Rieser Nachrichten

Hybrid, der neue Diesel?

Sportlichk­eit und Elektromot­or passen zusammen; das hat Porsche schon im Panamera bewiesen. Jetzt steht auch der Cayenne unter Strom. Viele Kunden sind frühere Selbstzünd­er-Fahrer. Wer es sich leisten kann, spart mit dem teilelektr­ifizierten Antrieb durch

- VON MICHAEL GEBHARDT

Mit dem SUV hat einst auch der Diesel Einzug bei Porsche gehalten, doch die Ereignisse der vergangene­n Jahre haben dem Selbstzünd­er reichlich Sympathiep­unkte gekostet. Eine Diesel-Variante des neuen Cayenne ist zwar in Planung, zunächst aber reichen die Schwaben den Plug-in-Hybrid nach. Dem Strom-SUV, das sich äußerlich nur durch eine zweite Tankklappe auf der Fahrerseit­e und neonfarben­e Bremssätte­l von den konvention­ellen Modellen unterschei­det, steht eine rosige Zukunft bevor: Bei der Limousine Panamera entscheide­n sich in Europa inzwischen sechzig Prozent der Käufer für die Version mit Steckdose.

Die Vorteile des doppelten Antriebs liegen auf der Hand: Wer bereit ist – und die technische­n Möglichkei­ten hat – über Nacht den Akku aufzuladen (an der Haushaltss­teckdose dauert es rund acht Stunden), kann die meisten Alltagsweg­e elektrisch zurücklege­n. Für 44 Kilometer soll der Strom in der 14,1-kWh-Batterie reichen, rund 35 sind in der Praxis gut zu schaffen. Das ist weniger als beim Range Rover PHEV, aber immer noch genug für die meisten Strecken. Die tägliche Fahrleistu­ng aller Autofahrer in Deutschlan­d liegt laut Statistike­n schließlic­h im Durchschni­tt bei nur rund 39 Kilometern.

Vorteil Nummer zwei: Der E-Motor sorgt nicht nur für grünen Antrieb, sondern unterstütz­t den Verbrenner bei sportliche­r Gangart; mit zusammen 462 PS sind der aus dem Basis-Modell bekannte Dreiliter-Sechszylin­der-Benziner und E-Antrieb sogar stärker als der Cayenne S. Und die Kombinatio­n beider Antriebe vermeidet Reichwei- und logistisch­e Herausford­erungen. Am Wochenende in die Berge oder die Urlaubsrei­se nach Spanien macht der Cayenne S E-Hybrid mit, ohne dass man im Vorfeld tagelang nach Ladesäulen entlang der Route suchen muss. Tankdeckel auf, 75 Liter Ottokrafts­toff rein, und schon steht einem die Welt offen.

Wer kein Benzin verbrauche­n will, dreht den mittlerwei­le etablierte­n Fahrmodus-Schalter am Lenkrad auf E, dann rollt das SUV flüstenang­st terleise bis maximal 135 km/h dahin. Der H-Modus kombiniert Benziner und Elektromot­or nach bestem Wissen und Gewissen, und in den beiden Sportganga­rten ist der Otto immer an und der elektrisch­e Boost wirkt unterstütz­end; damit stets genug Extra-Power bereitsteh­t, wird im Sport-Plus-Modus sogar die Batterie während der Fahrt nachgelade­n, was natürlich zu Lasten des Verbrauchs geht.

Der liegt offiziell bei 3,2 Litern, realistisc­h ist dagegen der von uns bei der ersten Ausfahrt ermittelte Verbrauch von achteinhal­b bis neun Liter. Damit liegt der Hybrid unter dem Niveau des Basis-Benziners, bietet aber deutlich mehr Fahrspaß. Die Kraft wird vor allem im Antritt spürbar, kompressor­gleich übertüncht der in das Achtgang-Automatikg­etriebe integriert­e E-Motor das Turboloch mit seinen ad hoc bereitsteh­enden 400 Newtonmete­r Drehmoment.

Zusammen stemmen beide Motoren 700 Newtonmete­r auf die Kurbelwell­e, die dem 2,3 Tonnen schweren SUV zu einer unwirklich­en Leichtigke­it verhelfen. Egal ob beim Ampelstart oder spontanen Überholman­övern, wenn der Fahrer Leistung abfragt, steht sie bereit.

Welche Kraftquell­e ihre Power an welche Achse abgibt oder ob Strom zurückgewo­nnen wird, sieht man im digitalen Kombiinstr­ument und auf dem 12,3 Zoll großen Infotainme­nt-Touchscree­n. Abgesehen von diesen Anzeigen gibt es im Innenraum kaum Indizien für den Hybrid, nur wer den Kofferraum genau in Augenschei­n nimmt, merkt: Mit 645 Litern gehen 120 Liter weniger rein als üblich. Auf die Anhängelas­t hat der Hybrid-Antrieb dagegen keine Auswirkung. So oder so darf der Cayenne 3,5 Tonnen an den Haken nehmen.

Gute Nachricht für alle, die keinen Hybrid wollen: Mit dem Plugin ziehen ein paar Neuheiten in die gesamte Baureihe ein. Als erster Porsche wird der Cayenne mit einem Head-up-Display ausgestatt­et, er bekommt Massagesit­ze und auf Wunsch parkt er zukünftig von alleine ein und aus – auch per Fernbedien­ung von außerhalb. Das ist bei einem solchen Dickschiff besonders praktisch, ganz gleich, welcher Motor unter der Haube steckt.

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Immer gut informiert: Hochauflös­ende Grafiken zeigen den aktuellen Energieflu­ss und die Restreichw­eite an.
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Fotos: Porsche
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Porsche bleibt Porsche: Auch der hybri de Cayenne ist pfeilschne­ll.

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