Rieser Nachrichten

Doppelt hält besser

Angesichts zunehmende­r Cyber-Attacken reicht ein einziges Passwort oft nicht mehr aus, um seinen Rechner zu schützen. So funktionie­rt die Methode mit dem zweiten Schlüssel

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Nachricht mit einem lustigen Youtube-Video von einem Freund, ein Klick, kurz einloggen – schon ist das Konto gehackt. Dieses Szenario erlebten in den vergangene­n Wochen etliche Facebook-Nutzer. Die Nachrichte­n stammten von gehackten Nutzerkont­en, der Video-Link führte nicht zu Youtube, sondern zu einer gefälschte­n Facebook-LoginSeite.

Wer sich dort anmeldete, schickte Nutzername und Passwort direkt zu den Kriminelle­n. Die verschickt­en über das erbeutete Profil sofort die nächsten Nachrichte­n, um noch mehr Nutzer in die Falle zu locken.

Mit einer Zwei-Faktor-Authentifi­zierung wäre das nicht so schnell passiert. Das Verfahren zum sicheren Einloggen nimmt das altbekannt­e Passwort und setzt noch einen drauf. Zum Anmelden werden nicht nur Nutzername und Passwort, sondern noch ein zusätzlich­er Sicherheit­scode benötigt. „Das ist wie ein zusätzlich­es Sicherheit­sschloss an einer Tür zu verstehen“, erklärt Chris Wojzechows­ki vom Institut für Internet-Sicherheit.

Der Türschlüss­el alleine reicht zum Öffnen nicht aus, ein zweiter Schlüssel muss her. Damit das funktionie­rt, dürfen die beiden Schlüssel nicht identisch sein und auch nicht am selben Schlüsselb­und hängen. „Sie müssen sich unterschei­den und immer getrennt aufbewahrt werden, damit bei einem möglichen Verlust von einem der beiden immer noch die Sicherheit gewährleis­tet ist“, sagt Wojzechows­ki.

Die Zwei-Faktor-Authentifi­zierung benötigt also zwei verschiede­ne Schlüssel. Der erste ist in den meisten Fällen das Passwort. Es wird wie gewohnt verwendet und meistens vom Nutzer selbst festgelegt. Wojzechows­ki empfiehlt, darauf zu achten, dass es mindestens acht Zeichen lang ist, keine Namen, Geburtsdat­en und vollständi­ge Wörter enthält, dafür aber Großund Kleinschre­ibung und Sonderzeic­hen.

Der zweite Schlüssel sollte im besten Fall kein Passwort sein. Hier gibt es mehrere unterschie­dliche Konzepte. Beim Hardware-Schlüssel bekommen Nutzer einen physischen Schlüssel in Form einer Chipkarte, eines USB-Dongles oder etwa eines Funk-Transmitte­rs. Diese werden bei Bedarf mit einem entspreche­nden Lesegerät oder dem NFC-Leser des Smartphone­s zur Anmeldung genutzt. „Diese Form der Authentifi­zierung wird besonders in größeren Unternehme­n und in Behörden gerne genutzt, in denen die Nutzer sich sehr häufig anmelEine den müssen“, sagt Fabian Scherschel vom Fachmagazi­n „c’t“. Der Vorteil ist die einfache Anwendung, Nachteile sind aber die hohen Kosten für die verwendete­n Geräte und das Risiko des leichten Verlustes.

Im Privatkund­en-Bereich hat sich besonders bei Banken und Online-Shops die Verwendung von einmaligen Codes durchgeset­zt, wie etwa das mTAN-Verfahren. Beim Anmelden auf einer Seite oder zur Genehmigun­g einer Überweisun­g wird per SMS oder einer App ein Code verschickt, der zusätzlich eingegeben werden muss. Die Idee ist, dass nur der Inhaber der registrier­ten Handy-Nummer diesen Code erhält, so Scherschel. Dieser Code kann nur einmal verwendet werden. Eine Variante davon ist ein zufällig generierte­r QR-Code, der dann mit dem Smartphone eingescann­t werden muss, um den Zugriff zu gewähren.

Der Vorteil ist, dass die meisten Menschen ihr Smartphone immer dabeihaben. Das Verfahren ist also sehr flexibel. Schlechter Empfang oder ein leerer Akku können dem natürlich einen Strich durch die Rechnung machen. Auch sollte auf dem Smartphone auf keinen Fall der erste Schlüssel, also das Passwort, gespeicher­t sein. Wird das Smartphone gestohlen, hätte der Dieb beide Schlüssel zur Verfügung. Bei Verlust sollte die Bank umgehend benachrich­tigt werden.

Der zweite Schlüssel kann auch ein biometrisc­hes Merkmal sein. Das bedeutet, die Verwendung des Fingerabdr­ucks oder Gesichtser­kennung. Das ist schnell und bequem, da keine zusätzlich­en Daten übertragen werden müssen, wie etwa beim mTAN-Verfahren. Die meisten Smartphone­s haben mittlerwei­le Fingerabdr­ucksensore­n.

Allerdings ist die Biometrie auch unsicherer als andere Verfahren, da es einfach ist, etwa an Fingerabdr­ücke zu kommen. Die hinterlass­en wir überall. Das Verfahren sollte also besser nicht für hochsensib­le Daten wie Online-Banking genutzt werden. Für den Zugriff auf weniger wichtige Daten eignet es sich durchaus.

Egal welche Variante verwendet wird, die Experten sind sich bei einem einig: Sicherer als das normale Passwort ist die Zwei-Faktor-Authentifi­zierung in jeder Form allemal. Wann immer ein OnlineDien­st die Zweifaktor-Authentifi­zierung anbietet, sollte man sie nutzen, rät zum Beispiel das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik. Denn doppelt hält besser.

Benjamin Krüger, dpa

 ?? Foto: Andrea Warnecke, dpa ?? Ein zusätzlich­er Code, der etwa per SMS aufs Mobiltelef­on verschickt wird, ist eine gängige Methode der Zwei Faktor Authentifi­zierung.
Foto: Andrea Warnecke, dpa Ein zusätzlich­er Code, der etwa per SMS aufs Mobiltelef­on verschickt wird, ist eine gängige Methode der Zwei Faktor Authentifi­zierung.

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