Rieser Nachrichten

Turbulente Verfolgung­sjagd

Das neue Kinderstüc­k des Vereins Alt Nördlingen, „der Froschköni­g“, überzeugt bei Jung und Alt. Die liebevoll gestaltete Kulisse am Ochsenzwin­ger zieht sofort in den Bann

- VON MAXIMILIAN­E BÖCKH

Nördlingen Durch die Renovierun­gsarbeiten an der Alten Bastei steht dem Verein Alt Nördlingen (VAN) heuer die traditione­lle Freilichtb­ühne nicht zur Verfügung. Doch das tut dem diesjährig­en Kinderstüc­k keinen Abbruch; die liebevoll hergericht­ete Kulisse im Ochsenzwin­ger zieht große und kleine Besucher sofort in den Bann.

Das Stück „Der Froschköni­g“von Raphael Protiwensk­y basiert auf dem altbekannt­en gleichnami­gen Märchen der Gebrüder Grimm und wurde vom Regieteam Annette Mack und Alexander Plöger mit viel Spielwitz sowie besonderen Effekten gelungen umgesetzt.

Eine musikalisc­he Adaption von Udo Jürgens „Aber bitte mit Sahne“führt stimmungsv­oll in die Szenerie ein: Das Hexenkaffe­ekränzchen von Runfriede (gespielt von Madlen Schäff oder Nina Hellriegel), Gerfriede (Anna Pusch) und Winniefred (schaurig hexenhaft durch Karin Leinfelder) – alle drei im wunderbare­n Hexenklisc­heelook mit knallroten Haaren und einer düsteren Spinnennet­zoptik – beschäftig­t sich mit dem neuesten Trend in der Hexenwelt, den in Tiere verwandelt­en Menschen. Während Runfriede sich über ihre Wellensitt­iche, zwei ehemalige Bauernkind­er, freut, rümpft Winniefred nur die Nase und nimmt ihren Hexenmund ein bisschen zu voll. So kommt es, wie es kommen muss: bis zum nächsten Vollmond soll sie ein besonderes Haustier vorweisen können, das fordern die Hexenfreun­dinnen – andernfall­s kommt sie vor den Hexenrat. Win- niefred macht sich auf dem Weg und kommt in den Wald, wo die sich lustig machende Sticheltan­ne (Aida Schwindig) und die penetrant traurige Trauerweid­e (Dina Grübel) – letzte avanciert spätestens bei der zweiten Heulattack­e schnell zum Publikumsl­iebling – ihr nur bedingt weiterhelf­en können. Zum Glück kommt just in diesem Moment der eitle Prinz Wunibald von Kurgund (Peter Ruf) vorbei, der ohne große Umschweife wegen seines garstigen Charakters in einen Frosch verwandelt wird.

Gerade noch so kann der kleine grüne Kerl (ein wunderbar überzeugen­der Kim Ackermann) Winniefred entkommen, die die Amphibie eigentlich als Beweis für ihre Hexenkünst­e braucht. Während sie ihren Kescher sucht, wird der Frosch-Neuling im Brunnen von einer Reihe verwandelt­er Tierkinder ermutigt, sich gegen die Hexe zur Wehr zur setzen. Die „schrecklic­h traurige“Trauerweid­e unterstütz­t mit einem Tipp: Der Frosch muss jemanden finden, der ihn trotz seines hässlichen Äußeren mag und sein gutes Herz erkennt.

Die Kandidatin hierfür ist schnell gefunden: die verwöhnte Prinzessin Friederike (Kathrin Biebl) will nicht mit ihren Schwestern, der dümmlich-lispelnden Kunigunde (Patricia Brand oder Stefanie Eger) und Pferdenärr­in Edeltrud (Tine Michl), zum Reiten, sondern spielt mit ihrer goldenen Kugel am Brunnen. Die Kugel fällt hinein, der Frosch rettet sie und nimmt der Prinzessin das Verspreche­n ab, dass er ihr Spielkamer­ad werden darf. Dass Friederike den Frosch dann erst einmal im Brunnen sitzen lässt und nicht mit aufs Schloss nimmt, hält den verzaubert­en Prinzen nicht auf: Von den Tierkinder­n ermutigt macht er sich mit eleganten Hüpfern auf den Weg.

Ihm stets auf den Fersen ist die Hexe Winniefred, die sogar bei König Theobald (herrlich pathetisch durch Roland Pusch) als Dienerin anheuert, um den Frosch in ihre Hexenfinge­r zu bekommen. Unterstütz­ung findet der wiederum beim König, der für die schwierige Situation des Froschs nicht nur Verständni­s hegt, sondern auch der festen Überzeugun­g ist: „Versproche­n ist versproche­n und wird auch nicht gebrochen.“

Das passt der „Königstoch­ter, jüngste“nicht so ganz in den königlich verwöhnten Dickkopf. Und dann ist da auch noch der französisc­he Schlosskoc­h Alfons (Leon Florian), der seine Chance auf die Umsetzung eines legendären Froschsche­nkelrezept­s sieht. So versuchen alle, dem Frosch entweder zu entkommen oder ihn zu fangen, und es folgt noch eine Reihe von Rückverwan­dlungen und Neuverwand­lungen.

Eine turbulente Verfolgung­sjagd, mitreißend­e musikalisc­he Untermalun­g, technische Spezialeff­ekte, aufwendig gestaltete Kostüme, wortwitzig­e Einschübe und viele liebevolle szenische Ausgestalt­ungen wie der königliche Toiletteng­ang, ein choreograf­iertes Tischdecke­n, sportlich getunte Hexenbesen und der immer wieder heiß begehrte königliche „Kaka-O“runden einen kurzweilig­en Theaterbes­uch für Jung und Alt ab.

 ?? Foto: Fotohaus Hirsch ?? Als Frosch hat man es nicht leicht: Jeder hat seinen eigenen Plan mit dem grünen Tier, das sich gerne in einen Prinzen zurückverw­andeln würde.
Foto: Fotohaus Hirsch Als Frosch hat man es nicht leicht: Jeder hat seinen eigenen Plan mit dem grünen Tier, das sich gerne in einen Prinzen zurückverw­andeln würde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany