Zeitung hat Zukunft
Bei der Tagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing sprach Herausgeberin Alexandra Holland über den Medienwandel
Auf Einladung des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse hat Alexandra Holland am vergangenen Samstag im Rahmen der Wochenend-Tagung des „Politischen Clubs“der Evangelischen Akademie in Tutzing vor rund 150 Zuhörern über die Zukunft der regionalen Tageszeitung gesprochen. Die Regionalzeitung hat nach Überzeugung der Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen auch in einem schwierigen medialen Umfeld gute Zukunftsaussichten. Denn die Heimatzeitung sei tief in der Region verankert, biete den Lesern Verbundenheit und einen Blick nach außen, sagte sie bei der Tagung zum Thema „Medien im Wandel – Medien in der Krise“. Die Regionalzeitung sei für die Leser ein „Marktplatz“, auf dem sie finden, was sie in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft beschäftigt, so Alexandra Holland. Die Zeitung müsse deswegen noch näher ran an die Menschen, besser verstehen, was sie wirklich bewegt, und mit ihnen in partnerschaftlichen Dialog treten. Für diesen „Journalismus zum Anfassen“seien „starke Redaktionen“nötig, betonte sie. Den Journalismus insgesamt sieht sie nicht in einer Krise. Das Vertrauen der Menschen in die Tageszeitungen habe in den vergangenen Jahren eher wieder zugenommen. Hier Auszüge aus ihrer Rede: „Es gab nie eine bessere Zeit, Journalist zu werden – denn erstens war es noch nie so leicht, so viele Menschen zu erreichen, auf so vielen Kanälen. Und zweitens hat sogar die ganze Debatte um journalistische Glaubwürdigkeit, so verletzend und anstrengend sie gelegentlich verlaufen mag, auch ihre guten Aspekte. Denn Fake News sind ja das Gegenteil von dem, wofür Qualitätsjournalismus steht. Wir haben uns immer weitergeschult, die richtigen und glaubwürdigen Informationen und Quellen herauszufiltern – und etwa verifizieren zu können,
„Fake News sind ja das Gegenteil von dem, wofür Qualitätsjournalismus steht.“
Herausgeberin Alexandra Holland
wem wir im Netz trauen können und wem nicht.“
„Das ist auch nötig, denn das Internet hat die Dialogkultur zwischen Journalisten und Journalismus-Nutzern völlig verändert. Die Leser … wollen sich nicht mehr von uns Journalisten die Welt von oben herab erklären lassen. Sie suchen sich verstärkt ihre eigenen Informationen und sie fordern unsere Thesen, unsere Wertung direkt heraus – indem sie mailen, schreiben, posten. … Wohl noch nie haben wir Journalisten und Verleger so auf Augenhöhe mit unseren Leserinnen und Lesern kommuniziert.“
„Außerdem: Die Debatte um Fake News und Hasspropaganda führt jedem Journalisten jeden Tag neu vor Augen, wie elementar wichtig sein Berufsstand ist – wie sehr wir engagierten, tiefgründigen Journalismus brauchen, der bereit ist, über alles zu diskutieren, aber nicht über die Fakten und die Wahrheit. Und ich glaube fest daran, dass es für diese Art von Journalismus ein sehr gutes Geschäftsmodell gibt, auch – oder eben gerade! – im Regionalen. Denn dort können wir gerade diese Leuchtturmfunktion bieten, die im Meer des digitalen Angebotes von den Menschen weiter geschätzt wird.“