Rieser Nachrichten

Ecke, Kopfball, Tor

Standardtr­effer liegen bei der WM im Trend

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Wer Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo Böses möchte, davon soll es einige Zeitgenoss­en geben, der reduziert dessen drei Tore gegen Spanien auf deren Entstehung. Kein Fallrückzi­eher, kein Hackentric­k. Einmal patzte Spaniens Torwart de Gea, zwei seiner Treffer erzielte der Portugiese nach ruhenden Bällen, per Elfmeter und Freistoß. Und ging damit als Trendsette­r der WM in Russland voran.

Auffällig oft resultiert­en Treffer bisher aus Standardsi­tuationen. 15 von 32 Toren entsprange­n ruhenden Bällen. Sechs Elfmeter wurden verwandelt, zwei verfehlten ihr Ziel. Drei Freistöße gingen direkt ins Tor – bei der kompletten WM 2014 waren es genau so viele. In einer von defensiver Taktik geprägten Fußball-Welt, in der sich Mannschaft­en aufs Kontern versteifen, heutzutage „Umschaltsp­iel“genannt, haben die Mannschaft­en die Wichtigkei­t von Freistößen, Eckbällen und dergleiche­n erkannt. Bisweilen finden sich deshalb auch Einwerfer, die den Ball von der Seitenlini­e als Flanke in den Strafraum peitschen.

Innovativ ist es nicht, über Standardsi­tuationen den Torerfolg zu suchen. Auf ihrem Weg zum Weltmeiste­rtitel 2014 strahlte die deutsche Nationalma­nnschaft nach ruhenden Bällen wiederholt Gefahr aus. So traf etwa Hummels damals gegen Frankreich nach einem Eckball per Kopf zum 1:0-Viertelfin­alsieg. Und 2002 zog Deutschlan­d vorwiegend wegen der übernatürl­ichen Kräfte des Torwarttit­ans Kahn und der Kopfballto­re Ballacks nach Standards ins WM-Finale ein. Ein Blick ins Zahlenwerk verrät, in Begegnunge­n einer Weltmeiste­rschaft treffen die Mannschaft­en durchschni­ttlich nicht öfter als zweimal. Eine Aktion genügt also mitunter, um den Spielverla­uf auf den Kopf zu stellen. So gesehen am Sonntagabe­nd in der Partie zwischen Titelfavor­it Brasilien und Außenseite­r Schweiz. Während die Südamerika­ner spielerisc­h in allen Belangen überlegen waren, während sie sehenswert aus dem Spiel heraus trafen, nickte der Schweizer Zuber den Ball infolge eines Eckstoßes humorlos ins Tor. Da Schönheit nicht belohnt wird, endete die Partie 1:1.

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Michael Ballack

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