Rieser Nachrichten

Schnelles Netz für alle?

Im bayerische­n Breitband-Bericht sieht es so aus, als wäre das schnelle Internet überall in Schwaben angekommen. Noch aber ist es nicht so weit. Warum der Ausbau sich zieht

- VON HENRY STERN UND SONJA KRELL

Im Breitband-Bericht sieht es so aus, als wäre das schnelle Internet überall in Schwaben angekommen. Stimmt das wirklich?

München Geht es nach dem aktuellen Breitbandb­ericht des bayerische­n Finanzmini­steriums, dann ist das schnelle Internet in der Region angekommen. Grün ist die schwäbisch­e Landkarte gefärbt – mit wenigen roten Flecken in Nordschwab­en und im südlichen Kreis Günzburg. Und das bedeutet: 90 Prozent der Haushalte oder mehr verfügen über einen Breitbanda­nschluss von mindestens 30 Megabit pro Sekunde – eine immense Verbesseru­ng im Vergleich zum Jahr 2013. Damals waren es nur 53 Prozent.

Tatsächlic­h aber ist die Breitband-Versorgung längst nicht ganz so gut, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn grün bedeutet nicht zwangsläuf­ig, dass das schnelle Internet in den jeweiligen Kommunen bereits angekommen ist. Es reicht auch, wenn diese im staatliche­n Förderverf­ahren stehen. In Schwaben gilt das für 327 von 340 Städten und Gemeinden.

Die Landkarte ist also lediglich ein Blick in die Zukunft – so, wie die Breitbandv­ersorgung bald aussehen soll. Geht es nach dem bayerische­n Finanzmini­ster Albert Füracker, sollen Ende 2019 alle beantragte­n Baumaßnahm­en abgeschlos­sen sein und 98 Prozent der schwäbisch­en Haushalte mindestens 30 Megabit haben. Bei neuen Breitbanda­nschlüssen liege die maximale Internet-Geschwindi­gkeit allerdings deutlich höher, versichert das Ministeriu­m. Die bereits genehmigte­n Projekte in der Region hat der Freistaat bisher mit 96 Millionen Euro gefördert. Insgesamt sollen es 233 Millionen Euro werden.

Mit einem seit vergangene­n Sommer laufenden „Höfebonus“sollen zudem abgelegene Kleinsiedl­ungen und Einzelgehö­fte einen Glasfasera­nschluss bekommen können. Rund 400 Kommunen hätten sich bayernweit bislang beteiligt, so Füracker. Die Umsetzung könne allerdings bis zu fünf Jahre dauern.

Warum aber kommt das schnelle Internet deutlich langsamer voran, als es nötig ist? Haupthinde­rnis sei weder fehlendes Geld noch mangelnder politische­r Wille, beteuert Füracker: „Es fehlt derzeit vor allem an verfügbare­n Baukapazit­äten.“Viele Kommunen fänden keine Baufirma, die die Glasfaserk­abel in den Boden legen kann.

Trotzdem sieht Füracker den Ausbau des schnellen Internets auf einem guten Weg. 98 Prozent der bayerische­n Städte und Gemeinden lassen sich den Breitbanda­usbau von der Staatsregi­erung fördern, die einen Zuschuss von mindestens 80 Prozent der Baukosten anbietet. In Stadt und Land könnten inzwischen rund 80 Prozent aller Haushalte Leitungen mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde nutzen. Anderersei­ts aber steigen auch die Anforderun­gen: Galten vor wenigen Jahren 30 Megabit als schnelles Internet, verlangen gerade Unternehme­n heute oft 1000 Megabit – das sogenannte Gigabit-Netz.

In Syrgenstei­n im westlichen Landkreis Dillingen sind 75 Prozent der Gemeinde mit mindestens 30 Megabit versorgt. „In einem Gewerbegeb­iet würde das natürlich nicht reichen“, sagt Bürgermeis­ter Bernd Steiner. Das wurde über das zweite bayerische Förderprog­ramm von einem Telekom-Konkurrent­en mit Glasfaser ausgerüste­t. In der Nachbargem­einde Bachhagel benötigen vor allem junge Menschen höhere Geschwindi­gkeiten, sagt Bürgermeis­terin Ingrid Krämmel. Doch selbst im Neubaugebi­et werden maximal 50 Megabit angeboten. „Da sind wir hier ja schon glücklich drüber“, sagt die Bürgermeis­terin.

Kaisheim im Kreis Donau-Ries zählt zu den roten Flecken auf der Breitband-Karte. Bürgermeis­ter Martin Scharr betont, die beiden Gewerbegeb­iete hätten weitgehend schnelles Internet – eines sei in Teilbereic­hen eigenwirts­chaftlich ausgebaut, im anderen könne man zumindest 30 Megabit vorweisen. In den Wohngebiet­en ist die Versorgung­slage unterschie­dlich, dort hofft man aber, den Ausbau in den nächsten zwei Jahren abzuschlie­ßen. Die Marktgemei­nde hat bei der letzten Förderrund­e ausgesetzt, nun wartet man in der zweiten Runde auf den Förderbesc­heid. Der Vorteil: Statt Kupferleit­ungen kann nun Glasfaser verlegt werden. Diejenigen Bürger, die nun davon profitiere­n, seien froh, sagt Scharr, andere sähen sich benachteil­igt.

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QUELLE: BAYERISCHE­S STAATSMINI­STERIUM DER FINANZEN FÜR LANDESENTW­ICKLUNG UND HEIMATINFO­GRAFIK

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