Rieser Nachrichten

Warum die Relegation dem Fußball schadet

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Für manche Fußball-Fans sind die Relegation­sspiele vor allem eine Geschichte der verpassten Chancen. Schließlic­h haben es jeweils zweimal der Hamburger SV und der VfL Wolfsburg verpasst, abzusteige­n und sich über den Umweg in der Relegation gerettet.

Aber Ironie beiseite: Auch in Kiel sind die Klagen über den Modus groß. Am Montagaben­d scheiterte der Zweitligis­t am VfL Wolfsburg. Das ist eigentlich wenig verwunderl­ich, wenn man sich die finanziell­en Ausgangsla­gen der Klubs ansieht: Wolfsburg hat einen Etat von knapp 80 Millionen Euro, der von Kiel liegt bei 6,2 Millionen. Oder, um es etwas salopp mit Kiels Abwehrspie­ler Dominik Schmidt zu sagen: „Eine Mannschaft, die sich in der 2. Liga den Arsch aufreißt, muss sich in zwei Spielen gegen eine Mannschaft behaupten, die einen Etat wie in der Champions League hat.“

Das Ziel der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die Relegation war, zusätzlich­e Spannung zu schaffen. Von Spannung war zwischen Wolfsburg und Kiel nicht viel zu sehen: Zu dominant wirkte der zuletzt taumelnde Bundesligi­st gegen das Team, das erst vor einem Jahr aus der dritten Liga aufgestieg­en war.

Um Spannung ging es aber wohl auch nie. Sondern um zusätzlich­e Einnahmen durch die TV-Übertragun­g und eine weitere Absicherun­g der Bundesliga­klubs gegen einen Abstieg. Doch großes Interesse finden die Partien, die zwischen den Finalspiel­en des DFB-Pokals und der Champions League stattfinde­n nicht. Zumal sie in diesem Jahr ausschließ­lich im Pay-TV beim Eurosport Player zu sehen waren. Der große Aufschrei deswegen blieb aus. Die Zusammenfa­ssung des Spiels im Free-TV sahen sich nur 2,2 Millionen Zuschauer an. Doch schon vergangene Saison sahen nur knapp sechs Millionen der Wolfsburge­r Rettung zu. Und vor einem Jahr wurden die Spiele noch live in der ARD übertragen.

Wenn es der DFL tatsächlic­h um den Sport, um den Wettbewerb­sgedanken und um so etwas ähnliches wie Chancengle­ichheit geht, kann es nur eine Lösung geben: Diese Relegation muss wieder abgeschaff­t werden. Wenn am Saisonende drei direkte Ab- und Aufsteiger feststehen, würde das letztlich auch die Spannung erhöhen.

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Foto: Peters, Witters Trost für den Verlierer: Kiel ist an Wolfs burg gescheiter­t.
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