Lebens – das Aufblühen und das Vergehen – konzertant und hintersinnig. Stefan Noderer spielte schweigend romantische Werke vorwiegend des spanischen Komponisten Fernando Sor und bezauberte durch Harmonie, Anmut und Grazie aus der großen Zeit der Romantik. Das unterstrich Günther Holzhey mit seinen Projektionen, die klappernde Mühlräder in idyllischen Flusstälern, romantisch verklärte Tänzerinnen auf der Bühne oder Nymphen, die aus Blumen wuchsen, zeigten. Nicht ohne ein Augenzwinkern, denn seine Figuren blinzelten den Zuschauern ab und an schelmisch zu oder gerieten durch schnelle Wechsel der Bilder geradezu in Ekstase. Nicht nur liebliche, auch gar schreckliche Gestalten erschienen auf der Leinwand, zu denen Günther Holzhey ebenso schaurige Geschichten zu erzählen wusste. Tanzende Skelette und makabere Reime, die der „Zauberer an seiner Wunderlampe“gerne auch mit eigenhändig produzierten Geräuschen (Regen, Blitz, Donner, aber auch schmatzende Küsse) unterstrich und das Publikum zum Schmunzeln brachte. Zur Pause gab es stilgerecht Maibowle, die man im kleinen Garten hinter dem Museum genießen konnte. Danach las und illustrierte Günther Holzhey in Personalunion das Märchen von Dornröschen, die romantischen Bilder dazu sind wirklich herrlich aus der Zeit gefallen.
Viel zu schnell ging der nostalgische Abend zu Ende mit einer visuellen Meditation über das Rauchen und als Abspann viele originelle – heute würde man sagen – „Folien“über den Begriff „Good Night“. Gut erholt und in bestem Sinne tiefenentspannt verließen die Besucher das Museum.