Bitte nicht nur im Kämmerlein
Es ist löblich, dass Innenminister Herrmann nach Donauwörth kommt, um vor Ort Stellung zu nehmen zur Umwidmung der Asyl-Erstaufnahme in ein Ankerzentrum. Obwohl Wahlen anstehen, ist das kein Selbstläufer für eine Kreisstadt. CSU-Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler betonte diese Woche zurecht, dass Transparenz das Gebot der Stunde sei. Es bleibt zu hoffen, dass das auch für den Ablauf des Ministerbesuchs gilt.
Vor allem den Donauwörther Stadträten brennen wichtige Fragen unter den Nägeln, die Bürger wollen wissen, was in ihrer Stadt passiert – und da wäre ein bloßes Treffen hinter verschlossenen Türen ein bedenklicher Weg. Derweil hat Fackler ebenfalls recht, wenn er anmahnt, realpolitisch zu agieren, aber auch Ruhe zu bewahren in der Asylfrage – denn die Ankerzentren können durchaus mit ihrer Hinwendung zur materiellen Grundversorgung in Form von Sach- statt Geldleistungen zu einer Abschwächung des Anreizes für pure Wirtschaftsmigration führen. Es bleibt abzuwarten, ob auch die linke Seite des politischen Spektrums angesichts aktuell bedenklicher Massenmigrationsbewegungen irgendwann auch mal realpolitisch einschwenkt.
Andere, wie etwa Landrat Rößle und weitere Engagierte, leisten derweil sinnvolle und beherzte Fluchtursachen-Bekämpfung mit nachhaltiger Projekt- und Spendenarbeit. Dass einige Meckerer darüber den Kopf schütteln, erscheint angesichts der globalen Fluchtbewegungen dieser Tage geradezu paradox. Die Afrikahilfe zeigt, dass beides kompatibel ist: nachhaltige Hilfe für arme Regionen einerseits, maßvolle Realpolitik und Erkennen eigener Grenzen andererseits.