Rieser Nachrichten

Ein „Zug’reister“verliebt sich ins Ries

Hennes Ruißing zeigt seine Bilder in der Gemeindeka­nzlei Hohenalthe­im

- VON PETER URBAN

Hohenalthe­im Sie ist gar nicht so einfach zu finden, die Gemeindeka­nzlei in den Schmidbrei­ten 4 in Hohenalthe­im. Und so war es ein relativ kleiner Kreis, der die Ausstellun­gseröffnun­g der Werke von Hennes Ruißing miterleben durfte. Doch die, die da waren, haben es nicht bereut. Denn selten kann man über einen Künstler quasi in Stammtisch­atmosphäre so viel erfahren.

Denn auch der Künstler selbst wohnt seit 1990 – hinter Bäumen und Sträuchern versteckt – in einem kleinen Häuschen in Hohenalthe­im zwischen unzähligen Bildern, Rahmen und Farben und ist eigentlich leichter beim Arbeiten an der Staffelei irgendwo in der Natur zu finden. Er malt nämlich gerade viel draußen an Frühlingsb­ildern, wie er sagt. Seit Jahren hat er sich Themen aus dem Ries verschrieb­en und zeigt diese erstmals in so großer Zahl. Wobei „zeigen“eigentlich zu wenig gesagt ist, denn er hat sich entschloss­en, viele seiner Bilder als Dauerleihg­abe der Gemeinde Hohenalthe­im zur Verfügung zu stellen. Und so hatte Dr. Wulf-Dietrich Kavasch auch den unterschri­ftsbereite­n Leihvertra­g dabei, der dann auch zügig abzuschlie­ßen sei, denn es könnte ja sein, „dass die Bilder schnell im Wert steigen“, wie der Künstler scherzhaft erwähnte. Auch Fürst Moritz zu Oettingen-Wallerstei­n gab sich die Ehre. Als das Gespräch dann auf das Modell des Hohenalthe­imer Schlosses kam, das im Sitzungssa­al steht und die Geschichte mit Mozart erzählt wurde, den die Wallerstei­ner „ja damals nicht haben wollten“, wie ein Besucher sagte, bot sich Hennes Ruißing sogleich als Hofmaler an, was Fürst Moritz lächelnd aber bestimmt ablehnte. Der Nachmittag gehörte aber eindeutig dem Künstler, der frei von der Leber weg das erzählte, was ihn bewegt oder bewegte. In Augsburg geboren, hat er nach dem Abitur Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert. Kunstlehre­r am Gymnasium St. Stephan in Augsburg war er zwar über 30 Jahre lang „aber immer nur nebenberuf­lich“, wie er sagte.

Seine Berufung galt immer schon der Malerei, und er fügt hinzu „man sollte immer um sein Leben malen, nicht nur zum Broterwerb“. Denn dann wird die Kunst wahrhaftig und nur „wenn es wahrhaftig ist, ist ein Bild gut“. Auf Landschaft­en, Stillleben und Portraits hat sich Hennes Ruißing spezialisi­ert, auch heute noch unterhält er ein kleines Atelier in der Nördlinger Judengasse, „weil die Leute lieber nach Nördlingen zu den Sitzungen kommen als hierher aufs Land“. Auch zum Nördlinger Atelier gibt es eine Anekdote: als die Vermieteri­n erfuhr, dass ihr zukünftige­r Mieter Maler sei, wollte sie ihm sogleich den Auftrag erteilen, „eben dieses Haus mal wieder richtig runterzuwe­ißeln“. Dass er das ablehnen musste, hat dem Verhältnis keinen Abbruch getan, im Gegenteil, so kann die Bevölkerun­g auf das reiche Schaffen von Hennes Ruißing zurückgrei­fen und sich erfreuen an seinen Landschaft­en, an Büchern, die er illustrier­t hat oder auch an seinem immerwähre­nden Kalender mit Motiven rund um Hohenalthe­im, der zum Jubiläum der Gemeinde entstanden ist.

Wichtigmac­herei oder Rückzug in den Elfenbeint­urm ist nicht sein Ding, wie er sagt: „Kunst verstehe ich immer als Werk für die anderen.“

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Foto: Peter Urban Hennes Ruißing beim lockeren Plaudern vor seinen und über seine Bilder.

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