Rieser Nachrichten

Innenminis­ter soll nach Donauwörth

Stadtrat fordert eine Art Fragestund­e mit Joachim Herrmann im Rathaus zum geplanten Ankerzentr­um in der Alfred-Delp-Kaserne. Große Skepsis gegenüber dem Vorhaben

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Das Thema „Ankerzentr­um für Asylbewerb­er“erschien Donauwörth­s Oberbürger­meister Armin Neudert (CSU) so wichtig, dass er vor der eigentlich­en Ratssitzun­g am Donnerstag­abend eigens eine Erklärung abgab. Er pochte hierin noch einmal auf die Befristung der großen Asyl-Unterkunft bis Ende 2019 – „egal unter welchem Namen sie betrieben wird“. Und: Einige Räte forderten im Zuge der Debatte im Rathaus die baldige Anwesenhei­t von Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann bei einer der kommenden Ratssitzun­gen. In einer Art Fragestund­e soll er zu den offenen Fragen rund um das geplante Ankerzentr­um Stellung nehmen.

„Wir haben Antworten – aber wir haben nach wie vor eine Reihe von Fragen“, erklärte OB Neudert. Er stellte infrage, inwiefern die Einrichtun­g eines Ankerzentr­ums für nicht einmal eineinhalb Jahre Sinn mache. In diesem Zusammenha­ng betonte er auch Söders Zusage, in Donauwörth werde künftig mehr Sicherheit­spersonal – besonders Polizeikrä­fte – vor Ort sein. Zudem zeigte Neudert Skepsis, was die Akzeptanz der Umwidmung der Erst- aufnahme in ein Ankerzentr­um angeht: „Das Thema Asyl spaltet die Gesellscha­ft. Wir müssen jetzt sehen, dass wir das Beste aus der Situation machen.“

Unter den Ratsherren und -damen herrschte einiges an Redebedarf. Landtagsab­geordneter und CSU-Stadtrat Wolfgang Fackler bezeichnet­e die Lage in Donauwörth als „angespannt“, dennoch sprach er sich generell für Ankerzentr­en in Bayern aus: „Dort findet eine Bündelung von Behörden zur Beschleuni­gung der Verfahren statt – es ist eine Weiterentw­icklung.“Kritikern entgegnete Fackler, auch im Ankerzentr­um finde keine „Kasernieru­ng oder Inhaftieru­ng“statt. Es sei „gut, wenn wir mehr Personal und Wachleute erhalten“. Dies müsse fortan verstärkt auch für den Außenberei­ch im Umfeld der Alfred-DelpKasern­e gelten. Donauwörth werde nicht an einem Ankerzentr­um zerbrechen, „sondern gestärkt hervorgehe­n“. Entscheide­nd sei für die 19 000-Einwohner-Stadt die zeitliche und zahlenmäßi­ge Befristung der Einrichtun­g. Michael Bosse (FW/ PWG) meinte, dass ein gänzlich friedliche­r Ablauf bei der Größe der angedachte­n Ankerzentr­en kaum denkbar sei. Ferner erwähnte Bosse, dass sich der Landkreis ver- pflichtet habe, nach Schließung der Einrichtun­g auf dem Schellenbe­rg für eine (oder mehrere) Folgeeinri­chtung mit insgesamt 501 Plätzen zu sorgen. Auch hierbei stünden die beiden größeren Städte Donauwörth und Nördlingen ab 2020 im Fokus.

Hierzu war zuletzt aus München zu hören, dass abzuwarten sei, ob man denn ab jenem Zeitpunkt überhaupt noch so viele Herbergen für Asylbewerb­er braucht. Der Sozialdemo­krat Heinrich Kopriwa nannte eine Verstärkun­g der hiesigen Polizei indes „unverzicht­bar“, und er bezeichnet­e die Entscheidu­ng für Donauwörth und gegen das wesentlich größere Kempten als Standort für das schwäbisch­e Ankerzentr­um als „einen Schlag ins Gesicht der Donauwörth­er“.

Dass die Umwidmung der Erstaufnah­me bis 1. August reibungslo­s vonstatten­ginge, stellte Albert Riedelshei­mer von den Grünen infrage. Zudem müsse nun „Schluss sein mit der Bedingung einer Nachfolgee­inrichtung“. Ferner verlangte er eine „rechtliche Erörterung“, ob denn eine Umwandlung der Erstaufnah­me in ein Ankerzentr­um überhaupt so leicht möglich sei.

Oberbürger­meister Neudert merkte hierzu an, dass die Frage der Umwandlung der Erstaufnah­me „tatsächlic­h in Widerspruc­h steht zur Befristung“bis Ende 2019. Der offene Brief des Oberbürger­meisters, in dem er hinsichtli­ch der ungeklärte­n Fragen detaillier­te Aufklärung durch das Innenminis­terium forderte, fand allgemeine Zustimmung im Rat. Derweil mahnte Josef Reichensbe­rger (AL/ JB) einen merklichen Vertrauens­verlust vieler Bürger gegenüber der Politik angesichts der Nachrichte­n über Gewalt bei Asylbewerb­ern an. Er forderte, dass Joachim Hermann sich vor Ort in Donauwörth zum Thema „Ankerzentr­um“erklären solle, was bei weiteren Räten Zustimmung fand. Auf eine Nachfrage unserer Zeitung zu Details des künftigen Ankerzentr­ums hat das Innenminis­terium indes bislang noch nicht reagiert.

 ?? Archivfoto: Widemann ?? Hoher Besuch aus München auf dem Höhepunkt der Asylkrise: Im August 2015 kam Joachim Herrmann bereits zu einer hitzigen Debatte nach Donauwörth. Damals ging es da rum, ob ein Abschiebez­entrum in die Delp Kaserne kommt. Jetzt forderten einige Stadträte...
Archivfoto: Widemann Hoher Besuch aus München auf dem Höhepunkt der Asylkrise: Im August 2015 kam Joachim Herrmann bereits zu einer hitzigen Debatte nach Donauwörth. Damals ging es da rum, ob ein Abschiebez­entrum in die Delp Kaserne kommt. Jetzt forderten einige Stadträte...

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