Zeitreise mit Schlaglöchern
„Herbert & Schnipsi“präsentieren ein Best-of-Programm im Klösterle. Warum die beiden Komiker auch nach 35 Jahren ihr Publikum begeistern
Nördlingen 35 Jahre sind eine lange Zeitspanne, egal ob man als Paar die Höhen und Tiefen des Lebens durchschreitet oder gemeinsam auf der Bühne steht. Bei Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer, besser bekannt als ihre Figuren „Herbert & Schnipsi“, trifft sogar beides zu. Grund genug also, das Jubiläum mit einem Best-of-Programm zu feiern, welches das Komikerduo vor rund 300 Besuchern im Nördlinger Stadtsaal Klösterle präsentierte.
Die Auswahl der besten Sketche beginnt beim „Abenteuer-Urlaub“in Schweden, wo erfolgloses Fischen, Dauerregen und Stechmücken das Paar nachhaltig frustrieren. Am Ende beschließt man, „die 3000 Kilometer nach Rimini durchzurauschen“, auch wenn nur noch zwei Tage im Süden rausspringen („für an Sonnenbrand langt’s“).
Herrlich auch die Spielszene auf dem Friedhof, in der sich die Geschwister Anni und Rudi anlässlich der Beerdigung des Onkels Berti treffen und dabei Jahrzehnte schwelende Kindheitskonflikte aufgearbeitet werden – bis hin zu unterschlagenen Mohrenköpfen.
Auch der weitere Programmverlauf bringt Sketche, Lieder und Couplets in bewährter „Herbert & Schnipsi“-Manier, in der sie die Pannen, Peinlichkeiten und Absurditäten des täglichen Lebens karikieren. Meist geschieht das aus der authentischen Perspektive des langjährigen Paares, wobei die beiden all ihre Schrullen und Schwächen offenbaren, in denen der Zuschauer sich häufig selbst wiederfindet.
Rückblick zu den Anfängen
Bis in die Anfangsjahre ihrer Karriere lassen die beiden Komödianten das Publikum zurückblicken, munter wird aus dem Nähkästchen geplaudert. Ein Passbild des jungen Hanns Meilhamer mit langen Haaren sorgt ebenso für Heiterkeit wie ein Schlaflied, das einst liegend auf Bühne gesungen wurde. Und das kritische und hintersinnige „Muatta, i bin a Guckuck“aus dem gleichnamigen ersten Programm des Jahres 1983 ist gerade im Zeitalter heutiger „Helikopter-Eltern“aktueller denn je.
Zahlreiche renommierte Auszeichnungen haben Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer im Lauf der Jahre erhalten, darunter den „Salzburger Stier“(1983), den Deutschen Kleinkunstpreis (1984) und den Bayerischen Kabarettpreis (2004). Ihre große Popularität haben die beiden nicht nur ihren insgesamt acht Bühnenprogrammen zu verdanken, sondern auch einstmals beliebten Fernsehformaten wie „Alles was recht ist“oder „Herbert & Schnipsi“.
Munter geht es auch im zweiten Teil weiter: Hanns Meilhamer, lange Jahre mit seiner Band „Herbert und die Pfuscher“unterwegs, beweist sich als passionierter Musiker. Lieder wie „Du und i und mei Mama“oder „Koane is so wia du“kommen noch immer bestens an. Und Sketche wie der Partnertest „Bin ich langweilig?“oder die Silvesterfeier in Zweisamkeit auf der Berghütte sind einfach zeitlos gut.
Der Programmtitel „Zeitreise mit Schlaglöchern“erweist sich in mehrfacher Hinsicht als zutreffend. Denn nicht alle Nummern sind auch heute noch zündend und originell. Und auch der Humor wirkt bisweilen ein wenig aus der Zeit gefallen. Doch das komödiantische Talent und die natürliche Ausstrahlung der beiden Künstler machen dies wett: Hanns Meilhamer mit seiner charmanten Unbeholfenheit und Claudia Schlenger mit herrlichen SlapstickEinlagen und unnachahmlichem Mienenspiel - etwa als „Schnipsi“in vier Lebensphasen - sind einfach gnadenlos komisch.
Genau dafür werden sie von ihrem treuen Stammpublikum geliebt, das den unterhaltsamen Abend im Klösterle spürbar genoss. So wurde beim Schlusslied „Wos waar i ohne di?“kräftig mitgesungen, ehe „Herbert & Schnipsi“nach einer Zugaben-Runde mit reichlich Applaus verabschiedet wurden.