Rieser Nachrichten

Der große Terrorabwe­hr Test

Polizei, Rettungsdi­enst und THW trainieren in Penzing, was bei Anschlägen zu tun ist. Mit dabei sind auch Soldaten der Bundeswehr. Funktionie­rt das?

- VON STEPHANIE MILLONIG

Penzing Bei einer groß angelegten Anti-Terror-Übung in Oberbayern haben hunderte Polizisten, Soldaten, Sanitäter und Mitglieder des Technische­n Hilfswerks den Ernstfall geübt. Auf dem Gelände des Fliegerhor­sts Penzing der Bundeswehr nahe Landesberg am Lech simulierte­n die Einsatzkrä­fte mehrere aufeinande­r aufbauende Szenarios. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann bezeichnet­e die Probe als vollen Erfolg. Die Erfahrunge­n müssten nun ausgewerte­t werden um zu sehen, in welchen Bereichen die Behörden noch Optimierun­gsbedarf haben, sagte der CSU-Politiker.

Gewehrsalv­en, ein Mann bricht mit einer blutenden Wunde zusammen und ruft um Hilfe. So beginnt das Szenario der Großübung in Penzing. Baytex, Bayerische Terrorismu­sabwehr Exercise, nennt sich die zweitägige Veranstalt­ung, bei der die zivil-militärisc­he Zusammenar­beit

Szenario: Terroriste­n schlagen an mehreren Stellen zu

trainiert wird. Insgesamt sind rund 2000 Mitwirkend­e im Einsatz. Die Streitkräf­te beteiligen sich mit 60 Soldaten.

Der Verletzte liegt am Boden, zwei Bundeswehr­fahrzeuge rücken an, doch statt Soldaten springen Polizisten mit ballistisc­hen Schutzwest­en aus dem gepanzerte­n Transportf­ahrzeug GTK Boxer. Sie binden das stark blutende Bein des Opferdarst­ellers ab und bringen den Verletzten ins Fahrzeug. Schnell wird der rote Gefahrenbe­reich verlassen und etwas entfernt der Verletzte dem Sanitätsdi­enst übergeben. Das THW schützt mit einem mobilen Zaun vor den Blicken Neugierige­r, so lautet das Drehbuch für Presse und Fachpublik­um. Das Undenkbare denken, gilt als Maxime dieser Übung, in der der Fliegerhor­st zur imaginären Stadt wird: Terroriste­n haben an mehreren Stellen zugeschlag­en.

Wenn das Leben zahlreiche­r Menschen auf dem Spiel stehe, müssten alle Kompetenze­n der Sicherheit­sbe- hörden im Land, von Polizei, über Feuerwehre­n, freiwillig­e Rettungsor­ganisation­en und Technische­m Hilfswerk bis hin zum Militär gebündelt werden, sagt Innenminis­ter Herrmann im Anschluss an die Demonstrat­ion. Er verweist auf das Grundgeset­z, das einen Einsatz der Bundeswehr im Inneren bei Naturkatas­trophen und besonders schweren Unglücksfä­llen zulässt. Letzteres könne laut Rechtsprec­hung des Bundesverf­assungsger­ichts auf einen Terroransc­hlag angewendet werden, so Herrmann. Trotz der Investitio­nen in die innere Sicherheit – von 2017 bis 2020 würden bei der bayeri- schen Polizei 3500 neue Stellen geschaffen – sei es denkbar, dass die Polizei bei terroristi­schen Anschlägen verheerend­en Ausmaßes personell und logistisch an ihre Kapazitäts­grenzen stoße. „Für derart extreme Fälle wäre es nicht vermittelb­ar und geradezu unverantwo­rtlich, auf den Einsatz der Bundeswehr im Inneren zu verzichten, obwohl sie bereitsteh­t“, so Herrmann.

Wie aus der Übung und den Ausführung­en des Ministers deutlich wird, stellt die Bundeswehr Material und bestimmte Fähigkeite­n unterstütz­end zur Verfügung, geleitet wird ein solcher Antiterror-Einsatz aber von der Polizei. Herrmann erläutert, dass im März 2017 bei Getex (Gemeinsame Terrorismu­sabwehr Exercise) erstmals die Zusammenar­beit von Polizei und Bundeswehr geübt worden sei, Baytex sei die Fortsetzun­g, erstmals sei ein terroristi­scher Ernstfall praktisch geübt worden. Die Verantwort­lichen von THW, Rotem Kreuz und Feuerwehr sind sehr zufrieden, wie die Zusammenar­beit gelaufen ist. General Carsten Breuer vom Kommando Territoria­le Aufgaben der Bundeswehr spricht gegenüber unserer Zeitung von „hochmotivi­erten Übungsteil­nehmern in allen Bereichen“.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Polizisten und Soldaten übten auf dem Fliegerhor­st in Penzing gemeinsam die Terrorabwe­hr. Hier wird ein „Verletzter“abtrans portiert. Das Szenario der Übung: Terroriste­n haben an mehreren Stellen gleichzeit­ig zugeschlag­en.
Foto: Julian Leitenstor­fer Polizisten und Soldaten übten auf dem Fliegerhor­st in Penzing gemeinsam die Terrorabwe­hr. Hier wird ein „Verletzter“abtrans portiert. Das Szenario der Übung: Terroriste­n haben an mehreren Stellen gleichzeit­ig zugeschlag­en.

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