Wer hat die Bienen gestohlen?
Unbekannte haben in den vergangenen Wochen mehrere Bienenstöcke aus dem Ries entwendet. Das sorgt für Unruhe bei den Imkern, denn der Dieb muss sich auskennen
Landkreis Die Täter müssen im Schutz der Dunkelheit gekommen sein, dann, wenn die Bienen nicht mehr ausfliegen. Anschließend ging es wohl ganz schnell. Die Unbekannten verschlossen wahrscheinlich die Öffnung des Bienenstocks mit Sprühschaum und packten die Kiste ins Auto. Ein Akt von wenigen Minuten. Zurück ließen die Täter nichts – außer einem ratlosen Imker.
Der Deininger Matthias Schwarz unterrichtet Schulklassen der Montessori-Schule in Deiningen seine Kunst, mit den Bienen umzugehen. Manchmal nimmt der Imker die Kinder mit auf einen kleinen Ausflug an einen Waldrand bei Fessenheim und zeigt den Schülern Bienenstöcke in einer natürlichen Umgebung. In dem Wald befinden sich viele Linden und am Rande ist ein großer Blühstreifen. Seit mehreren Jahren hat Schwarz hier zwei Bienenstöcke stehen. Die Umgebung sei ideal für die Bienen und der Honig, den die Tiere produzieren, besitze einen interessanten Geschmack. „Er hat eine leichte Pfef- ferminznote“, sagt Schwarz. Das liege wahrscheinlich an den Lindenblüten. Die Stöcke gehörten zu seinen stärksten Völkern – sie produzierten rund 50 Kilogramm Honig im Jahr. „Die Arbeit mit den Bienen ist einfach schön, manchmal kann man sie sogar auf den Händen krabbeln lassen“, sagt Schwarz
Nun ist aber alles weg. Keine Ausflüge, keine Bienen und kein Honig mehr. Mitte April wurden dem Imker die Stöcke gestohlen. „So etwas ist eine riesige Enttäuschung, das Vertrauen ist einfach dahin.“Für ihn stehe fest, dass der Täter Fachkenntnisse besitzen muss, andernfalls sehe er keine sinnvolle Verwendung für die Bienenstöcke. „Die haben einfach alles mitgenommen, sogar die Paletten auf dem Boden“, sagt Schwarz. Probleme hatte der Imker bis auf den Vorfall vor wenigen Wochen so gut wie nie. Er erinnert sich nur an einen Fall von Vandalismus an selber Stelle vor einigen Jahren. „Die ganze Arbeit ist dahin und ein Imker weiß, was da alles drinsteckt“, sagt er. Seine einzige Hoffnung bleibt, dass die Boxen irgendwo auffallen. Denn nahezu jeder Imker habe seine eigenen individuellen Holzkästen. Für seine übrigen Bienenstöcke an anderen Standorten überlegt Schwarz, eine Wildkamera oder einen GPS-Sender zu installieren. „Ich hoffe nur, dass die Diebstähle keine Schule machen“, sagt er.
Die Polizei Nördlingen hat auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt, dass ihnen eine Anzeige zu dem Fall vorliegt. Er wurde bereits an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Auffälligkeiten in dieser Hinsicht gab es aber in den vergangenen Jahren nicht.
Dasselbe Schicksal wie Matthias Schwarz erlitt auch ein Imker aus dem östlichen Riesgebiet. Seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Ihm wurde vor wenigen Wochen ein Bienenvolk gestohlen. Er kann sich nicht vorstellen, dass der Täter ein Imkerkollege aus der Umgebung war. „Da kennt man sich untereinander und jeder weiß, wie Symbolfoto (Archiv): Matthias Becker viel Herzblut in so einem Bienenvolk steckt, nicht einmal der Honigertrag kann das entschädigen“, sagt er. Aber dass der Dieb vom Fach gewesen sein muss, stehe für ihn außer Frage. „Es war wohl kein richtiger Imker, aber jemand, der sich damit auskennt und vielleicht mal einen Kurs gemacht hat“, mutmaßt er. Für ihn ergibt die Tat aber dennoch wenig Sinn. „Er muss den Stock irgendwann erweitern, aber das kann er nicht, da ihm weitere Boxen fehlen, außerdem wird er den Honig nicht einmal richtig schleudern können.“Hoffnung, sein Bienenvolk zurückzubekommen, hat er kaum noch. „Gestohlen ist gestohlen, aber vielleicht entdeckt noch irgendjemand meine Kiste mit den Initialen TM/JS drauf“, sagt er.
Für den Imker Heinrich Pfaff aus Ederheim sind die Diebstähle beunruhigend. Denn einen wirtschaftlichen Nutzen sieht er bei der Anzahl von gestohlenen Bienenstöcken nicht. „Das ist für mich einfach aus jeder Perspektive schräg und ein normaler Mensch macht sich nicht an einem Bienennest zu schaffen“, sagt er.
Die Diebe haben alles mitgenommen