Rieser Nachrichten

„Das wäre eine Katastroph­e“

Der bayerische Finanz- und Heimatmini­ster Albert Füracker trifft sich mit Bürgermeis­tern. Warum das Thema Strabs einigen Rathausche­fs große Sorgen bereitet

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Landkreis/Kaisheim Haus- und Grundstück­sbesitzer sind jetzt rückwirken­d zum 1. Januar von den Beiträgen für den Straßenaus­bau befreit. Müssen einige Kommune im Donau-Ries-Kreis dafür teuer bezahlen, nur weil sie ihren Haushalt für 2018 nicht früh genug verabschie­det haben? Diese Frage steht nach einem Treffen des bayerische­n Finanz- und Heimatmini­sters Albert Füracker mit Bürgermeis­tern beziehungs­weise deren Stellvertr­etern in Kaisheim im Raum.

Der Minister kam auf Einladung des Landtagsab­geordneten Wolfgang Fackler in den Landkreis. Dort hörte er sich Sorgen und Wünsche von Vertretern von etwa der Hälfte der 44 Kreiskommu­nen an. Fackler wollte mit der Veranstalt­ung „einen direkten Austausch ermögliche­n“und den Bürgermeis­tern die Gelegenhei­t dazu geben, „die eine oder andere Forderung zu unterstrei­chen“.

Beim Thema Straßenaus­baubeitrag­ssatzung, kurz Strabs, meldeten sich gleich mehrere Rathausche­fs zu Wort und äußerten die Sorge, dass sich die finanziell­e Situation für ihre Kommunen durch die nicht mehr zu zahlenden Beiträge rapide verschlech­tert. Der Freistaat will den Städten und Gemeinden für heuer zwar Ausgleichs­zahlungen in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro leisten, allerdings ist eines der Kriterien dafür – was offensicht­lich bis jetzt kaum bekannt war –, dass der diesjährig­e Haushalt bis zum 11. April verabschie­det werden musste. Eine Reihe von Kommunen, die bislang eine Strabs hatten, haben ihr Zahlenwerk jedoch erst später oder noch gar nicht beschlosse­n – auch vor dem Hintergrun­d, erst einmal die Entscheidu­ng in München über die Abschaffun­g abzuwarten.

Zu den Gemeinden, die noch keinen Etat für 2018 haben, gehört Mönchsdegg­ingen. Bürgermeis­ter Karl Wiedenmann machte darauf aufmerksam, dass seine Kommune zur Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Ries gehört, in welcher die Kämmerei halt einen Haushalt nach dem anderen abarbeiten müsse. Derweil habe man noch im Dezember 2017 einen Auftrag für einen Straßenaus­bau vergeben. Sollte die 1500-Einwohner-Gemeinde die 500000 Euro, die eigentlich von den Bürgern kassiert werden sollten, nun ohne staatliche Hilfe schultern müssen, „wäre das für Mönchsdegg­ingen eine absolute Katastroph­e“, so Wiedenmann.

Minister Füracker sagte dazu, hier handle es sich um kommunalre­chtliche Fragen. Für die sei das Innenminis­terium zuständig. Die betroffene­n Kommunen sollten sich dorthin wenden. Allgemein merkte Füracker zur Strabs an: „Es wird in der Übergangsp­hase nicht so sein, dass jeder mit jedem zufrieden ist.“Insgesamt seien die 100 Millionen Euro zur Entschädig­ung ausreichen­d.

Ein weiterer Punkt, der Bürgermeis­tern unter den Nägeln brennt, ist die mögliche Förderung von Schwimmbäd­ern. Im Landtag wurde bekanntlic­h eine Arbeitsgru­ppe gebildet, die sich mit einem Sonderförd­erprogramm beschäftig­en soll. Der Minister geht davon aus, dass die Gruppe Ende des Jahres ein Ergebnis vorlegt. Bislang gab es für Hallenbäde­r nur einen Zuschuss, wenn in diesen mindestens 40 Schulklass­en Schwimmunt­erricht haben. Man denke darüber nach, diese Zahl zu senken.

Konkrete Antworten zur Situation beim Almarin in Mönchsdegg­ingen vermied Füracker. Er sagte aber: „Kommunale Zusammenar­beit ist eine gute Geschichte.“Der Minister empfahl, beim Thema Schwimmbad im Landkreis zu schauen, „wo könnten wir Bäder haben und wer könnte sich zusammentu­n“. Dass der Freistaat einen Teil der laufenden Defizite in den Bädern trägt, kann sich Füracker nicht vorstellen. Sicher werde das Land auch kein Spaßbad bezuschuss­en. Für den Breitenspo­rt sei der Staat ebenfalls nicht zuständig.

Der Ottinger Bürgermeis­ter Johann Bernreuthe­r bemängelte, das Verfahren für einen besseren Hochwasser­schutz ziehe sich (zu) lange hin. Weitere Themen wurden kurz angerissen.

Bei seinem eineinhalb­stündigen Besuch erklärte Albert Füracker, die finanziell­e Situation in Bayern sei sehr gut. Der Staat habe den Kommunen noch nie so viel Geld geben können. Beim Breitbanda­usbau sei das größte Problem, dass die Baufirmen ausgebucht seien. Mehr Geld stünde auch für die Erneuerung der Staatsstra­ßen bereit. Landrat Stefan Rößle merkte dazu an: „Da haben wir am meisten Handlungsb­edarf.“Rößle mahnte zudem an, dass der Freistaat die Baumaßnahm­en an den Kliniken nicht – wie eigentlich vorgesehen – komplett fördere. Von den 15 Millionen Euro, die für die Vorhaben in der Donauwörth­er Klinik benötigt werden, müsse der Landkreis fünf Millionen selbst finanziere­n.

Auf die bescheiden­e finanziell­e Lage der Marktgemei­nde Kaisheim wies Bürgermeis­ter Martin Scharr hin. Immerhin: Der dortige Gemeindera­t brachte den Haushalt 2018 am 10. April in trockene Tücher.

Schwimmbäd­er: Mehrere Kommunen gemeinsam?

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Der bayerische Finanz und Heimatmini­ster Albert Füracker (links) hat sich in Kaisheim mit Bürgermeis­tern beziehungs­weise deren Stellvertr­etern aus dem Donau Ries Kreis getroffen. Die Konferenz hat der Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler organisier­t.
Foto: Wolfgang Widemann Der bayerische Finanz und Heimatmini­ster Albert Füracker (links) hat sich in Kaisheim mit Bürgermeis­tern beziehungs­weise deren Stellvertr­etern aus dem Donau Ries Kreis getroffen. Die Konferenz hat der Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler organisier­t.

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