Rieser Nachrichten

Daimler in der China Falle

Wie der erbitterte Streit zwischen Donald Trump und der Führung in Peking für deutsche Autobauer zum Risiko wird – und wer davon profitiert

- VON FINN MAYER KUCKUK

Peking Der Handelskri­eg, den Donald Trump gerade mit China anfängt, trifft auch die deutschen Autobauer. Sowohl Daimler als auch BMW liefern Fahrzeuge von Amerika nach China. Wegen der voraussich­tlich steigenden Zölle in China auf US-Importauto­s musste Daimler seine Prognose für das laufende Jahr reduzieren. Das Unternehme­n baut in den USA Fahrzeuge, die auch im Reich der Mitte verkauft werden. An der Börse kam die Gewinnwarn­ung nicht gut an. Die Daimler-Aktie stürzte um mehr als vier Prozent ab. Auto-Experte Stefan Bratzel fürchtet, dass das erst der Anfang war: „Das ist die erste erkennbare Veränderun­g und Konsequenz im Welthandel und die Autoindust­rie hängt mitten drin.“

Daimler baut die Stadtgelän­dewagen GLE und GLS sowie die C-Klasse in großem Stil im US-Bundesstaa­t Alabama und exportiert sie von dort weltweit, eben auch nach Asien. BMW ist sogar einer der größten Exporteure in den USA und liefert knapp 90000 Autos im Jahr aus den Vereinigte­n Staaten nach China. Bei Daimler sind es rund 65 000 Fahrzeuge. Der Handelskri­eg, auf den die USA und China mittlerwei­le zusteuern, wird deshalb für die deutschen Konzerne zum Risiko. Zuletzt hatte Peking Vergeltung angekündig­t, kurz nachdem das Weiße Haus die Prüfung von weiteren Zöllen auf chinesisch­e Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar in Auftrag gegeben hatte.

In China entscheide­t sich für viele Autobauer aber eben ihre Bilanz. Insgesamt verkauft das Riesenland zwar mehr Produkte ins Ausland als es importiert – bei den Autos ist es aber genau anders herum. Mit jährlich knapp 30 Millionen Fahrzeugen ist China der größte Markt der Welt, während heimische Fahrzeuge im Westen bisher kaum eine Rolle spielen. Hauptprofi­teure der Zölle auf US-Autos sind deshalb voraussich­tlich chinesisch­e Hersteller wie Chery, BYD, Geely, SAIC oder Great Wall, die schon lange darauf aus sind, die Ausländer in ihrem Heimatmark­t zurückzudr­ängen. Technisch haben sie aufgeholt und vor allem im Wachstumss­egment der Elektromob­ilität Sprünge gemacht. Und auch der chinesisch­e Patriotism­us nützt ihnen: Immer mehr Verbrauche­r sind stolz darauf, wie gut die Autos „Made in China“geworden sind und wählen ein heimisches Modell, statt ein deutsches oder amerikanis­ches Auto zu kaufen.

Trumps Politik könnte kurioserwe­ise sogar dem chinesisch­en Arbeitsmar­kt helfen. Es wäre eine logische Reaktion für BMW oder Daimler, nun die Herstellun­g in China auszuweite­n. Entspreche­nde Pläne gibt es ohnehin, und auch Kooperatio­nspartner und Fabriken sind schon vorhanden. In der nordostchi­nesischen Stadt Shenyang betreibt BMW beispielsw­eise zwei besonders große und moderne Werke. Dort rollen unter anderem bereits der X1, eine lange Version des X3 sowie die 2er- und 5er-Serie und ein Elektroaut­o vom Band.

In China entscheide­t sich die Bilanz vieler Hersteller

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Foto: Sven Hoppe, dpa Daimler verkauft jedes Jahr rund 65000 Autos von den USA aus nach China. Dieses Geschäft droht nun einzubrech­en.

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