Turbulente Verfolgungsjagd
Das neue Kinderstück des Vereins Alt Nördlingen, „der Froschkönig“, überzeugt bei Jung und Alt. Die liebevoll gestaltete Kulisse am Ochsenzwinger zieht sofort in den Bann
Nördlingen Durch die Renovierungsarbeiten an der Alten Bastei steht dem Verein Alt Nördlingen (VAN) heuer die traditionelle Freilichtbühne nicht zur Verfügung. Doch das tut dem diesjährigen Kinderstück keinen Abbruch; die liebevoll hergerichtete Kulisse im Ochsenzwinger zieht große und kleine Besucher sofort in den Bann.
Das Stück „Der Froschkönig“von Raphael Protiwensky basiert auf dem altbekannten gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm und wurde vom Regieteam Annette Mack und Alexander Plöger mit viel Spielwitz sowie besonderen Effekten gelungen umgesetzt.
Eine musikalische Adaption von Udo Jürgens „Aber bitte mit Sahne“führt stimmungsvoll in die Szenerie ein: Das Hexenkaffeekränzchen von Runfriede (gespielt von Madlen Schäff oder Nina Hellriegel), Gerfriede (Anna Pusch) und Winniefred (schaurig hexenhaft durch Karin Leinfelder) – alle drei im wunderbaren Hexenklischeelook mit knallroten Haaren und einer düsteren Spinnennetzoptik – beschäftigt sich mit dem neuesten Trend in der Hexenwelt, den in Tiere verwandelten Menschen. Während Runfriede sich über ihre Wellensittiche, zwei ehemalige Bauernkinder, freut, rümpft Winniefred nur die Nase und nimmt ihren Hexenmund ein bisschen zu voll. So kommt es, wie es kommen muss: bis zum nächsten Vollmond soll sie ein besonderes Haustier vorweisen können, das fordern die Hexenfreundinnen – andernfalls kommt sie vor den Hexenrat. Win- niefred macht sich auf dem Weg und kommt in den Wald, wo die sich lustig machende Sticheltanne (Aida Schwindig) und die penetrant traurige Trauerweide (Dina Grübel) – letzte avanciert spätestens bei der zweiten Heulattacke schnell zum Publikumsliebling – ihr nur bedingt weiterhelfen können. Zum Glück kommt just in diesem Moment der eitle Prinz Wunibald von Kurgund (Peter Ruf) vorbei, der ohne große Umschweife wegen seines garstigen Charakters in einen Frosch verwandelt wird.
Gerade noch so kann der kleine grüne Kerl (ein wunderbar überzeugender Kim Ackermann) Winniefred entkommen, die die Amphibie eigentlich als Beweis für ihre Hexenkünste braucht. Während sie ihren Kescher sucht, wird der Frosch-Neuling im Brunnen von einer Reihe verwandelter Tierkinder ermutigt, sich gegen die Hexe zur Wehr zur setzen. Die „schrecklich traurige“Trauerweide unterstützt mit einem Tipp: Der Frosch muss jemanden finden, der ihn trotz seines hässlichen Äußeren mag und sein gutes Herz erkennt.
Die Kandidatin hierfür ist schnell gefunden: die verwöhnte Prinzessin Friederike (Kathrin Biebl) will nicht mit ihren Schwestern, der dümmlich-lispelnden Kunigunde (Patricia Brand oder Stefanie Eger) und Pferdenärrin Edeltrud (Tine Michl), zum Reiten, sondern spielt mit ihrer goldenen Kugel am Brunnen. Die Kugel fällt hinein, der Frosch rettet sie und nimmt der Prinzessin das Versprechen ab, dass er ihr Spielkamerad werden darf. Dass Friederike den Frosch dann erst einmal im Brunnen sitzen lässt und nicht mit aufs Schloss nimmt, hält den verzauberten Prinzen nicht auf: Von den Tierkindern ermutigt macht er sich mit eleganten Hüpfern auf den Weg.
Ihm stets auf den Fersen ist die Hexe Winniefred, die sogar bei König Theobald (herrlich pathetisch durch Roland Pusch) als Dienerin anheuert, um den Frosch in ihre Hexenfinger zu bekommen. Unterstützung findet der wiederum beim König, der für die schwierige Situation des Froschs nicht nur Verständnis hegt, sondern auch der festen Überzeugung ist: „Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen.“
Das passt der „Königstochter, jüngste“nicht so ganz in den königlich verwöhnten Dickkopf. Und dann ist da auch noch der französische Schlosskoch Alfons (Leon Florian), der seine Chance auf die Umsetzung eines legendären Froschschenkelrezepts sieht. So versuchen alle, dem Frosch entweder zu entkommen oder ihn zu fangen, und es folgt noch eine Reihe von Rückverwandlungen und Neuverwandlungen.
Eine turbulente Verfolgungsjagd, mitreißende musikalische Untermalung, technische Spezialeffekte, aufwendig gestaltete Kostüme, wortwitzige Einschübe und viele liebevolle szenische Ausgestaltungen wie der königliche Toilettengang, ein choreografiertes Tischdecken, sportlich getunte Hexenbesen und der immer wieder heiß begehrte königliche „Kaka-O“runden einen kurzweiligen Theaterbesuch für Jung und Alt ab.