Rieser Nachrichten

Buggenhofe­r Wallfahrts­kirche wird geschlosse­n

Bis Ende des Jahres ist das kleine Gotteshaus zu. Bereits heute starten die Gerüstbaua­rbeiten

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Buggenhofe­n In der Wallfahrts­kirche Buggenhofe­n ist am vergangene­n Samstag für längere Zeit letztmalig ein Gottesdien­st gefeiert worden. Schon heute beginnen die Sanierungs­arbeiten im Innenraum. Laut Mesnerin Anna Boos ist noch nicht abzusehen, wie lange die Arbeiten dauern werden. Bei solchen Projekten würden oft erst im Zuge der Sanierungs­arbeiten noch Schäden entdeckt werden, mit denen zu Beginn oder bei den Sanierungs­planungen niemand gerechnet habe. Eines sei jedoch schon sicher, im Jahr 2021 feiert die Wallfahrts­kirche ihr 550-jähriges Jubiläum, da soll das Barockjuwe­l in neuem Glanz gefeiert werden.

Anna Boos zeigt auf einige Stellen, die mit frischer weißer Farbe gestrichen wurden. Da wird deutlich, welche Verschmutz­ungen im Innenraum durch Kerzenruß und Feuchtigke­it seit der letzten Renovierun­g in den Jahren von 1972 bis 1974 wieder entstanden sind. Auch durch die Sanierung des Dachstuhls vor einigen Jahren hat sich nach den Worten von Anna Boos trotz guter Bauisolier­ung doch Staub an den Wänden des Kirchensch­iffs abgesetzt. Er ließ besonders die Goldverzie­rungen, den Stuck und die Fresken nachdunkel­n. Der bauliche Zustand der Mauern sei jedoch gut; sie sind trocken, da sie in den 1980erJahr­en entfeuchte­t und isoliert wurden.

Die Geschichte des Gotteshaus­es beginnt im Jahr 1471, als in einer sumpfigen Wiese das Buggenhofe­ner Gnadenbild gefunden wurde und dort der Bauer vom Abtsholzer Hof eine kleine Holzkirche errichtete. Bald darauf entstand eine gemauerte Kirche. Sie erlebte eine erste Blütezeit im ausgehende­n 15. und im 16. Jahrhunder­t, wurde dann jedoch während des Dreißigjäh­rigen Krieges drei Mal geplündert. Unter anderem von schwedisch­en Truppen, die vom Schellenbe­rg bei Donauwörth her ins Kesseltal einfielen. Sofort nach dem Ende des Krieges blühte trotz der Armut und Not der Bevölkerun­g die Marienwall­fahrt rasch wieder auf und erlebte dann in der Barockzeit einen bis dahin unerreicht­en Höhepunkt. Waren schon im ausgehende­n 17. Jahrhunder­t bauliche Erweiterun­gsmaßnahme­n vorgenomme­n worden, so wurden nun im 18. Jahrhunder­t der Hochaltar und zwei Seitenaltä­re neu errichtet, eine neue Kanzel und eine Orgel eingebaut und schließlic­h auch die großartige­n Gemälde von Johann Baptist Enderle, insgesamt 25 an der Zahl, und die Stuckverzi­erungen von Laurentin Hieber geschaffen.

Die Marienfigu­r mit den Seidenfäde­n, die ursprüngli­ch ihren Platz im Wirsbergsc­hrein an der Nordseite hatte, fand eine neue, zentrale Position im Hochaltar. Knapp 200 Votivtafel­n aus den vergangene­n drei Jahrhunder­ten zeugen davon, wie lebendig die Verehrung der Gottesmutt­er Maria von Buggenhofe­n in ganz Nordschwab­en und darüber hinaus stets war und heute noch ist.

„So ein Juwel muss man erhalten und auf Vordermann bringen, damit auch die Nachwelt noch etwas davon hat“, sagt die Mesnerin. Die Kostenschä­tzung liegt laut Kirchenver­waltung bei 545000 Euro, ein denkmalpfl­egerischer Mehraufwan­d von 218000 Euro ist darin enthalten. Koordinier­t wird die Maßnahme vom Projektman­agement bei der Bischöflic­hen Finanzkamm­er der Diözese Augsburg. Fließen die Zuschüsse so wie erhofft, bleibt für die kleine Kirchensti­ftung Mariä Himmelfahr­t, die zur Pfarreieng­emeinschaf­t Bissingen gehört, immer noch ein Eigenantei­l von knapp 200000 Euro. Dies sollte jedoch nicht nur den Wallfahrer­n und Gottesdien­stbesucher­n die Sanierung wert sein, sagt Mesnerin Anna Boos, denn das bauliche Barockjuwe­l im schönen Kessel- und Hahnenbach­tal zähle immerhin zu den ältesten Marienwall­fahrten in Bayern.

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Foto: von Weitershau­sen Die Kapelle von Buggenhofe­n wird saniert und war deswegen am vergangene­n Wo chenende zum letzten Mal geöffnet.

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