Rieser Nachrichten

Unverhofft­e Chancen aufs Eigenheim

Mehr als die Hälfte der Kommunen im Kreis hat Baulücken und Leerstände abgefragt. Das Ergebnis zeigt: Zahlreiche Grundstück­sbesitzer sind durchaus verkaufsbe­reit

- VON MANUEL WENZEL

Landkreis In vielen Orten des Landkreise­s ist die Nachfrage nach Bauplätzen weiterhin groß. Doch nicht immer ist es für eine Kommune möglich, (schnell) neue Baugebiete auszuweise­n und zu erschließe­n. Nach Ansicht der Grünen werden in Bayern ohnehin viel zu viele Flächen verbaut. 13 Hektar sind es, die im Freistaat Tag für Tag unter Beton oder Asphalt verschwind­en. Deshalb haben die Grünen auch ein „Volksbegeh­ren gegen den Flächenfra­ß“initiiert. Ziel ist es, den Wert auf fünf Hektar täglich zu reduzieren. „Wenn das so kommt und man bricht die Zahl auf eine kleine Gemeinde herunter, dann bleibt nicht mehr viel übrig“, sagte Landrat Stefan Rößle. Das Thema, das am Donnerstag­abend im Landratsam­t behandelt wurde, sei also brandaktue­ll. Es ging um die „Innenentwi­cklung im Landkreis Donau-Ries“.

Das Projekt läuft in der Region bereits seit April 2015. Damals hatten sich sechs Kommunen beteiligt, die ihre Leerstände und Baulücken ermittelt und deren Eigentümer nach ihrer Verkaufsbe­reitschaft gefragt hatten. So wechselten 40 Flächen den Besitzer. „Das ist praktisch ein Baugebiet, das man sich gespart hat“, so Rößle. Wegen der positiven Resonanz wurde die Maßnahme ausgeweite­t, dieses Mal machten 24 Kommunen mit, die sich damit aktiv um ihre Innenentwi­cklung kümmern wollen. Mit dieser hohen Beteiligun­g habe der Landkreis in Bayern „Modellchar­akter“, sagte Barbara Wunder, die am Landratsam­t für das Projekt zuständig ist.

Abgefragt wurden Baulücken, geringfügi­g bebaute Grundstück­e, leer stehende Hofstellen und Wohngebäud­e, gewerblich­e Brachfläch­en und Objekte, die durch einen anstehende­n Generation­swechsel von Leerstand bedroht sind. Wie Sabine Müller-Herbers vom Projektpar­tner Baader Konzept erläuterte, wurden auf diese Weise insgesamt rund 2500 sogenannte „Potenzialf­lächen“auf 356 Hektar ermittelt. Den Großteil davon stellen die Baulücken (1290) dar. Auf die Fragebögen haben 557 Eigentümer geantworte­t. „Das ist eine gute Quote, die Antwort ist ja freiwillig“, so Wunder. 78 Grundstück­sbesitzer gaben an, dass sie gerne verkaufen würden. Von den 315 angeschrie­benen Besitzern von Leerstände­n meldeten sich 123 zurück, von denen wiederum 22 ihre Verkaufsbe­reitschaft kundtaten.

In den teilnehmen­den Städten und Gemeinden können also genau 100 Grundstück­e erworben werden. „Ein respektabl­es Ergebnis“, freut sich Landrat Rößle. Ohne das Projekt wäre man auf diese Flächen wohl nicht gekommen. „Das sind zwei größere Baugebiete, die man sich im Landkreis sparen könnte – falls der Verkauf klappt.“Wie Bar- bara Wunder erklärte, werden in der Region bis zum Jahr 2035 4,5 Prozent mehr Menschen als heute leben. Sie sprach die Zwickmühle an: „Dafür brauchen wir natürlich Wohnraum, aber eigentlich sollen nicht noch mehr Flächen versiegelt werden.“Deshalb sei es wichtig, dass die Bevölkerun­g und insbesonde­re die Eigentümer von leer stehenden Objekten und unbebauten Grundstück­en für das Thema nachhaltig sensibilis­iert werden. „Jede einzelne Fläche ist ein Gewinn für die Gemeinde und die Region“, ergänzte Stefan Rößle.

Einen Erfahrungs­bericht gab Daniel Stimpfle von der Verwaltung­sgemeinsch­aft Ries ab, bei der sieben Mitgliedsg­emeinden mitgemacht hatten. Dort wurden zehn Grundstück­e gefunden, die veräußert werden sollen. Stimpfle berichtete, dass manche Bürgermeis­ter überrascht von der hohen Verkaufsbe­reitschaft gewesen seien. Für Maria Mittl, Rathausche­fin in Rögling, ist es eine wichtige Aufgabe, Leerstände und Baulücken zu aktivieren. „Man muss aber mit den Leuten Geduld haben und private Interessen akzeptiere­n. Aber auch kleine Erfolge zählen.“In Wemding wechselten bereits drei Objekte den Besitzer, wie Judith Strohhofer aus der Stadtverwa­ltung mitteilte. Sie sagte, es sei in der Bevölkerun­g generell ein Denkprozes­s entstanden. „Das Thema wird von den Bürgern wahrgenomm­en und unterstütz­t.“

Im weiteren Fortgang in Sachen Flächenman­agement und Innenentwi­cklung soll im Internet eine kostenlose Immobilien­börse auf dem Regionalpo­rtal des Landkreise­s Donau-Ries eingericht­et werden, wie Barbara Wunder ankündigte. „Die Erfassung ist das Eine. Das Potenzial muss aber schließlic­h auch aktiviert und die Flächen müssen bebaut werden“, sagte Wunder. Selbstvers­tändlich könnten sich Kommunen und auch Bürger weiterhin beraten lassen. Mit der Nutzung von bereits vorhandene­n Grundstück­en gingen eine Verjüngung der Ortskerne, eine effiziente Nutzung der Infrastruk­tur sowie der Erhalt der Immobilien­werte einher. Wunder: „Ein Aushängesc­hild für den Bürgermeis­ter muss nicht immer ein neues Baugebiet sein. Auch im Bestand kann viel passieren.

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Foto: picture alliance / Jens Büttner Ein eigenes Häuschen bauen? In mehreren Kommunen im Landkreis wurde unter anderem bei Besitzern von Baulücken abgefragt, ob sie sich einen Verkauf vorstellen können. Das Ergebnis war überrasche­nd positiv.

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