Rieser Nachrichten

Viel besser als die müden Kicker

Posaunench­or St. Georg zeigt begeistern­des Konzert in Nördlingen

- VON PETER URBAN

Nördlingen Das, was zwei Stunden vorher ganz Fußball-Deutschlan­d vermisst hatte, lieferte am Sonntag das Konzert mit dem Posaunench­or in der St. Georgs-Kirche ganz Musik-Nördlingen. Ein nahezu perfektes Spiel ohne Fehlpässe. Und jeder, der vorher an der Begegnung der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Mexico fast verzweifel­t war, der hätte hier eine wunderbare Gelegenhei­t zum Runterkomm­en gefunden. Indes: es waren keine versprengt­en Trikotträg­er im sehr gut besetzen Kirchensch­iff zu sehen. Aber viele, die Fußball gesehen hatten, schmunzelt­en über die einleitend­en Worte von Kirchenmus­ikdirektor Udo Knauer, der gleich zu Beginn ein weit besseres Spiel „als vor zwei Stunden“versprach. Und er sollte Recht behalten. Dirigentin Dr. Ute Baierlein führte das Publikum verbal genauso gekonnt durch das Programm wie den Posaunench­or selbst am Pult.

Der begann mit einem romantisch­en Teil und festlicher Bläsermusi­k, unter anderem dem „Festival Intrada“von Michael Schütz und „Alles, was Odem hat“von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy. Um dann dem Jugendense­mble Gelegenhei­t zu geben, sich getrennt vom Gesamtchor zu präsentier­en, mit der Ouvertüre aus Verdis Nabucco. Die Dirigentin zeigte sich in ihrer Vorrede angetan, dass sich die Jugend auf dieses klassische Stück eingelasse­n hatte und erfreut, wie positiv sich das Jugendense­mble entwickle. Danach folgten zwei Werke aus dem jüdischen Kulturkrei­s, bei dem sich Julia Gehring, die inzwischen in Trompete studiert, auszeichne­n konnte. Ein Block aus dem klassische­n Genre des Chores bildete dann den Übergang zum eigentlich­en Höhepunkt des Abends, von Liedern aus der Carmina Burana. Schon das „O Fortuna“zu Beginn zeigte, dass in Zusammenar­beit mit Christian Möwes eine herausrage­nde Erarbeitun­g der szenischen Kantaten von Carl Orff gelungen war. Der Posaunench­or interpreti­erte die Orffschen Lieder um Glück und Wohlstand, die Flüchtigke­it des LeWürzburg bens, über Genüsse und Gefahren von Trinken, Völlerei, Glücksspie­l und Wollust auf eine sehr eigene, eindringli­che Weise. Auch hier stach Julia Gehring als „prima unter pares“heraus und dem Orchester gelang ein wirklich großer Wurf, was das Publikum durch lang anhaltende­n Beifall auch entspreche­nd würdigte.

Obwohl man dem Ensemble die Anstrengun­gen des Konzerts anmerkte, ließ es sich nicht nehmen, als erste Zugabe ein israelisch­es Friedensli­ed zu spielen und den bemerkensw­erten Auftritt mit dem Choral „Bleib’ bei mir, Herr“, erst gespielt, dann gesungen, dann wieder gespielt, beendete. Sehr beeindruck­end. Wäre die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft an diesem Abend in ähnlicher Form gewesen, sie hätte haushoch gewonnen.

 ?? Foto: Peter Urban ?? Der Posaunench­or St. Georg in voller Stärke bei seinem Konzert mit Dirigentin Dr. Ute Baierlein.
Foto: Peter Urban Der Posaunench­or St. Georg in voller Stärke bei seinem Konzert mit Dirigentin Dr. Ute Baierlein.

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