Verschlossene Köpfe
Die Politik muss mehr in die Köpfe investieren, meint das Institut der deutschen Wirtschaft. Dieser Forderung wird niemand widersprechen wollen. Allerdings sind immer mehr Köpfe ausgefüllt von der Überzeugung, dass jedes weitere Auftanken mit Bildungsgütern die Lebenslust beeinträchtigt. Ein Spielchen auf dem Smartphone liefert ohnehin das hinreichende Maß an geistiger Nahrung. Das Eintüten zusätzlichen Wissens gilt als überflüssige Quälerei.
Dennoch suchen investitionswillige Pädagogen und Politiker nach einem zeitgemäßen Nürnberger Trichter, mit dem Bildung schnell in alle Köpfe gegossen werden kann. Die Ganztagsschule gilt in diesem Zusammenhang als krönender Höhepunkt der Evolution. Wenn Schüler sieben Stunden pro Tag den Einwirkungen der modernen Bildungspolitik ausgesetzt sind, können sie ihr Gehirn nicht ständig absperren. Vor allem im Ermüdungsund Schlafzustand dringen Formeln und Fakten unter die Schädeldecke und nisten sich dort ein.
Allerdings darf nicht passieren, was der Philosoph Karl Rosenkranz in seiner Autobiografie berichtet: „Wir lasen Mittwoch und Sonnabend Nachmittag den Ossian zusammen, bis dieser Unterricht Anfangs Juni ein plötzliches Ende dadurch fand, daß mein trefflicher, von der gemüthvollsten Frömmigkeit erfüllter Lehrer an einem schönen Sonntag Morgen ertrank.“