Böhmische Variationen
Der Ederheimer Musikverein überzeugen mit Polkas, Märschen und starken Solo-Auftritten. Auch ein Gesangsduo kann begeistern
Ederheim Der laue, vorsommerliche Abend hielt die Freunde böhmischer Blasmusik und die Fans der Ederheimer Musikanten nicht davon ab, die örtliche Mehrzweckhalle in bester Stimmung komplett zu füllen. Geboten wurde eine ganze Reihe böhmischer Polkas, die es in sich hatten und die Musiker vielfältig forderten. Natürlich gab es auch ein paar Märsche, einen Walzer und eine stilistisch große Ausnahme mit „My Dream“von Peter Leitner dazu, mit dem sich Philipp Kaiser als Solist mutig seinen Traum vom Flügelhorn erfüllte. Mit weiteren solistischen Beiträgen bereicherten Jürgen Schröppel (Flügelhorn), Martin Eberhardt (Tenorhorn) und vor allem Marco Link im Solotrommlermarsch den Abend.
Dominiert wurde das beschwingte Konzert von der Polka in verschiedenen böhmischen Variationen – etliche Polkas von Peter Schad, aber auch von Alexander Pfluger, Wilfried Rösch, Michael Kuhn und anderen wechselten sich mit Klassikern von Ernst Mosch ab. Stets sehr präsent und exakt, mit oft nur minimalistischen Bewegungen hielt Dirigent Klaus Klimek die Musiker verschiedener Generationen zusammen. Dass es auch mal ohne sein Dirigat miteinander gut geht, bewies das Blasorchester, als Klaus Klimek und Nichte Katharina in die Sängerrolle schlüpften. Beide setzten als Gesangsduo mit ihren klaren Stimmen schöne Farbtupfer im instrumentalen Programm.
Damit die Fröhlichkeit, manchmal sogar Ausgelassenheit, so überspringen kann, wie es an diesem Abend gelungen ist, muss alles passen. Jede Instrumentengruppe, jeder Instrumentalist leistete seinen persönlichen Beitrag für das facettenreiche Zusammenspiel. Nicht zuletzt wurde dies bei den prima ausgeführten Ritardandi deutlich. Besonders hervorzuheben sind die beiden hervorragend zusammenspielenden Tubaspieler. Auf dieses blitzsaubere, klangvolle Fundament in rhythmischer Einheit mit den ausgezeichneten Schlagzeugern konnten die anderen sich stets verlassen. Die ausdauernde Nachschlag-Gruppe, die oft melodieführenden Flügel- und Tenorhörner sowie die Klarinetten, Flöten, auch Trompeten mit ihren anspruchsvollen, typischen Einwürfen. Durch das Programm führte mit Charme Svenja Beck, die zwischen den Programmteilen informative Texte von Rudolf Lauda vortrug. Die liebevoll gestaltete Frühlingsdeko auf der Bühne mit Holzbrettern, Blechblasinstrumenten und Blumen, davor die große Musikerschar, überwiegend in Tracht, machten den Abend auch zu einem Augenschmaus. Dass die „Böhmischen Perlen“ein Ohrenschmaus waren, ist unbestritten – das Publikum war erst nach vier Zugaben zufrieden. Es hat sich wirklich gelohnt, dass zwei Tage vor dem Konzert noch bis nachts um 22.45 Uhr die Probenklänge der Ederheimer Musikanten durchs Dorf hallten.