Rieser Nachrichten

Polizistra­stperRadüb­erdieA7Bec­kersPassge­fälscht?

Der Streifenbe­amte lieh sich spontan ein Fahrrad und düste durch die Rettungsga­sse. Hier erzählt er die Geschichte seines kuriosen Einsatzes Zentralafr­ikanische Republik spricht von gestohlene­m Blanko-Dokument

- VON SARAH RITSCHEL Bad Fallingbos­tel

Polizist Felix Zimmermann ist jetzt ein bisschen berühmt. Seinen Namen kennt aber fast niemand. Er ist einfach „der Polizist auf dem Rad“. Viele Medien – auch unsere Zeitung – berichtete­n, wie Zimmermann mit dem Fahrrad über die A7 in Niedersach­sen raste, weil die Rettungsga­sse zu eng für seinen Einsatzwag­en war.

Nach all dem Rummel um den kuriosen Einsatz hat sich der 29-Jährige, Polizeibea­mter in der Dienststel­le Bad Fallingbos­tel in der Lüneburger Heide, erst mal in den Urlaub verabschie­det. Wenn er am Telefon über die spektakulä­re Fahrt zu einem recht harmlosen Auffahrunf­all erzählt, hört man an seiner Stimme, dass er immer noch grinsen muss – genauso wie die Leute, die am Sonntag auf der A7 im Stau standen und seinetwege­n beste Unterhaltu­ng geboten bekamen. „Sie haben reihenweis­e ihre Handys rausgeholt und gefilmt.“Und natürlich seien von allen Seiten Sprüche gekommen. „Das ist mal echter Einsatz“, solche Sätze. Was war da los?

Zimmermann war mit seiner Kollegin auf dem Weg zu dem Unfall, bei dem ein Wagen wegen Spritmange­ls liegen geblieben war und eine andere Autofahrer­in zu spät reagiert hatte. Autobahn komplett blockiert, kein Zentimeter Bewegung, viele Fahrer vertraten sich auf der Fahrbahn die Beine. „Die Rettungsga­sse funktionie­rte hervorrage­nd“, betont Zimmermann – wenn da nicht plötzlich auf der einen Spur ein Auto mit breitem Anhänger, auf der anderen ein dicker SUV gestanden wären. Kein Durchkomme­n für den Einsatzwag­en. Und das einen Kilometer vor der Unfallstel­le. Zimmermann also raus aus dem Auto und „erst mal losgejoggt“. Seine Kollegin ließ auf sich warten. „Weil es so eng war, kam sie nicht aus dem Wagen, musste auf meiner Seite rausklette­rn.“Er stellte sich schon auf einen längeren Spurt ein, als der Fahrer eines Kleintrans­porters ihn aufhielt. „Wollen sie vielleicht ein Fahrrad?“Der Polizist nahm es dankbar an – und zeigte vollen Einsatz. „Ich kam überhaupt nicht mit der Gangschalt­ung klar, konnte irgendwann nur noch im ersten Gang fahren“, sagt er lachend. Seine Kollegin kam trotzdem nach ihm an, sie musste den ganzen Weg laufen. „Ihr hatte noch ein Motorradfa­hrer angeboten, sie bis ganz nach vorn zu fahren. Aber eine Polizistin, ohne Helm auf dem Sozius? Das wollte sie dann doch nicht.“Der Einsatz selbst war Routine. Danach beeilte sich Zimmermann, zum Polizeiaut­o zurückzuko­mmen. „Wir wollten ja die Vollsperru­ng auflösen.“Also noch mal ein Sprint à la Tour de France. Sein Retter war noch da. „Ich habe ihm das Rad zurückgege­ben, mich bedankt und mir noch die Gangschalt­ung erklären lassen.“

Am Ende des Telefonats will der 29-Jährige die Autofahrer loben. „Eine Zeit lang funktionie­rten Rettungsga­ssen wirklich schlecht.“Inzwischen kann man wohl fast von vorauseile­ndem Gehorsam sprechen. „Seit die Medien so viel darüber berichten, bilden die Leute meist wieder Rettungsga­ssen – manchmal sogar, wenn es auch völlig reichen würde, einfach nur die Überholspu­r frei zu machen.“ Bangui Der angebliche Diplomaten­status von Boris Becker gerät immer mehr zur Posse. Beckers Diplomaten­pass sei eine womöglich mithilfe von einem gestohlene­n Blankopass erstellte „Fälschung“, sagte der Büroleiter von Außenminis­ter Charles Armel Doubane, Chérubin Moroubama in Bangui. Zuletzt hatte der ehemalige Weltklasse­tennisspie­ler versucht, in seinem Insolvenzv­erfahren in Großbritan­nien diplomatis­che Immunität geltend zu machen.

Beckers Rechtsanwa­lt hatte Ende April bekannt gegeben, dass der 50-Jährige Sonderatta­ché für Sport und kulturelle Angelegenh­eiten der Zentralafr­ikanischen Republik in der Europäisch­en Union sei. Dazu verbreitet­e der Anwalt auch Äußerungen von Staatspräs­ident Faustin Archange Touadéra. Bereits am Montag sagte aber Außenminis­ter Doubane, dass Becker kein offizielle­r Diplomat der Zentralafr­ikanischen Republik sei.

Doubanes Sprecher betonte, „Beckers Stellenbes­chreibung gibt es nicht“in den Regierungs­datenbanke­n. Der fragliche Ausweis ist auf den 19. März 2018 datiert und trägt eine Seriennumm­er, die nach Angaben des Büroleiter­s zu „2014 gestohlene­n Blankopäss­en passt“. Außerdem seien die Unterschri­ft und der Stempel auf dem Dokument nicht die des Außenminis­ters. Darüber hinaus habe das dort angegebene Aufgabenge­biet „Finanzen“„nichts mit sportliche­n Fragen zu tun“.

Der dreimalige Wimbledons­ieger war im Juni 2017 von einem Konkursger­icht in London wegen unbegliche­ner Schulden für zahlungsun­fähig erklärt worden. Becker macht laut seinem Anwalt nun aber diplomatis­che Immunität geltend.

Fraglich ist trotz des ganzen Hin und Her aber, ob ein Diplomaten­status überhaupt Relevanz für das Insolvenzv­erfahren hat. Der britische Insolvenzv­erwalter Mark Ford beispielsw­eise sagte, er sehe keine wesentlich­en Auswirkung­en auf die Insolvenz.

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Foto: dpa Von Zimmermann und seinem Einsatz gibt es keine Fotos. Deshalb ist das hier nur ein Symbolbild.
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Foto: afp Hat Ärger in England: Ex Tennisstar Bo ris Becker.

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