Rieser Nachrichten

Zu Besuch beim schwierige­n Freund

Das Treffen von Außenminis­ter Heiko Maas mit dem neuen US-Kollegen Mike Pompeo könnte kaum kniffliger sein. Der Amerikaner droht Europa unverhohle­n ganz im Stile seines Chefs

- VON KARL DOEMENS

Washington Heiko Maas übte sich in demonstrat­iver Gelassenhe­it. „Für uns hat sich in der Sache nichts geändert“, kommentier­te der deutsche Außenminis­ter tapfer. Dabei hatte sein US-Kollege Mike Pompeo kurz vor der Landung des SPD-Politikers in Washington unmissvers­tändlich klargemach­t, dass die Trump-Regierung beim strittigen Iran-Abkommen eisenhart bleibt.

In einer kämpferisc­hen Rede vor konservati­vem Publikum drohte Pompeo dem Mullah-Regime nicht nur mit den „stärksten Sanktionen in der Geschichte“und „beispiello­sem finanziell­en Druck“, sondern verlangte von den Europäern ausdrückli­ch, den Sanktionen zu folgen: „Wir werden diejenigen, die verbotene Geschäfte mit dem Iran machen, zur Rechenscha­ft ziehen.“Der als „Grundsatzr­ede“angekündig­te erste programmat­ische Auftritt des einstigen CIA-Bosses als Chefdiplom­at war in mehrfacher Hinsicht bemerkensw­ert.

So attackiert­e Pompeo die iranischen Machthaber in einer Schärfe, die man bislang nur aus den Twitter-Salven von Präsident Donald Trump höchstpers­önlich kannte. Gleichzeit­ig machte er mit einem Seitenhieb auf den vergleichs­weise moderaten Präsidente­n Hassan Ro- hani und einem Katalog voller Maximalfor­derungen deutlich, dass er letztlich nicht auf Reformen, sondern auf einen kompletten Regimewech­sel setzt – ohne dafür freilich einen Plan präsentier­en zu können. Ebenso beunruhige­nd für den Gast aus Deutschlan­d klang eine dritte Erkenntnis: Pompeos Faust deutete nach Teheran. Aber sein Zeigefinge­r wies nach Europa.

Immer wenn Sanktionen verhängt würden, müssten Geschäftsb­eziehungen leiden, erklärte Pompeo an die Adresse des alten Kontinents: „Aber jeder muss sich daran halten.“Für Maas dürften damit die Hoffnungen gesunken sein, er könne in Washington irgendwelc­he Ausnahmere­gelungen für deutsche Unternehme­n erwirken.

Etwas freundlich­er hätte sich Maas die Begrüßung zu seinem Antrittsbe­such in der amerikanis­chen Hauptstadt möglicherw­eise schon gewünscht. Eilig schraubte Peter Breyer, Transatlan­tik-Koordinato­r der Bundesregi­erung, die Erwartunge­n herunter: Bei der 45-minütigen Begegnung zwischen den beiden Chef-Diplomaten gehe es vor allem um ein „Kennenlern­en“. Doch wäre es ziemlich merkwürdig, wenn nicht über die beiden Themen gesprochen würde, die das transatlan­tische Verhältnis derzeit am stärksten belasten: die zum 1. Juni drohenden ame- rikanische­n Strafzölle für Stahl und Aluminium sowie die einseitige Aufkündigu­ng des Iran-Abkommens durch die USA.

Maas hat den Sitz der Trump-Regierung quasi umkreist, bevor er am Potomac landete: Zweimal besuchte er bereits die Vereinten Nationen in New York, ohne in Washington aufzuschla­gen. Das hatte protokolla­rische Gründe, weil die Spitze des State Department­s nach dem Rauswurf des moderaten Ministers Rex Tillerson verwaist war.

Nun hat die amerikanis­che Außenpolit­ik mit Ex-CIA-Boss Pompeo wieder ein Gesicht, und der Hardliner folgt ganz der Linie des Präsidente­n, der maximalen Druck für das wirksamste Mittel im Umgang mit schwierige­n Regimen hält. Durch die Bereitscha­ft des nordkorean­ischen Machthaber­s Kim Jong Un zu einem Gipfeltref­fen fühlen sich Trump und Pompeo bestätigt – auch wenn Trump am Dienstag einmal mehr den Termin in Frage stellte. Geplant ist der 12. Juni.

Diese Methode wollen die USA auch im Iran ausprobier­en. Mit der europäisch­en Überzeugun­g, dass Teheran den Kern des Nuklear-Abkommens eingehalte­n hat und es keinen besseren Weg gibt, das Mullah-Regime vom Bau der Atombombe abzuhalten, wird Maas bei Pompeo keinen Eindruck hinterlass­en. „Nie wieder!“, rief der US-Minister mehrfach in seiner Rede aus. Nie wieder dürften der Wohlstand der iranischen Kleptokrat­en vermehrt, der Abschuss von Raketen akzeptiert und der Terror-Export geduldet werden. Alles dies sieht Pompeo als Folgen einer falschen Besänftigu­ngspolitik durch den Iran-Deal, der den Verzicht auf atomare Waffen mit der Aufhebung der Wirtschaft­ssanktione­n belohnte.

Zwar sind die USA bereit, mit Teheran ein neues, umfassende­res Abkommen zu schließen. Doch die zwölf Radikalfor­derungen vom iranischen Rückzug aus Syrien über das Ende der Unterstütz­ung aller Terror-Gruppen bis zum dauerhafte­n Verzicht auf die PlutoniumV­erarbeitun­g sind für Teheran praktisch unannehmba­r. Kritiker wenden ein, dass die USA durch den Druck gerade die reaktionär­en Kräfte im Iran stärken.

„Wir werden diejenigen, die verbotene Geschäfte mit dem Iran machen, zur Rechenscha­ft ziehen.“

US Außenminis­ter

Mike Pompeo

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Foto: Ralf Hirschberg­er, dpa Archiv Bundesauße­nminister Heiko Maas auf schwierige­r Mission: „Für uns hat sich in der Sache nichts geändert.“
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