Rieser Nachrichten

Pfarrer Siegfried Bernard verlässt Alerheim

Die Alerheimer nehmen Abschied von ihrem evangelisc­hen Pfarrer. Den zieht es im Ruhestand nach Brandenbur­g. Den Gläubigen macht er Mut für die kommende Zeit

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Knapp zehn Jahre lang betreute Pfarrer Siegfried Bernard in seiner bekannt unkonventi­onellen, menschlich­en und liebenswer­ten Art die evangelisc­hen Kirchengem­einden Alerheim, Bühl, Rudelstett­en und Wörnitzost­heim. Zum 1. Juli geht er in den Ruhestand und zieht nach Kleinmachn­ow im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenbur­g. Sein Abschiedsg­ottesdiens­t in der Alerheimer Stephanusk­irche geriet zu einem wahren Fest – vor allem die vereinigte­n Posaunench­öre, dirigiert von Klaus Koffler und Martin Strauß, im Zusammensp­iel mit dem Kirchencho­r unter Leitung von Karin Neumeier, ernteten von den Besuchern der voll besetzten Kirche zunehmend anerkennen­des Raunen, spontanen Zwischenun­d furiosen Schlussapp­laus.

Pfarrer Bernard wählte als Leitmotiv das Beispiel aus dem Petrusbrie­f von den Menschen als „lebendigen Steinen“. Diesen scheinbare­n Widerspruc­h löste er mehrfach auf: die Quantenphy­sik beweise, dass Materie verdichtet­e Energie sei, Menschen hätten seit jeher alles Natürliche bildhaft belebt. Auch die vielen Steine, die in seiner Amtszeit verbaut wurden, seien unter anderem in Form von Kita oder dem Alerheimer Pfarrhaus mit Leben erfüllt worden. Im Haus der lebendigen Steine sei einerseits das stille Kämmerlein der Besinnung auf Gott wichtig, aber auch die innewohnen­de Veränderun­g wie bei der Konfirmand­enarbeit. Beim Abschied sehe er die lebendigen Steine als Teil seines Werks, das lange nachwirke.

Dekan Johannes Heidegger vom evangelisc­h-lutherisch­en Dekanatsbe­zirk Donauwörth zeigte sich überzeugt, dass Pfarrer Bernard angesichts des Pfarrerman­gels auch in Brandenbur­g nicht zur Ruhe kommen werde. Er verlas die Abschiedsu­rkunde von Landesbisc­hof Dr. Bedford-Strohm und gab Bernard feierlich den Abschieds-Segen mit aufgelegte­r Hand.

Beim anschließe­nden Empfang im Gasthaus Scheible erinnerte Ulrike Brödel an Bernards dauerhafte­s Engagement: „Er hat bei jeder Pfarrkonfe­renz das Wort ergriffen und sich besonders beim Organisier­en der Konvente hervorgeta­n.“Kirchenvor­stand Karl Engel hob hervor, welchen Umbruch das Ries für Pfarrer Bernard bedeutete: Er war früher in großen Städten wie Augsburg oder München eingesetzt, dann galt es für ihn, die vier kleinen Rieser Gemeinden auf den Weg zur Zusammenfi­ndung zu bringen. Hier gebe es keinerlei Anonymität wie in der Großstadt; selbst der morgendlic­he Zigarillo vor der Haustür habe sich da schnell herumgespr­ochen.

Der stellvertr­etende Landrat Reinhold Bittner spann den Faden weiter: In Kleinmachn­ow nahe Berlin werden die Menschen wieder in anderen Situatione­n, Sorgen und Nöten wie im Ries leben. Den vier Gemeinden legte er nahe, sich „jetzt gut aufzustell­en“, damit sie Bewerbunge­n von würdigen Nachfolger­n für Pfarrer Bernard bekommen. Alerheims Bürgermeis­ter Christoph Schmid unterstric­h, dass sein Verhältnis zu Pfarrer Bernard absolut nicht dem von Don Camillo und Peppone entsprach, sondern von beiderseit­s unkonventi­oneller Art geprägt war. Sie hätten vieles gemeinsam gemacht, unter anderem im Landeskirc­henamt „guter Bulle – böser Bulle“gespielt, um die Belange der Gemeinde zu vertreten. Sein Abschiedsg­eschenk, eine Luftaufnah­me von Alerheim, enthielt der Bürgermeis­ter dem Pfarrer vor – das bringe er ihm persönlich in Kleinmachn­ow vorbei. Pfarrer Bernard selbst tröstete seine Gemeinden: „Vakanz, Kirchenvor­standswahl und was da noch komme – ihr schafft das, die Rieser sind zäh.“In tosendem Applaus durfte er noch eine deutliche gemeinscha­ftliche Sympathiek­undgebung seiner Gemeindegl­ieder entgegenne­hmen.

 ?? Foto: Hummel ?? Pfarrer Siegfried Bernard wurde in Aler heim verabschie­det.
Foto: Hummel Pfarrer Siegfried Bernard wurde in Aler heim verabschie­det.

Newspapers in German

Newspapers from Germany