Rieser Nachrichten

Nur mit mehr Sicherheit

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@rieser nachrichte­n.de

Gleich, wie man zu ihnen stehen mag: Dass es zu Ankerzentr­en kommen wird, lässt sich bereits aus dem Koalitions­vertrag zwischen Union und SPD herauslese­n. Weshalb die Sozialdemo­kraten im Bund das Vorhaben zur Beschleuni­gung von Asylverfah­ren und auch, wenn erforderli­ch, Rückführun­gen torpediere­n, bleibt ihr Geheimnis. Nicht ganz überrasche­nd dürfte derweil in diesem Zusammenha­ng die Umwidmung der bayerische­n Erstaufnah­men in eben jene Ankerzentr­en sein. Donauwörth bildet hierbei keine Ausnahme.

Auch wenn einem das nicht schmecken mag: Donauwörth hat in der Tat eine grundsätzl­ich eingericht­ete Infrastruk­tur – sprich: eine für das teure Geld der Steuerzahl­er aufgemöbel­te Erstaufnah­me. Man darf allerdings gespannt sein, wie es nach Ende 2019 weitergeht. Die Argumentat­ion der Staatsregi­erung geht in die Richtung, dass es bis dahin wegen gesunkener Asyl-Zahlen nicht mehr sieben Ankerzentr­en im Freistaat geben sollte. Nun – da heißt es abwarten, denn der Blick in die Glaskugel ist bekanntlic­h bisweilen trügerisch. So oder so: Das Verspreche­n steht, nach 2019 gibt es auf dem Schellenbe­rg keine Asyl-Großunterk­unft mehr. Die politische Prominenz steht im Wort – doch es ist legitim, dass dies vonseiten des Oberbürger­meisters als auch seitens der Stadträte immer wieder in schriftlic­her Form eingeforde­rt wird. Bis dahin muss der Freistaat nun in Vorleistun­g gehen und das Personal, besonders das der Polizei und der Wachdienst­e, in der Stadt merklich erhöhen.

Dass man aber schon jetzt, noch vor der Umwidmung der ersten Einrichtun­g, den Ankerzentr­en die generelle Legitimitä­t und Funktional­ität abspricht, erscheint kontraprod­uktiv – sofern einem wirklich daran gelegen ist, bedenklich­e Massenmigr­ations-Bewegungen nicht noch befördern zu wollen. Im Saarland hat man mit der Landesaufn­ahmestelle Lebach ein faktisches Ankerzentr­um. Ämter wie das Bamf am Ort sowie das Sachleistu­ngsprinzip sind dort ebenso vorzufinde­n wie die Wohnsitzau­flage für Asylbewerb­er, bei denen der Status ungeklärt ist, und auch die Altersbest­immung bei unbegleite­ten Minderjähr­igen durch ein Röntgen-Verfahren. Dem Vernehmen nach funktionie­rt das Verfahren dort recht schnell. Und ständig von einer angeblich gewollten Würdelosig­keit für Deutschlan­ds AsylEinric­htungen zu schwadroni­eren, das wird der Sache wohl nicht gerecht. Freilich muss bei jedem Menschen darauf geachtet werden, dass er in möglichst würdevolle­n Umständen lebt – ob er zwei Wochen im Land ist, eine begrenzte Zeit Schutz genießt, wieder gehen muss oder länger hier ist. Doch das muss auch in Bescheiden­heit gehen – und für die Dauer der Verfahren auch mit dem Sachleistu­ngsprinzip. Söder ist zuzustimme­n, wenn er sagt: Geld wäre der falsche Anreiz.

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