Jozko, Jan und Herr Sørensen
Auch andere Länder haben ihre Erika Mustermann
Berlin Wenn die Welt kompliziert ist, gibt es im Deutschen den Satz: „Das versteht Lieschen Müller nicht.“Das heißt, die Frau von der Straße kommt einfach nicht mehr mit. Auch bei Otto Normalverbraucher weiß jeder sofort, von wem da die Rede ist: dem Normalo, der arbeitet, brav seine Steuern zahlt oder um seinen Diesel fürchtet.
Ähnliche Phänomene gibt es in vielen Sprachen und Ländern der Welt. In Italien etwa heißt Pinco Pallino so viel wie Otto Normalverbraucher. Ein bekannter Begriff in den
USA ist John Doe oder Jane Doe – wie Erika Mustermann in den deutschen Behörden. In den Niederlanden heißt der Otto Normalverbraucher Jan Modaal, übersetzt: Jan Durchschnitt. In Polen ist sowohl der Mustername für Formulare als auch der Normalverbraucher Jan Kowalski. In Österreich kennt man Frau Mustermann ebenfalls, in der Slowakei ist Lieschen Müller ein Mann – Jozko Mrkvicka. Jozko ist die Koseform von Jozef, einem traditionellen Vornamen. „Mrkvicka“ist die Verkleinerungsform von Karotte, heißt also etwa Möhrchen. Die Israelis nennen ihre Durchschnittsbürger Israel Israeli bzw. Israela Israeli. In Schweden sagt man Medel-Svensson zu ihnen, in Dänemark Herr Sørensen. In Spanien und im spanischsprachigen Lateinamerika wird von Fulano (übersetzt: irgendwer) gesprochen. In China steht als Mustername auf Formularen der Name Zhang San.
Erika Mustermann ist in Deutschland seit den 80er Jahren als Ausweisname bekannt. Die Fotos von Frau Mustermann heute und früher zeigen Mitarbeiterinnen der Bundesdruckerei, die die Ausweise fertigt. Die Druckerei hält sich bei dem Thema bedeckt. Wer die Frauen sind, soll geheim bleiben.