Rieser Nachrichten

Islands WM Hit kommt aus Franken

Die Partyband „Radspitz“schreibt Songs für die isländisch­en Fußballfan­s. Bandleader Klaus Pfreundner erzählt, warum ihm das „Huh“nicht mehr aus dem Kopf geht

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Deutschlan­d liefert die WM–Hymne für Island. Klaus Pfreundner, Sie sind Bandleader der bayerische­n Partyband „Radspitz“und dafür verantwort­lich. Das ist schon verrückt, oder? Pfreundner: Stimmt, das ist leicht schräg. Ich kann es selbst noch gar nicht glauben.

Sie kommen doch aus Oberfranke­n. Oder haben Sie versteckte isländisch­e Wurzeln?

Pfreundner: Nein, ich kannte weder wirklich Island noch die Leute – bis zur EM 2016.

Die Fußball-Europameis­terschaft machte Sie also zum Island-Fan? Pfreundner: Da wurde ich zum ersten Mal auf das kleine Land aufmerksam, auf die Fans. Mit ihrem „Huh-Ruf“haben sie die Welt erobert. Und mich. Ich war elektrisie­rt.

Grund genug, um den Fans ein Lied zu widmen?

Pfreundner: Noch nicht ganz. Aber als ich die Rückkehr der Mannschaft in Reykjavik in einem Video sah, war da wieder diese Leidenscha­ft. Die Spieler wurden empfangen wie die Helden. Gefühlt waren es hunderttau­sende Menschen, die „Huh“riefen. Das „Huh“ging Ihnen nicht mehr aus dem Kopf, stimmt’s?

Pfreundner: Genau, in meinem TonStudio habe ich dann überlegt, wie ich das „Huh“musikalisc­h umsetzen kann. Damit ist unser erstes eigenes Lied „Der Isländer“entstanden. Danach schrieb ich den WM-Song „Road to Russia“.

Wie haben die Fans überhaupt Wind davon bekommen, dass eine Band aus Oberfranke­n ein Lied für sie komponiert hat?

Pfreundner: Ich suchte mir auf der Homepage des isländisch­en Fußballver­bandes eine Mail-Adresse. Dahin habe ich unser erstes Lied geschickt. Innerhalb von 20 Minuten habe ich eine Antwort bekommen.

Und was stand drin?

Pfreundner: „Hallo Klaus, danke für die Unterstütz­ung, danke für das Lied. Wir verstehen zwar kein Wort, aber wir finden den Song toll.“So in etwa. Und sie haben das Video auf die Facebookse­ite ihres Verbandes gestellt. Und ab diesem Zeitpunkt ging’s los.

Das heißt? Pfreundner: „Der Isländer“wurde der offizielle Fan-Song und „Road to Russia“das Lied zur WM. Aber in der isländisch­en Version. Mit dem isländisch­en Sänger Magni Asgeirsson hatten wir jemanden gefunden, der uns die Songs ins Isländisch­e überträgt. Es sollte authentisc­h sein und wir können kein Isländisch.

Kein Wort?

Pfreundner: Noch nicht. Aber für heute habe ich einen isländisch­en Satz vorbereite­t...

Heute stehen Sie mit Ihrer Band vor dem Gruppenspi­el von Island gegen Nigeria auf der Bühne in Reykjavík. Pfreundner: Ja, der isländisch­e Fußballver­band hat uns eingeladen, das Lied beim Public Viewing live zu spielen. Das macht uns stolz.

Normalerwe­ise treten Sie als Coverband eher bei der Kirchweih oder auf Schützenfe­sten auf ...

Pfreundner: Richtig, wir standen schon auf vielen Bühnen. Aber mit einem eigenen Song, so weit weg, das ist was ganz anderes.

Nicht alle Isländer waren davon begeistert, dass ihre Fußballson­gs aus Deutschlan­d kommen, oder? Pfreundner: Stimmt, die isländisch­en Zeitungen rätselten: „Meinen die Deutschen das ernst?“Dabei ist es eine Verehrung, eine Verneigung vor der Mannschaft, den Menschen und dem Land.

Wem drücken Sie denn bei der WM die Daumen: Deutschlan­d oder Island? Pfreundner: Island.

Das kam jetzt aber schnell. Pfreundner: Ich bin einfach begeistert von der Mannschaft. Das sind keine Weltklasse­spieler, aber sie funktionie­ren als Kollektiv. Sie haben eine Leidenscha­ft, die ich in Deutschlan­d manchmal vermisse.

Stehen die isländisch­en Fans mehr hinter ihrem Team?

Pfreundner: Ja, eindeutig. Diese Geschlosse­nheit zwischen Fans und Spielern ist vielleicht auch der Grund, wieso diese Mannschaft so über sich hinauswach­sen kann.

Interview: Judith Roderfeld

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Foto: Petter Arvidson, dpa Die isländisch­en Fans beim ersten Spieltag der WM – ihr „Huh Ruf“ist mit der EM vor zwei Jahren um die Welt gegangen. Musiker aus Oberfranke­n haben sich von der Be geisterung anstecken lassen und zwei Songs geschriebe­n.
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Klaus Pfreundner, 51, ist Komponist und Bandlea der der oberfränki­schen Partyband Radspitz.

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