Tornado auch über Nördlingen gesichtet
Nach dem Wetterphänomen über dem Kesseltal hat ein Leser eine Windverwirbelung über dem östlichen Riesrand entdeckt. War es dieselbe oder gar eine zweite? Ein Meteorologe löst das Rätsel auf
Nördlingen Kann das sein? Zwei Tornados am gleichen Tag? Oder handelte sich um ein und dasselbe Phänomen, und es zog mit der Gewitterzelle vom Kesseltal bis über das Ries?
Nach der Berichterstattung über den Tornado, der am Dienstag kurz nach 12 Uhr bei Bissingen entstanden ist, ist den Rieser Nachrichten ein weiteres Foto zugesandt worden. Was darauf zu sehen ist, hat nicht dieselben Ausmaße wie der Tornado über dem Kesseltal. Aber die Form der Windverwirbelung ist ähnlich.
Sebastian Biasi hat das Foto gemacht. Der Möttinger arbeitet im Büro bei Eisen-Fischer und hat von Nördlingen in Richtung Wallerstein, beziehungsweise Bopfingen geschaut. Er erzählt, dass sich am Dienstag gegen 13 Uhr ein Rüssel unterhalb der Wolkendecke entwickelt habe. „Man hat richtig gese- hen, wie die Luft in die dunklen Wolken gesogen wurde“, sagt der 33-Jährige. Das Gebilde sei nicht sonderlich groß gewesen und war nach zehn bis 15 Minuten wieder weg.
Der Meteorologe Jürgen Schmidt vom Portal wetterkontor.de, der auch schon den Tornado in Bissingen identifiziert hat, klärt auf, was hinter dem Bild steckt. Denn zugegeben, der Rüssel ist zwar auf dem Bild gut zu erkennen, aber doch winzig.
„Tornado ist Tornado, ob klein oder groß“, sagt der Experte. Und theoretisch könnte es sich um denselben Tornado handeln, der knapp eine Stunde zuvor rund 30 Kilometer nordöstlich über Bissingen gezogen ist. Schmidt wirft einen Blick auf eine Radaraufzeichnung im Internet von diesem Tag und überprüft, wohin das Wetter gezogen ist. „Nein“, sagte er darauf. „Das Gewitter zog von Südwesten nach Nordosten. Das war vermutlich eine tornadoträchtige Zelle.“Tatsächlich: Zwei Tornados an einem Tag.
Dem Experten zufolge war die Atmosphäre an diesem Tag so aufgebaut, dass sich problemlos ein Gewitter entwickeln konnte. Das sei auf jeden Fall Voraussetzung für einen Tornado: Wärme, Feuchtigkeit und viel Energie. Außerdem müsse der Wind vom Boden zur Höhe zunehmen, wodurch sich eine Rotation entwickelt. In Deutschland schätzt Schmidt die Zahl der Tornados auf gerade mal 50 bis 100 pro Jahr.