Religion beeinflusste die Rieser im Alltag
Vortrag von Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler
Oettingen Auch der zweite Teil der Vortragsreihe „Katholisch – Evangelisch im Ries“im Rahmen der Rieser Kulturtage im Mediensaal der Vhs Oettingen fand unter dem Titel „Religion und Volkskultur“mit dem Rieser Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler großen Anklang. Prof. Dr. Hans Frei aus Augsburg führte ins Thema ein und verwies auf die folgenreiche Geschichte in der alten Grafschaft und dem späteren Fürstentum Oettingen, das durch die Religionsverschiedenheit innerhalb der Herrschaftsfamilien auch verschiedene Wege ging und so großen Einfluss auf die Volkskultur und das Brauchtum nahm.
In seiner Einleitung gab Dettweiler einen Überblick auf die Christianisierung unserer Gegend nach dem Jahr 752 von Heidenheim am Hahnenkamm. Eine politische Teilung der Grafschaft und einiger großen Orte im Jahr 1414 führte nach Einführung der Reformation in der Grafschaft Oettingen-Oettingen 1539 dann etliche Jahre später mit dem Augsburger Religionsfrieden und dem „Cuius regio, eius religio“(1555) nun zu der konfessionellen Spaltung, denn die oett.-wallerstein’sche Linie blieb katholisch.
Der Vortrag selbst zeigte verschiedene Formen des Brauchtums und Zeichen der Volkskultur auf bis hin zur Tracht, die bis heute ebenfalls Merkmale der konfessionellen Zugehörigkeit verrät.
So trug das evangelische Rieser Mannsbild werktags ein weiß gesticktes sogenanntes Staubhemd; der katholische Mann aber ein rot gesticktes. Die Rieser Frauen konnte man gut an den Bändelhauben und an der Farbigkeit ihrer Schürzen unterscheiden.
An weiteren Beispielen zeigte der Referent frühere Gegnerschaften zwischen den christlichen Religionsgemeinschaften auf. Der Karfreitag etwa war für evangelische Rieser ein hoher Feiertag, für Katholiken aber ein „stink normaler“Freitag, an dem man Mist führte. Umgekehrt brachten an Fronleichnam evangelische Bauern ihre Mistlache aus, für sie eben ein „stink normaler“Donnerstag.
Ökumenische Bestrebungen der letzten Jahrzehnte, vorbereitet durch das Volksbegehren 1967 zur Einführung der Gemeinschaftsschule bei gleichzeitiger Abschaffung der konfessionellen Schulen und praktiziert in den nachfolgend großen Verbandsschulen beförderten das gute Miteinander der Kinder untereinander, gleich welcher Konfession sie angehörten. So gibt es zwar immer noch Trennendes zwischen den christlichen Gemeinschaften und Kirchen, doch ökumenische Gottesdienste in schwesterlicher und brüderlicher Verschiedenheit sind aber durchaus auch ein Weg des guten Miteinanders. Mit dem gemeinsam gesungenen ökumenischen Lied „Großer Gott, wir loben dich“endete ein informativer Vortragsabend.