Krawalle und Pyros
Ausschreitungen bei den Amateuren. Versuchter Platzsturm und abgesagte Ehrung
Berlin Pyrotechnik-Würfe auf gegnerische Fans, ein versuchter Platzsturm, mehrere Spielunterbrechungen: Der als großes Fest geplante Finaltag der Amateure hat die Schattenseiten des Fußballs auch abseits des Profigeschäfts offengelegt und erschreckende Bilder geliefert. Aufgrund der Ausschreitungen in mehreren Endspielen der Landespokale drohen den Klubs nun deutliche und finanziell schmerzhafte Strafen.
Nach dem Sieg des früheren Bundesligisten FC Energie Cottbus beim Rivalen SV Babelsberg 03 musste sogar die Siegerehrung aus Sicherheitsgründen vertagt werden, weil vermummte Heim-Zuschauer Knallkörper und Nebeltöpfe in Richtung des Cottbuser Blocks warfen. Die Babelsberger gelten als Wiederholungstäter und entschuldigten sich auf ihrer Internetseite. Babelsbergs Präsident Archibald Horlitz und Coach Almedin Civa dachten nach der Partie laut über eigene, persönliche Konsequenzen angesichts der Vorfälle nach. Er müsse sich nach zehn Jahren bei Babelsberg nun fragen, ob die ständigen Provokationen noch mit seinen Werten übereinstimmen, sagte Civa. „Wir reden jetzt über vielleicht 30 vermummte Chaoten. Aber es sind viel mehr, die uns schaden, nämlich die, die nur zuschauen. Das ist wie in der U-Bahn, wenn alle weggucken, wenn jemand verprügelt wird.“
Zwischen beiden Klubs gibt es eine besondere Rivalität. Im Vorjahr waren im Karl-Liebknecht-Stadion vor allem Cottbuser Fans negativ aufgefallen, die rechtsextreme Parolen riefen, den Platz stürmten und für eine Spielunterbrechung sorgten. Es folgte eine monatelange Auseinandersetzung vor Sportgerichten zwischen beiden Vereinen und den Verbänden. Das Verhältnis beider Klubs ist auch strapaziert, weil eine vornehmlich linke Fanszene (Babelsberg) auf eine lange Zeit von rechten Anhängern unterwanderte (Cottbus) trifft. Das Ganze mündete in der Babelsberger Solidaritätsaktion „Nazis raus aus den Stadien“. Auf den anderen Plätzen waren auch Klubs mit großer Vergangenheit beteiligt. Beim 0:2 nach Verlängerung gegen Viktoria Köln in Bonn wollten Anhänger von Alemannia Aachen in der 115. Minute nach Rot gegen Joy-Slayd Mickels den Platz stürmen. Ein Tor des Zauns hatten sie schon geöffnet, woraufhin Alemannia-Spieler zum Spielfeldrand rannten und die Fans überzeugten, zurück in den Block zu gehen.
Beim Zünden von Pyrotechnik im Rheinland-Pokalfinale zwischen der TuS Koblenz und Rot-Weiß Koblenz (0:1) wurden nach Vereinsangaben drei Personen, darunter ein sechsjähriger Junge, verletzt. Das Präsidium der TuS zeigte sich in einer Mitteilung „schockiert“und verurteilte die Vorkommnisse „aufs Schärfste“.
Die Partie zwischen SV Elversberg und dem 1. FC Saarbrücken im Saarland-Pokal (1:0) musste für eine Viertelstunde unterbrochen werden. Die Frage bleibt, inwiefern sich potenzielle Krawallmacher durch den großen medialen Fokus auf den zentral durch den Deutschen Fußball-Bund vermarkteten Finaltag der Amateure zusätzlich angetrieben fühlen.
Landesverbände erkennen aber weiter die Vorteile des 2016 eingeführten Fußballtags, der live in einer ARD-Konferenz gezeigt wird. „Die positiven Dinge durch diesen Tag überwiegen“, sagte Brandenburgs Verbandschef Siegfried Kirschen, der vielmehr auch den Profifußball als Vorbild in der Pflicht sieht. „Wir haben es beim DFB-Pokalfinale gesehen. Wenn da nicht das große Polizeiaufgebot gewesen wäre, was wäre da passiert“, sagte der frühere WM-Schiedsrichter. „Von oben bis unten bekommen wir das Problem leider nicht in den Griff.“