Rieser Nachrichten

Plastikfla­schen lassen sich vermeiden

Saft, Wasser oder Kaffee zum Mitnehmen: Oft greifen Verbrauche­r zu Behältniss­en aus Kunststoff. Das produziert riesige Müllberge – und muss eigentlich gar nicht sein

- VON KERSTIN MOMMSEN Milch und Milchprodu­kte

Augsburg Wann haben Sie das letzte Bier aus einer PET-Flasche getrunken? Wahrschein­lich haben Sie das noch nie getan. Komischerw­eise kommt beim Lieblingsg­etränk der Deutschen dieser Gedanken gar nicht auf. Aber bei Saft, Wasser, Kaffee oder Milch greifen immer mehr Menschen zu Verpackung­en mit Kunststoff – ob als To-go-Becher, als Tetrapak oder als PETFlasche. Seitdem meine Familie und ich den Versuch gestartet haben, unseren Plastikmül­l drastisch zu reduzieren, hat sich auch bei uns etwas verändert: Wir setzen nun auf Mehrwegfla­schen, bevorzugt aus Glas. Ein Überblick, wie sich Plastikfla­schen ersetzen lassen.

Wir haben das Glück, eine Molkerei in der Nähe zu haben, die Milch, Sahne, Joghurt, Quark und Käse direkt verkauft. Dort kann ich mit mitgebrach­ten Flaschen und Gläsern holen, was ich brauche. Da wir im Monat etwa 40 Liter Milch trinken, ist das für uns eine riesige Ersparnis an Milch-Tetrapaks, die im gelben Sack landen. Auch die vielen Joghurt- und Quarkbeche­r aus Kunststoff sind bei uns Vergangenh­eit. Gemeinsam mit fünf befreundet­en Familien haben wir jetzt sogar eine Einkaufsgr­uppe gegründet: Jeder, der Milch braucht, sagt den anderen Bescheid und bringt dann für alle die Milchprodu­kte mit. Wer keine solche Möglichkei­t hat, kann auch einen Milchautom­aten nutzen, die es auch in der Region immer häufiger gibt. Oft kann man dort allerdings nur Rohmilch kaufen.

● Wasser Schon seit sehr langer Zeit trinken wir ausschließ­lich Wasser aus dem Hahn, denn ich habe noch nie eingesehen, warum ich dafür Geld zahlen oder gar Kisten schleppen soll. Die Wasserwerk­e sind nach Angaben des Umweltbund­esamts übrigens dazu verpflicht­et, durch geeignetes und aktuelles Informatio­nsmaterial über die Qualität des Trinkwasse­rs zu informiere­n. Ich trinke sehr gerne Sprudel – aber dazu verwende ich schon seit langem einen Wasserspru­dler. So kann ich das Leitungswa­sser auch gesprudelt genießen und muss nur alle paar Wochen eine neue Gaskartusc­he kaufen. ● Saft Früher kaufte ich Tetrapaks beim Discounter. Nun sind wir umgestiege­n und kaufen nur noch Saft von regionalen Hersteller­n in GlasMehrwe­gflaschen. Gerade in unserer Region ist es ziemlich einfach, Apfel- oder anderen Saft zu bekommen. Es ist nämlich am umweltfreu­ndlichsten – da sind sich die Experten vom Umweltbund­esamt, Naturschut­zbund oder Greenpeace einig – Getränke regional zu beziehen. Das gilt übrigens auch für Milch. Eine Mehrweg-Glasflasch­e kann bis zu 50 mal gereinigt und wieder befüllt werden. Eine PETFlasche nur 15 Mal. Und diese Form des Einkaufens hat auch seine Vorteile, denn unsere heimische Landwirtsc­haft wird gestärkt und die Saft-Packungen werden nicht durch die halbe Bundesrepu­blik gekarrt. Eine echte Win-win-Situation, finde ich. Eine weitere gute Variante sind die „Bag-in-Box“-Säfte, die von vielen Hofläden angeboten werden. Zwar besteht der Schlauch aus Plastik, aber manche Abfüller nehmen diesen zum Wiederverw­enden sogar wieder zurück.

● Kaffee Seit Beginn unseres Plastikpak­tes verzichte ich ganz auf die überall erhältlich­en Coffee-to-goBecher, sondern nehme meine eigene Thermotass­e mit zum Bäcker, wenn ich Kaffee hole. Denn am Tag, so hat es die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) berechnet, fallen in Deutschlan­d rund 7,6 Millionen und pro Stunde 320000 Coffee-to-goBecher an. „Stellt man die jährlich in Deutschlan­d verbraucht­en Togo-Becher mit den Plastikdec­keln aufeinande­r, entsteht ein 300000 Kilometer hoher Turm. Damit ließe sich die Erde mehr als sieben Mal umrunden“, heißt es in einer Studie des DUH. Viele Städte und Kommunen führen aktuell eigene Pfandsyste­me ein – zum Beispiel das Recup-System, das es bereits in Augsburg oder auch im Unterallgä­u gibt. Für einen Euro Pfand bekommt man seinen Lieblingsk­affee im schmucken Kunststoff­becher, der dann wieder bei jeder teilnehmen­den Stelle zurückgege­ben werden kann und danach gespült und wiederverw­endet wird. Daneben bieten auch immer mehr Cafés oder Bäckereien an, den privaten Becher zu füllen. Ein richtiger Weg, finde ich.

 ?? Foto: Fotografie Trautmann ?? Bei der Molkerei um die Ecke holt unsere Autorin Kerstin Mommsen ihre Milch in wiederverw­endbaren Glasflasch­en ab. Mit anderen Familien hat sie sogar eine Einkaufsge meinschaft gebildet: Wer Milch einkauft, versorgt auch die anderen Haushalte mit.
Foto: Fotografie Trautmann Bei der Molkerei um die Ecke holt unsere Autorin Kerstin Mommsen ihre Milch in wiederverw­endbaren Glasflasch­en ab. Mit anderen Familien hat sie sogar eine Einkaufsge meinschaft gebildet: Wer Milch einkauft, versorgt auch die anderen Haushalte mit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany