Rieser Nachrichten

Jogis Elf ist nicht allein

Auch andere Titelfavor­iten sind schwach gestartet

- VON TILMANN MEHL

Sotschi Zumindest befindet sich die deutsche Mannschaft in illustrer Gesellscha­ft. Zwar muss kein anderer der Mitfavorit­en genauso schlimm um den Einzug ins Achtelfina­le bangen wie die Löw-Elf, seinen Status als Kandidat auf den WM-Thron konnte aber kaum ein Team in Gänze bestätigen. Dafür ist ein Dreiklang aus Gründen verantwort­lich.

1. Die Torhüter

Die Brasiliane­r waren drauf und dran, ihren Anspruch auf WM-Titel Nummer sechs mit einem imposanten Sieg gegen die Schweiz zu feiern. Dachten sie zumindest. Frühe Führung, Kabinettst­ückchen, Chancen – alles sprach für die Brasiliane­r. Nur nicht Yann Sommer. Der Keeper gab den widerborst­igen Torsteher, wies Neymar und Co. wieder und wieder ab. Weil die Schweizer ihrerseits den Ball irgendwie ins Tor murmelten, blieb den Brasiliane­rn nur ein mickriges Pünktchen. Auf der anderen Seite machte sich der spanische Keeper David de Gea schuldig am Resultat gegen Portugal. Sein Team drängte den Gegner mehr und mehr in die eigene Hälfte, ehe er einen harmlosen Schuss Cristiano Ronaldos passieren ließ. Letztlich zeugt der Endstand von 3:3 ebenso von einem spektakulä­ren Spiel wie auch von permeablen Abwehrreih­en. Schließlic­h noch der Isländer Hannes Halldorsso­n, der mit seinen Paraden die Argentinie­r verzweifel­n ließ und unter anderem einen Elfmeter von Lionel Messi hielt. Die Belohnung: ein 1:1 gegen den Favoriten.

2. Schwäche der Stars

Cristiano Ronaldo hat bestätigt, warum er sich zurecht als besten Fußballer des Planeten sieht. Der Rest der Superhelde­n aber zeigte sich vornehm zurückhalt­end. Messi wollte gegen limitierte Isländer ebenso wenig gelingen, wie Frankreich­s stürmische­m Trio. Der Dreizack Mbappé-Griezmann-Dembelé blieb eine stumpfe Waffe. Wohl dem, der zur Rettung einen Paul Pogba in seinen Reihen weiß. An außergewöh­nlichen Spielern mangelt es auch den Brasiliane­rn nicht. Ausgerechn­et aber der brillantes­te der Ihrigen geizte mit seinen Fähigkeite­n. Möglicherw­eise aber nimmt sich Neymar auch an Superhelde­n der Marke Spiderman ein Vorbild. Die setzen ihre Fähigkeite­n auch nur ein, wenn es die Umstände unbedingt verlangen.

3. Die Gegner

Berti und Rudi wussten es schon vor Jahrzehnte­n. Es gibt keine Kleinen mehr. Gegner, die sich liechtenst­einesk abschießen lassen, sucht man bei einer WM vergeblich. Was den deutschen Spielern lästige Pflicht ist, ist Tugend der Außenseite­r: solide Abwehrarbe­it. Dass sich daran manch Favorit ergebnislo­s abarbeitet, soll nicht Island, Australien und Co. angelastet werden.

 ?? Foto: afp ?? Rettete Island gegen Argentinie­n beim 1:1 einen Punkt: Torhüter Hannes Hall dorsson.
Foto: afp Rettete Island gegen Argentinie­n beim 1:1 einen Punkt: Torhüter Hannes Hall dorsson.

Newspapers in German

Newspapers from Germany