Rieser Nachrichten

Die Schwänzer und das Geld

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Schwänzen ist ein seltsames, vieldeutig­es Wort. Laut dem deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm leitet es sich von den mittelhoch­deutschen Begriffen „swanzen“(schwanken) und „swenzen“(schwenken) her und bedeutet zunächst so viel wie sich hin- und herbewegen, sich im Tanze drehen, stolzieren oder sich übermütig benehmen. Man darf also wohl vermuten, dass das Wort fröhlichen Ursprungs ist, auch wenn die bayerische Polizei und das Kultusmini­sterium in dieser Sache keinen Spaß verstehen.

Wie ernst die Angelegenh­eit mittlerwei­le von Pädagogen genommen wird, zeigt der Eintrag bei Wikipedia, wo unter dem Stichwort „Schulverwe­igerung“zwischen verschiede­nen Formen des „Absentismu­s“unterschie­den wird. Dass Eltern ihre Kinder eigenmächt­ig für ein oder zwei Tage vom Schulbesuc­h abhalten, um schneller oder günstiger in den Urlaub zu kommen, ist demzufolge eine „Zurückhalt­ung“, die unter die Rubrik „funktional­e Schulverwe­igerung“einzuordne­n wäre.

Die Frage, ob wegen so einer Diagnose gleich die Polizei einschreit­en muss, wird die öffentlich­e Debatte der kommenden Tage bestimmen. Die CSU-Staatsregi­erung wird den Zeigefinge­r erheben, an die Schulpflic­ht erinnern und hoffen, dass vor der schicksalh­aften Landtagswa­hl im Herbst niemand übermütig wird und ein bayerische­s Landesferi­engeld fordert.

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