Die Rückkehr nach Frankreich
Formel 1 Nach zehn Jahren Pause fährt die Königsklasse wieder in dem Land, das den Motorsport erfunden hat
Die Vision eines Schnapshändlers führt die Formel 1 zurück zu ihren Ursprüngen. Reich geworden mit dem hochprozentigen Pastis, ließ Geschäftsmann Paul Ricard einst zu Werbezwecken eine Strecke ins Hinterland der Coté d’Azur bauen, die an diesem Wochenende zum Schauplatz des Frankreich-Comebacks der Rennserie wird. Nach zehn Jahren macht die Formel 1 wieder Station in dem Land, das den Motorsport erfand. „Eine echte Demütigung“sei die lange Pause für die Franzosen gewesen, behauptet Rennchef Christian Estrosi. Der frühere Bürgermeister von Nizza, der vor seiner PolitikKarriere als Motorrad-Pilot WMLäufe fuhr, holte die Formel 1 nach langen Verhandlungen zurück.
Rund 30 Millionen Euro müssen die Organisatoren dafür investieren, nur knapp die Hälfte davon ist durch öffentliche Subventionen gedeckt. Bevor das Vollgas-Spektakel jedoch endlich wieder beginnt, zwingen die Serpentinen und der kilometerlange Stau auf der Anfahrt zum Hochplateau von Le Castellet zur Entschleunigung. Wer es sich leisten kann, landet deshalb mit dem Helikopter auf dem Privatflugplatz gleich neben dem Fünf-Sterne-Hotel am Haupteingang zur Strecke. Am Donnerstag aber ist von VIPGästen noch nichts zu sehen, Schulklassen suchen bei mehr als 30 Grad Schattenplätze auf den Tribünen und bejubeln ein paar Sportwagen bei Showrunden. Am Freitag dann wird erstmals nach 28 Jahren wieder ein offizielles Formel-1-Training auf dem Circuit Paul Ricard gefahren. Nach dem letzten Grand Prix in Le Castellet war bis 2008 noch Magny-Cours Gastgeber für die Formel 1 in Frankreich und erlebte in dieser Zeit gleich acht Siege von Michael Schumacher. Dann wurde den Franzosen der Spaß zu teuer.
Ein echter Kulturbruch, wo doch 1894 zwischen Paris und Rouen das erste Autorennen der Geschichte ausgefahren worden war. 1906 wurde in Le Mans zum ersten Mal ein Rundstrecken-Rennen als Grand Prix veranstaltet. Und 1950, im Gründungsjahr der Formel 1, gehörte Frankreich mit einem Großen Preis in Reims zu den sieben Rennen des ersten Saison-Kalenders. „Frankreich war immer Teil der Geschichte der Formel 1, auf jede erdenkliche Weise“, sagt der viermalige Weltmeister Alain Prost. Sechsmal hat Prost sein Heimrennen in Frankreich gewonnen, viermal davon auf dem Circuit Paul Ricard.
Der letzte Grand-Prix-Sieg eines Franzosen allerdings liegt schon 22 Jahre zurück, Olivier Panis triumphierte 1996 im Chaos von Monaco. In diesem Jahr stellt Frankreich mit drei Piloten immerhin die größte Fraktion im Fahrerfeld. Neben Haas-Routinier Romain Grosjean (32) lassen vor allem Esteban Ocon (21/Force India) und der 22-jährige Pierre Gasly (Toro Rosso) die französischen PS-Fans auf eine erfolgreiche Zukunft hoffen.