Rieser Nachrichten

Dass Peter und Daisy leben, ist ein Wunder

Ein trächtiges Reh stirbt bei einem Wildunfall. Zwei gerettete Kitze werden jetzt in Monheim aufgepäppe­lt

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Monheim Das die beiden Rehkitze Peter und Daisy leben, ist ein Wunder. Sie kamen am 13. Mai unter grausamen Umständen auf die Welt. Bei einem Wildunfall zwischen Monheim und Warching starben ihre Mutter und ein weiteres Kitz. Der Bauch der Mutter wurde dabei aufgerisse­n. Eines der beiden überlebend­en Kitze lag auf der Straße, das andere im angrenzend­en Graben.

In den folgenden Tagen war unklar, ob die Tiere das Drama überleben würden. „Ich habe es deswegen erst einmal geheim gehalten, dass ich mich um die Kitze kümmere“, sagt Werner Frank aus Monheim, der die Kitze aufgenomme­n hat. „Peter war etwas besser beieinande­r, aber bei Daisy war es schon kritisch.“Jetzt haben sie eine neue Heimat im Garten von Frank gefunden. Er hat ein sie in einem alten Vogelgeheg­e untergebra­cht und legt eine Plane darüber, wenn es regnet, damit die Tiere Schutz finden. Die Namen haben die Kitze von Franks Enkeln.

Die ersten beiden Tage waren für Werner Frank und seine Frau sehr anstrengen­d. Alle zwei Stunden bekamen die Jungtiere aus einer Pipette Ziegenmilc­h. Die hat er sich aus dem Spielzeugf­undus seiner Enkel ausgeliehe­n. Inzwischen sind die Abstände größer. Die Tiere benötigen nur noch alle vier bis fünf Stunden Unterstütz­ung beim futtern. Dass die Aufzucht durch Menschen relativ gut klappe, habe wohl auch damit zu tun, dass die Jungtiere keine Muttermilc­h kennen. „Sonst wäre es sicher schwierige­r geworden“, sagt Frank.

Die Familie kümmert sich nicht das erste Mal um ein Kitz

Es ist nicht das erste Mal, dass Frank sich um ein Rehkitz kümmert. Als Jugendlich­er hat er schon einmal ein Kitz durchgebra­cht und vor einigen Jahren stand „ein Reh in der Küche“, erinnert sich seine Frau. Es war aus den Fluten gerettet worden, hatte aber zu viel Wasser in der Lunge, sodass es doch nicht überlebte. Dass es Daisy und Peter wahrschein­lich schaffen, verdanken sie auch Jagdpächte­r Florian Stark aus Haunsfeld (Landkreis Eichstätt) und dessen Freundin Sybille Mößner. Die beiden wurden morgens um vier von der Polizei alarmiert, schnappten sich schnell noch Tücher, um die Tiere trocken reiben und einwickeln zu können, und machten sich auf den Weg. Die erste Nacht verbrachte­n die beiden Tiere im Keller neben der Heizung.

Dass es die beiden Tiere geschafft haben, ist für den Jagdpächte­r ein Wunder. „Ich habe noch nie gehört, dass Rehkitze solch einen Unfall überleben. Es kommt ohnehin sehr selten vor, dass wir bei Wildunfäll­en noch etwas tun können. Wenn sich die Tiere beispielsw­eise ein Bein brechen, müssen wir sich auch erlösen.“

Auf Werner Frank wurde er durch einen gemeinsame­n Bekannten aufmerksam. Es war eine glückliche Fügung, weil Frank erst kurz zuvor halb im Spaß erwähnt hatte, das er sich durchaus vorstellen könne, mal wieder ein Reh aufzuziehe­n. Dass es dann so schnell dazu komme, habe ihn aber schon überrascht, sagt er. Stark ist dankbar, dass sich die Familie Frank um beide Jungtiere kümmert. Ihm selbst „fehlt leider die Zeit“, um sich ausreichen­d um Peter und Daisy kümmern zu können. Frank sieht es pragmatisc­h. Ob er sich nun um ein oder drei Rehkitze kümmern müsse, spiele auch nicht die Rolle, wenn er einmal aufgestand­en sei. „Das ist fast derselbe Aufwand.“

Mit einem Jahr sind die Tiere ausgewachs­en

Was perspektiv­isch mit den Tieren passiert, ist noch offen. Laut Florian Stark sind die Tiere mit einem Jahr ausgewachs­en. Dann dürfte der Garten von Werner Frank wohl zu klein sein. Eine Auswilderu­ng hält der Jagdpächte­r für eher schwierig realisierb­ar. „Sie sind durch die Aufzucht durch Menschen wie Haustiere.“Der Monheimer will sich jetzt erst einmal umhören, wie Helfer in ähnlichen Situatione­n in der Vergangenh­eit vorgegange­n sind. Ein Wildgehege könnte eine Option sein, sagt er. Lange Haare galten früher als Kraft spender. Als dem biblischen Sim son sein Haar beschnitte­n wurde, verlor er seine Kraft. Entspre chend versuchten immer wieder Menschen, besonders Liebespaa re, Haare des anderen zu bekommen, bei sich zu tragen und so Macht über ihn/sie zu haben. Viele Mädchen trugen eine Haarlocke ihres Liebs ten in einem Amulettanh­änger mit sich herum.

Ausgewählt und erklärt von Kreishei matpfleger Herbert Dettweiler.

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Foto: Christian Mühlhause Peter und Daisy hat die Monheimer Fa milie Frank die Rehkitze getauft, die in einem Gehege bei ihnen im Garten auf wachsen.

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