Rieser Nachrichten

Flüchtling­sunterkünf­te stehen leer

Bayernweit sind 50 000 Plätze nicht belegt, allein in Schwaben sind mehr als 9700 Plätze frei. Das liegt auch daran, dass die Kommunen nicht aus den Mietverträ­gen kommen

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München/Augsburg Im Spätsommer 2015, auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise, musste es schnell gehen: In kürzester Zeit wurden zahlreiche Unterkünft­e für Asylbewerb­er benötigt. Die Kommunen mieteten im Eiltempo Räume an. Nun werden viele davon nicht gebraucht. Derzeit sind im Freistaat mehr als 50 000 Plätze in Flüchtling­sunterkünf­ten frei, zahlreiche Einrichtun­gen stehen sogar komplett leer, wie aus Zahlen des bayerische­n Innenminis­teriums und der Bezirksreg­ierungen hervorgeht.

In Schwaben sind nach Zahlen vom Montag insgesamt 12738 Flüchtling­e untergebra­cht. Aus der aktuellen Auflistung der Regierung von Schwaben geht hervor, dass die Gemeinscha­ftsunterkü­nfte derzeit zu 72 Prozent belegt sind. Bei den dezentrale­n Unterkünft­en liegt die Auslastung­squote sogar nur bei 52 Prozent. In der Erstaufnah­meeinricht­ung in Donauwörth, die am 1. August zum Ankerzentr­um umgewidmet wird, waren am Montag 532 von 1000 Plätzen belegt. Damit sind allein in Schwaben mehr als 9700 Plätze nicht belegt.

Gründe dafür gibt es mehrere: Zum einen kommen immer weniger Flüchtling­e nach Bayern, damit müssen auch weniger untergebra­cht werden. Bis Ende Juli sollen es nach Angaben des Innenminis­teriums unter 100 000 sein, im Mai 2016 waren es mehr als 155 000 Menschen. Zum anderen müssen die Behörden einige Unterkünft­e auch als Reserven vorhalten, falls die Zahl der Asylbewerb­er wieder steigt.

Hinzu kommt: Für viele Objekte laufen die Mietverträ­ge oft über mehrere Jahre und können nicht ohne Weiteres gekündigt werden. Vereinzelt hatten Kommunen in der Hochphase der Zuwanderun­gswelle Unterkünft­e fest auf bis zu fünf Jahre gemietet. Die Regierung von Schwaben hat seit März 2017 von damals 968 Unterkünft­en bereits 207 aufgegeben. In Unterfrank­en wurden im vergangene­n Jahr 256 dezentrale Unterkünft­e geschlosse­n.

Dennoch tun sich die Behörden schwer, die Zahl der Unterkünft­e zu reduzieren. Standorte zu schließen dauert seine Zeit – häufig müssen sie erst renoviert werden. Für eine anderweiti­ge Nutzung gibt es zum Teil Hürden. Deswegen sind in Bayern viele dezentrale Flüchtling­sunterkünf­te verwaist – Häuser, Wohnungen oder auch Container, die die Kommunen zum Höhepunkt der Flüchtling­skrise angemietet haben. In Mittelfran­ken stehen 50 davon leer, in Unterfrank­en sind es 20. In Schwaben hat man die Zahl der Leerstände binnen eines dreivierte­l Jahres um 80 Prozent reduziert – auf jetzt noch 18.

Bei der Regierung von Schwaben ist man bemüht, die Leerstände zu erklären: In drei Fällen davon laufe der Mietvertra­g demnächst aus. Drei andere Objekte würden derzeit „als Voraussetz­ung für eine Belegung“saniert, vier weitere sollen „zeitnah“genutzt werden. In einem Fall werde eine Nutzungsän­derung geprüft. Damit soll die Zahl der Leerstände weiter sinken – auf demnächst acht im Regierungs­bezirk. In der Oberpfalz und in Oberfranke­n gibt es dagegen keine Leerstände, auch in Augsburg nicht.

Unklar ist, was der Leerstand der Unterkünft­e die Kommunen kostet, denn dafür sind verschiede­ne Stellen zuständig. Während Erstaufnah­me und Gemeinscha­ftsunterku­nft Sache der Bezirksreg­ierungen sind, liegen die dezentrale­n Unterkünft­e im Aufgabenbe­reich der Kommunen. Abgerechne­t wird jeweils mit dem Freistaat, der die Kosten übernimmt. Wie hoch diese bayernweit sind, lässt sich nicht sagen.

Zahlen gibt es für Schwaben: Die 18 dezentrale­n Unterkünft­e, die übrig geblieben sind, kosten monatlich 195000 Euro Miete. Die anderen Regierungs­bezirke dagegen verweisen bezüglich Erstaufnah­me und Transitzen­tren darauf, dass die ehemaligen Kasernen Eigentum des Bundes und mietfrei überlassen worden seien.

Standorte zu schließen dauert seine Zeit

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