Ein „Zug’reister“verliebt sich ins Ries
Hennes Ruißing zeigt seine Bilder in der Gemeindekanzlei Hohenaltheim
Hohenaltheim Sie ist gar nicht so einfach zu finden, die Gemeindekanzlei in den Schmidbreiten 4 in Hohenaltheim. Und so war es ein relativ kleiner Kreis, der die Ausstellungseröffnung der Werke von Hennes Ruißing miterleben durfte. Doch die, die da waren, haben es nicht bereut. Denn selten kann man über einen Künstler quasi in Stammtischatmosphäre so viel erfahren.
Denn auch der Künstler selbst wohnt seit 1990 – hinter Bäumen und Sträuchern versteckt – in einem kleinen Häuschen in Hohenaltheim zwischen unzähligen Bildern, Rahmen und Farben und ist eigentlich leichter beim Arbeiten an der Staffelei irgendwo in der Natur zu finden. Er malt nämlich gerade viel draußen an Frühlingsbildern, wie er sagt. Seit Jahren hat er sich Themen aus dem Ries verschrieben und zeigt diese erstmals in so großer Zahl. Wobei „zeigen“eigentlich zu wenig gesagt ist, denn er hat sich entschlossen, viele seiner Bilder als Dauerleihgabe der Gemeinde Hohenaltheim zur Verfügung zu stellen. Und so hatte Dr. Wulf-Dietrich Kavasch auch den unterschriftsbereiten Leihvertrag dabei, der dann auch zügig abzuschließen sei, denn es könnte ja sein, „dass die Bilder schnell im Wert steigen“, wie der Künstler scherzhaft erwähnte. Auch Fürst Moritz zu Oettingen-Wallerstein gab sich die Ehre. Als das Gespräch dann auf das Modell des Hohenaltheimer Schlosses kam, das im Sitzungssaal steht und die Geschichte mit Mozart erzählt wurde, den die Wallersteiner „ja damals nicht haben wollten“, wie ein Besucher sagte, bot sich Hennes Ruißing sogleich als Hofmaler an, was Fürst Moritz lächelnd aber bestimmt ablehnte. Der Nachmittag gehörte aber eindeutig dem Künstler, der frei von der Leber weg das erzählte, was ihn bewegt oder bewegte. In Augsburg geboren, hat er nach dem Abitur Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Kunstlehrer am Gymnasium St. Stephan in Augsburg war er zwar über 30 Jahre lang „aber immer nur nebenberuflich“, wie er sagte.
Seine Berufung galt immer schon der Malerei, und er fügt hinzu „man sollte immer um sein Leben malen, nicht nur zum Broterwerb“. Denn dann wird die Kunst wahrhaftig und nur „wenn es wahrhaftig ist, ist ein Bild gut“. Auf Landschaften, Stillleben und Portraits hat sich Hennes Ruißing spezialisiert, auch heute noch unterhält er ein kleines Atelier in der Nördlinger Judengasse, „weil die Leute lieber nach Nördlingen zu den Sitzungen kommen als hierher aufs Land“. Auch zum Nördlinger Atelier gibt es eine Anekdote: als die Vermieterin erfuhr, dass ihr zukünftiger Mieter Maler sei, wollte sie ihm sogleich den Auftrag erteilen, „eben dieses Haus mal wieder richtig runterzuweißeln“. Dass er das ablehnen musste, hat dem Verhältnis keinen Abbruch getan, im Gegenteil, so kann die Bevölkerung auf das reiche Schaffen von Hennes Ruißing zurückgreifen und sich erfreuen an seinen Landschaften, an Büchern, die er illustriert hat oder auch an seinem immerwährenden Kalender mit Motiven rund um Hohenaltheim, der zum Jubiläum der Gemeinde entstanden ist.
Wichtigmacherei oder Rückzug in den Elfenbeinturm ist nicht sein Ding, wie er sagt: „Kunst verstehe ich immer als Werk für die anderen.“