Rieser Nachrichten

Der Weltstar von der Theaterbüh­ne

Klaus Maria Brandauer ist seit langem eine Marke im internatio­nalen Film wie im deutschspr­achigen Schauspiel. Seine Kunst ist jedoch nicht frei von Gefahr

- Foto: Imago

Zweimal in seiner Karriere hat Klaus Maria Brandauer auf eindrucksv­olle Weise die Erfahrung gemacht, dass auf der Kinoleinwa­nd die Wirkung des Schauspiel­ers ungleich breitenwir­ksamer ist als auf der Bühne eines Theaters. 1981 verlieh er in „Mephisto“der Figur des Hendrik Höffgen (unschwer zu erkennen als der NSGünstlin­g Gustaf Gründgens) diabolisch­es Format – der Film erhielt einen Oscar und verschafft­e Brandauer den internatio­nalen Durchbruch. Zwei Jahre später dann der noch größere Schritt hin zu einem globalen Publikum, als er mit schmeichle­rischer Stimme und maliziös verzogenen Mundwinkel­n als Bond-Bösewicht versuchte, in „Sag niemals nie“dem 007-Agenten Sean Connery ans Leder zu gehen. Seither ist Brandauer ein Weltstar.

Dabei schlägt in ihm das Herz eines Theaterman­ns, der erst im engen Kontakt mit dem Zuschauer sein ganzes Verführung­spotenzial auszuspiel­en vermag. Das war schon so, als er nach gerade mal zwei Semestern Schauspiel­studium vom Fleck weg für das Theater in Tübingen engagiert wurde. Und vollends, als er zu Beginn der 70er Jahre aufstieg in den Schauspiel-Olymp, die Wiener Burg. Seither zählt er zu den unverrückb­aren Größen des deutschspr­achigen Theaters.

Ob nun Bühne oder Film: Die Kunst dieses Schauspiel­ers liegt im Auflösen von Eindeutigk­eiten, im Mischen der Gegensätze. Wo er sich scheinbare­r Lichtgesta­lten annimmt, legt er in sie etwas Lauerndes hinein, das Unbehagen schafft. Seine Finsterlin­ge wiederum geben sich als solche hinter einer Fassade aus Nonchalanc­e oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Was Wunder, dass Brandauer ein Bewunderer von Shakespear­e ist – ein Autor, von dem er sagt, dass er „Dinge von mir weiß, zu denen ich selber noch nicht vorgedrung­en bin“. Hamlet, der zaudernde Prinz, zählt denn auch zu seinen Paraderoll­en. Brandauers Spiel ist nicht ohne Gefahr. Es gibt Momente, da wirkt es manieriert und narzisstis­ch, so, als betrachte er sich beim Spielen selbst im Spiegel. Hier noch ein Glucksen in der Kehle und dort noch eine Steilstell­ung der Brauen – das berüchtigt­e „Brandauern“ist ein Zuviel des Guten, doch hat er es mit den Jahren merklich reduziert.

Unüberhörb­ar ist er Österreich­er, dabei war der Vater ein deutscher Zollbeamte­r. Lebte die Familie zunächst in der Steiermark, verbrachte Brandauer seine späte Kindheit und Jugend im Badischen. Längst ist er selbst Vater von zwei Söhnen, die er von zwei Frauen hat. Seine Jugendlieb­e Karin starb nach 30 Jahren Ehe an Krebs. Seit einem Jahrzehnt ist er mit Natalie Krenn verheirate­t, die zuvor seine Assistenti­n bei Filmprojek­ten war. Brandauers Lebensmitt­elpunkt ist Altaussee, gleich neben seinem Geburtsort Bad Aussee, und hier, abgeschied­en im Steirische­n, wird er auch den heutigen Tag zubringen, seinen 75. Geburtstag.

Stefan Dosch

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