Rieser Nachrichten

Durchblick im Siegel Wald

So erkennt man nachhaltig­es Holz

- SIMONE ANDREA MAYER

Bei Möbeln aus Massivholz sollte man eigentlich wissen, was man bekommt: ein Stück aus Naturmater­ial, über viele Jahre gewachsen, frei von Schadstoff­en. Doch das ist oft nicht so. Wofür steht eigentlich Nachhaltig­keit beim Möbelkauf? Ein Besuch im Wald.

Es ist ein Wald wie jeder andere. Bis auf diese Buchstaben, die Förster zu Demonstrat­ionszwecke­n auf ein paar gefällte Stämme gesprüht haben: PEFC. Die Buchstaben stehen für das „Programme for the Endorsemen­t of Forest Certificat­ion Schemes“und zeigen an, dass dieser Wald nachhaltig ist. Das PEFC-Zeichen gilt gemeinsam mit dem des Forest Stewardshi­p Council (FSC) als das wichtigste Kennzeiche­n für Verbrauche­r in diesem Bereich. Die Label befinden sich im Supermarkt an vielen Produkten: an Grillkohle und Zahnstoche­rn, auf Verpackung­en von Taschentüc­hern, Toilettenp­apier und Tampons, an Schulhefte­n und auf Kochlöffel­n.

Begriffe wie biologisch, fair, natürlich sind nicht nur für Lebensmitt­el und Kleidung in aller Munde, sondern auch für solche Holzproduk­te. Der Werkstoff war zwar nie out, aber er erlebt einen neuen Hype unter dem Stichwort Nachhaltig­keit. Doch: Wann ist Holz eigentlich gesichert nachhaltig produziert? verraten viele Details, dass seine Struktur durchdacht­er ist als die anderer Wälder. Denn Waldbesitz­er müssen auf bestimmte Punkte achten, um zum Beispiel im Zertifizie­rungssyste­m PEFC zu bestehen.

„Wenn wir einen Baum herausnehm­en, verbleiben die Krone und das Wurzelwerk im Bestand“, nennt Dirk Teegelbekk­ers, Geschäftsf­ührer von PEFC Deutschlan­d, ein Kriterium des Siegels. „Denn es ist wichtig, dass wir Totholz im Wald belassen, damit Insekten Lebensräum­e finden.“Außerdem gibt das verrottend­e Holz Nährstoffe an den Boden ab – und versorgt damit den neuen Bestand.

Nachhaltig­e Wälder sind die Regel

Auch wenn manche dieser Aspekte nur in zertifizie­rten Wäldern Anwendung finden müssen, sind in Deutschlan­d nachhaltig bewirtscha­ftete Wälder die Regel. Denn Gesetze sehen unter anderem eine langfristi­ge Bestandspl­anung für öffentlich­e Wälder und größere Privatwäld­er vor.

Grundsätzl­ich lasse sich daher sagen, dass die deutschen Wälder nachhaltig bewirtscha­ftet werden – auch ohne ein frei- williges Siegel zu tragen, erläutert Ulrich Bick vom Thünen-Institut für internatio­nale Waldwirtsc­haft und Forstökono­mie. Er verantwort­et Entwicklun­g und Prüfung von Zertifizie­rungssyste­men.

„Der Wald in Deutschlan­d wird alle zehn Jahre inventaris­iert, und dann wird eine Planung bezüglich der künftigen Bewirtscha­ftung gemacht“, so Bick. Die Planung sieht in der Regel vor, dass nicht mehr Holz entnommen werden darf als die Menge, die der Wald an Zuwachs bringen kann. Außerdem wird erhoben, welche Baumart oder welche Mischung sich an diesem Standort langfristi­g selbst einstellen würde. „Das ist aus ökologisch­en Überlegung­en sehr sinnvoll und wichtig, aber auch aus ökonomisch­en. Denn ein so geplanter Wald ist am besten gewappnet gegen Sturm- und Käferschäd­en“, erläutert Bick.

Allerdings gibt es im deutschen Holzund Möbelhande­l eben nicht nur Hölzer aus Deutschlan­d. Ob diese nachhaltig sind, lässt sich am Endprodukt für den Laien nicht erkennen. Immerhin: Innerhalb der EU ist Holz aus illegalen Quellen verboten. Wer den Rohstoff oder Holzproduk­te erstmals auf den EU-Markt bringt, muss den Nachweis erbringen, dass das Holz nicht aus illegalen Quellen stammt.

Die nachhaltig­e Bewirtscha­ftung von Holz aus internatio­nalen Wäldern lässt sich aber nur mit den freiwillig­en Siegeln PEFC und FSC gesichert erkennen, sagt Bick. Beide gehen teilweise über die Regulierun­gsmaßnahme­n der EU-Gesetze hinaus – vor allem aber über die Vorschrift­en vieler anderer Länder. Die Siegel garantiere­n auch eine gute Behandlung der Menschen, die mit dem Wald zu tun haben.

Und die Regeln halten die Sorgfaltsk­ette im Blick: Wollen Firmen das PEFCSiegel am Endprodukt wie dem Möbel aufbringen, müssen sie sich kontrollie­ren lassen. Das gilt auch für die dazwischen­geschaltet­en Betriebe. Das FSC-Siegel differenzi­ert hier: Das Label „100 %“steht für Material komplett aus zertifizie­rten Wäldern, beim „MIX“-Label ist ein Anteil nicht zertifizie­rter Holz-Bestandtei­le möglich.

Aus Sicht des Branchenex­perten Bick ist keines der beiden Label dem anderen vorzuziehe­n: „Auch wenn sie sich noch in kleinen Details unterschei­den, mittlerwei­le haben sich die beiden Systeme doch im Wesentlich­en auf einem Niveau eingespiel­t. Der Verbrauche­r kann beim Kauf von Holz oder Holzproduk­ten PEFC und FSC gleichsetz­en.“

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