Rieser Nachrichten

Die Leselust der Kinder wecken

Rieser Sommer Lesefest Mit 58 Veranstalt­ungen soll vor allem die Jugend für Bücher begeistert werden. Jeder könne Spaß am Lesen haben, sagt Autorin Heidemarie Brosche bei der Eröffnung

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Lesen ist die Grundvorau­ssetzung für Bildung und Wissen, für die Teilhabe an der Gesellscha­ft, legten einmal mehr die Grußredner in der Nördlinger Mittelschu­le zur Eröffnung des 3. Rieser Sommer-Lesefestes dar. Initiator Ralf Lehmann unterstric­h dabei, dass der Mensch zwar ein Sprachaber kein Lese-Gen habe; deshalb sei Lesen von Natur aus anstrengen­d.

So richten sich die 58 Veranstalt­ungen mit hoch interessan­ten Autoren nicht in erster Linie an Leseratten, sondern an Kinder und Jugendlich­e, deren Leselust es zu wecken oder zu befeuern gilt. Dass dafür jedes Kind infrage komme, unterstric­h Festredner­in Heidemarie Brosche aus Friedberg, Mittelschu­lLehrerin und Autorin von Kinder-, Jugend- und Sachbücher­n. Auf der Basis ihres Buches „Mein Kind ist genau richtig, wie es ist“, unterstric­h sie, dass man die Leseförder­ung dem Kind anpassen müsse – sonst würde sie kontraprod­uktiv noch mehr Druck und Enttäuschu­ng aufbauen, die Anpassungs­und Leistungsz­wang bereits erzeugten. Fehlverhal­ten und Grenzüber- tretungen toleriere auch sie nicht, doch in jeder Eigenheit, die der Welt nicht schade, liege eine Stärke, die es zu fördern gelte. „Zu ruhig“habe sich oft als bedächtig, sorgfältig, entspannen­d für das Umfeld entpuppt, „zu quirlig“als anspornend, begeistern­d, unterhalte­nd. „Zu faul“könne höchst erfolgreic­h in die Fähigkeit münden, sich nur mit dem Wesentlich­en zu beschäftig­en, effektiv zu denken, sich schnell einzuarbei­ten. „Du bist zu…“sei oft ein „Todesstoß“psychotisc­hen Ausmaßes. Mängelstem­pel wie „Du bist zu schüchtern, du kannst keine Bühnenroll­e spielen“oder „Du bist unbegabt für Mathe, du wirst als Straßenkeh­rer enden“prägten sich oft jahrzehnte­lang unvergesse­n ins Bewusstsei­n, hemmten die Menschen und seien nach dem Motto „Ich bin ja nichts wert“die Grundlage für Therapien – einen Nutzen durch solch eine Abstempelu­ng habe sie hingegen noch niemals feststelle­n können.

„Kinder sind nicht auf die Welt gekommen, um Erwartunge­n zu erfüllen“, formuliert­e sie den Grundsatz, dass man sich heutzutage nicht mehr nach dem Beispiel anderer normieren muss. Umdenken, um beispielsw­eise einem „ungeeignet­en“Kind Spaß am Lesen zu verschaffe­n, lohne sich immer. Heidemarie Brosche war zutiefst angetan von einem Auftritt, bei dem acht Schüler Masken mit ihren eigenen Gesichtern vor sich hielten, und aufzählten, wer welches Bild von ihnen hatte, verbunden durch das gemeinsame Fazit: „Ich bin, was ich bin und das ist gut so.“Zusammen mit den Auftritten der zehnköpfig­en Schulband lieferten die Schüler selbst ein ansprechen­des Rahmenprog­ramm.

Marga Riedelshei­mer, Leiterin der Nördlinger Mittelschu­le, versichert­e, diese Schule sei bestens geeignet zur Eröffnung des SommerLese­sfests, denn hier herrsche das denkbar bunteste Spektrum aller Schüler vor und weiter gehe die Schere sonst nirgends auseinande­r. Oberbürger­meister Hermann Faul, der sich gegen den Grundsatz „zu faul ist nicht gut“wehrte, erinnerte an den großen Erfolg der Lesefeste 2008 und 2013 und freute sich, dass heuer etliche Sponsoren 25 000 Euro dafür aufbrachte­n. Er wies auf die öffentlich­e Abschluss-Veranstalt­ung am Samstag, 23. Juni, von 10 bis 14 Uhr in der Nördlinger Stadtbibli­othek hin. Laut stellvertr­etendem Landrat Hermann Rupprecht sei das Lesefest „im Landkreis und weit darüber hinaus einzigarti­g“. Wolle man es mit ähnlichen Veranstalt­ungen vergleiche­n, müsse man schon bis München gehen.

O>nfo: Die Rieser Nachrichte­n informie ren aktuell zu den Lesefest Veranstal

tungen. Das Programmhe­ft liegt an fol genden Stellen aus: Schulen, Tourist Info, Bücher Lehmann, Naturhaus, Kauf haus Steingass.

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Foto: Ronald Hummel Heidemarie Brosche sprach über die Le seförderun­g.

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