Lohnt sich – nicht
Noch ist das Abenteuer USA für Lidl kein Gewinn. Doch es gibt Hoffnung
Arlington Mit Milliardenaufwand und Starthilfe von Supermodel Heidi Klum hat der Discount-Riese Lidl vor einem Jahr seine ersten Läden in den USA eröffnet. Heute ist klar: Das Abenteuer USA ist für den erfolgsverwöhnten Billiganbieter noch kein Erfolg. Eigentlich sollten schon 100 Lidl-Filialen in Nordamerika die Konkurrenz aufmischen. Doch bisher ist gerade einmal gut die Hälfte tatsächlich eröffnet worden. „Lidl wollte in den USA den Erfolg erzwingen und in 10 oder 15 Jahren schaffen, wofür Aldi 40 Jahre gebraucht hat. Doch dabei sind ihnen offenbar einige Fehler unterlaufen“, sagt Matthias Queck von der Lebensmittel Zeitung.
Fehler gab es offenbar sowohl bei der Auswahl der Standorte als auch im Sortiment. Die Gestaltung der ersten US-Märkte gilt inzwischen als zu aufwendig. Lidl-Chef Klaus Gehrig hatte bereits neun Monate nach dem Start angedeutet, dass er mit der Entwicklung in den USA nicht zufrieden sei. In Nordamerika sei „das eine oder andere schiefgegangen“. Der amerikanische LidlChef musste gehen und wurde durch Johannes Fieber ersetzt, der zuvor Lidl Schweden leitete.
In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass Lidl inzwischen mit Hochdruck dabei ist, sein ursprüngliches Vertriebskonzept massiv zu überarbeiten. Aus dem Unternehmen heißt es offiziell lediglich, man entwickele sich „im amerikanischen Markt permanent weiter“. Für den Handelsexperten Queck sind solche Startschwierigkeiten allerdings kein Drama: „Wenn man auf einen anderen Kontinent geht, kann man nicht erwarten, dass von Anfang an alles klappt.“Mit dem Start in den USA habe Lidl erstmals seit Jahrzehnten Neuland betreten. „Da muss man einfach vieles ausprobieren und Fehler sind dabei unvermeidlich.“Lidl habe als nicht börsennotiertes Unternehmen jedoch einen langen Atem. „Die können auch mal fünf
Dass Lidl das Projekt stoppt, gilt als ausgeschlossen
oder zehn Jahre lang sagen: Wir kämpfen uns da durch“, meint er. Auch Aldi sei in Nordamerika anfangs nur langsam gewachsen. „Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sie in den USA richtig Fahrt aufgenommen haben.“
Heute verfügt Aldi in den USA über rund 1750 Läden. Dass Lidl angesichts des schwierigen Auftakts das Handtuch wirft, hält der Experte für ausgeschlossen. „Lidl kommt um den größten Markt der Welt nicht herum. Die werden das durchziehen, koste es, was es wolle.“
Immerhin geben Umfragen unter amerikanischen Verbrauchern Lidl durchaus Anlass zur Hoffnung. Die Marktforscher befragten 3600 USKonsumenten und kamen zu dem Schluss, dass das Vertrauen in die deutsche Kette vor allem bei jüngeren Verbrauchern wächst.