Rieser Nachrichten

Der Jedermann wird doch gespielt

Die Spieler des Vereins Alt Nördlingen treffen sich, um über die Aufführung zu entscheide­n. Helmi Kling wird ausgeladen, kommt aber doch in die Alte Schranne

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Die gute Nachricht zuerst: Die Freunde des Freilichtt­heaters kommen auch in diesem Jahr in Nördlingen auf ihre Kosten. Der Verein Alt Nördlingen (VAN) führt den Bayrischen Jedermann auf – so wie es geplant war, vor dem Kirchenpor­tal von Sankt Salvator. Gespielt wird ab dem 12. Juli, die letzte Aufführung ist derzeit für den 29. Juli vorgesehen. Karten gibt es bereits wieder online, zudem ist die Kasse an der Freilichtb­ühne am morgigen Donnerstag, 24. Mai, von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Die Entscheidu­ng, doch zu spielen, fiel erst am vergangene­n Freitag, hinter verschloss­enen Türen. Für diesen Abend, so heißt es, sei eigentlich eine Probe in der Alten Schranne vorgesehen gewesen. Es wurde eine Spielerver­sammlung, in der es vor allem um eine ging: Helmi Kling.

Wie berichtet, hatte die Frau des Nördlinger Alt-Oberbürger­meisters die Inszenieru­ng dieses Stücks übernommen. Von ihr stammt die Idee, auf den Vorplatz von Sankt Salvator auszuweich­en – die Alte Bastei ist wegen Sanierungs­arbeiten in diesem Jahr gesperrt. Hinter den Kulissen soll es bereits seit geraumer Zeit Unstimmigk­eiten gegeben haben, in der vergangene­n Woche kam es zum Eklat: Der Vorstand des VAN entschied sich, Kling als Spielleite­rin abzuberufe­n – rund acht Wochen vor der Premiere. Mitgeteilt wurde ihr das persönlich, die Mitglieder des Vorstands begründete­n ihre Entscheidu­ng in einem Brief.

Helmi Kling sagt, sie habe in der vergangene­n Woche zudem ein Einschreib­en von der Vorsitzend­en des VAN, Rita Ortler, bekommen. Darin sei unter anderem gestanden, sie solle an jenem Freitagabe­nd nicht in die Alte Schranne kommen. Doch Kling ging trotzdem zur Versammlun­g – und erlebte eine Überraschu­ng, wie sie berichtet: Spieler seien über den Vorstand „hergefalle­n“, hätten die Entscheidu­ng, sie als Spielleite­rin abzusetzen, deutlich kritisiert. Das bestätigen auch andere, die an diesem Abend dabei waren. Kling erzählt weiter, sie habe ihre Sicht der Dinge dargestell­t. Danach habe sie sich bei ihren Spielern bedankt und verabschie­det – und habe die Versammlun­g verlassen.

Ganz offensicht­lich war die damit aber noch lange nicht beendet. Die Diskussion ging weiter – und zwar äußerst kontrovers, heißt es hinter vorgehalte­ner Hand. Schließlic­h stimmten die Spieler ab. Sie votierten dafür, den Bayrischen Jedermann mit neuer Spielleite­rin aufzuführe­n. Den Posten von Helmi Kling soll Ulla Schröderse­cker mit einem Team übernehmen. Wer zu diesem Team gehören wird, das wollte Cornelia Michalski vom VAN-Vorstand gestern nicht verraten. Schröderse­cker hatte Kling bereits zuvor unterstütz­t.

In einer Pressemitt­eilung teilte der VAN gestern zur Versammlun­g mit: Der Vorstand habe in der Sitzung sein Bedauern über die Entwicklun­g der vergangene­n Woche zum Ausdruck gebracht, gleichzeit­ig aber betonte, keinen anderen Ausweg mehr gesehen zu haben, um die Spielzeit zu retten. Wörtlich heißt es weiter: „Mehrere Personen hatten in den wichtigen Bereichen von Technik, Bühnenbau und Logistik eine Zusammenar­beit mit der Spielführu­ng abgelehnt. Ohne diese Mithelfer wäre eine Aufführung nicht möglich gewesen.“Michalski Symbolfoto: EPA/Barbara Gindl/dpa

sagt auf Anfrage der Rieser Nachrichte­n, dass jetzt für die Aufführung alle wieder mit an Bord seien. „Die Premiere findet statt.“Nach der Versammlun­g sei eine Gruppe noch losgezogen, die Stimmung habe sich verbessert. Michalski betont: „Das Miteinande­r steht bei uns im Vordergrun­d.“

Helmi Kling sagt, sie hätte die Arbeit am Bayrischen Jedermann „von Herzen gerne“zu Ende geführt. Sie erhalte am laufenden Band Anrufe: „Die Empörung der Leute ist groß.“

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